Tag der Schiene: „Macht die Schiene zum Verkehrsträger Nr.1!“

Zum ersten Mal „Tag der Schiene“ in Deutschland! Zum Auftakt der „Europäischen Woche der Mobilität“ wird in über 300 Veranstaltungen bundesweit „die Schiene gefeiert“. Bei vielen ist die EVG mit dabei. Etwas Besonderes hatte sich die EVG- Geschäftsstelle ausgedacht: Sie lud zum „Tacheles reden auf dem Roten Sofa“.

Auf dem Platz vor dem Erfurter Hauptbahnhof lud die EVG Erfurt zu insgesamt vier Gesprächsrunden, in denen der aktuelle Zustand des Verkehrsträgers Schiene, vor allem aber die anstehenden Herausforderungen aus verschiedenen Warten her beleuchtet wurden.

Der stellvertretende EVG-Vorsitzende Martin Burkert stellte dabei klar, dass es angesichts des Klimawandels und der aktuellen Energiekrise nur ein Motto geben kann: „Macht die Schiene zum Verkehrsträger Nr.1! Die Eisenbahn muss das Verkehrsmittel dieses Jahrhunderts werden!“ Man müsse nicht nur „am Sonntag darüber reden, sondern auch die ganze Woche danach handeln.“ Notwendig dafür sei ein Hochlauf an Investitionen zum Ausbau des Schienennetzes von derzeit 3 auf 4 Milliarden Euro jährlich.

An den von EVG-Gewerkschaftssekretär Tarek Bannoura moderierten Gesprächsrunden nahmen Vetreter:innen der Thüringer Landespolitik, der Arbeitgeber, des DGB, aber auch von Verbänden und Bürgerinitiativen teil, mit denen die EVG kooperiert. Sie waren sich in einem Punkt einig: Der Moment, die Schiene nach vorne zu bringen und damit endlich die sozial-ökologische Verkehrswende einzuleiten, ist genau jetzt. Die große Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass der Rückhalt in der Bevölkerung da ist. „Erst kam die Pandemie, und die Züge sind gefahren“, so Martin. „Die Nudelzüge sind beklatscht worden. Dann kam der Ukraine-Krieg, 800.000 Geflüchtete sind mit der Bahn befördert worden. Dann kam das 9-Euro-Ticket. Die Belastungen für unsere Kolleginnen und Kollegen waren enorm, aber auch ihre Leistungen.“

„Wir sind kritisch, aber wir sind auch Optimisten“, ergänzte Matthias Altmann, Betriebsratsvorsitzender bei der DB Netz AG Erfurt und Mitglied im EVG-Verkehrsausschuss. „Wir haben engagierte Beschäftigte, die die Verkehrswende wolle, auch engagierte Führungskräfte.“ Er mahnte aber auch an, „dass wir keine Zeit mehr haben. Wir müssen jetzt handeln, es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.“ Mario Noack, Vorsitzender des EVG-Landesverbandes Thüringen, und die Regionale Jugendkoordinatorin Victoria Ebnet, forderten, die Arbeit der Beschäftigten bei den Eisenbahnen wieder mehr wertzuschätzen. „Es geht nicht nur um gute Ausbildung, die Arbeit muss auch attraktiv sein“, so Victoria. „In allen Branchen werden Fachkräfte gebraucht, aber die Eisenbahnunternehmen hinken bei diesem Thema hinterher.“ Mario plädierte für moderne Arbeitszeitmodelle und forderte mehr Sicherheit vor Übergriffen. Sein klarer Appell: „Wir müssen die Eisenbahnerberufe so weiterentwickeln, dass die Menschen wieder mit Leib und Seele Eisenbahnerin und Eisenbahner sein wollen.“