Internationaler Tag der Pflegenden: Schnell liefern statt jahrelang prüfen
Am 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflegenden. Er lenkt den Fokus auf die wichtige Arbeit aller, die pflegen. Das sind die Beschäftigten in den Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen, unzählige Ehrenamtliche und das sind alle, die einen nahestehenden Menschen versorgen.
Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes gehen von 5,7 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland aus. Fast neun von zehn Pflegebedürftigen (86 %) werden zu Hause, ohne professionelle Unterstützung versorgt, unter großem Einsatz von Familie oder Freund:innen. Diese pflegerische Versorgung leisten auch die Kolleg:innen der Eisenbahner:innen-Familie, oft während sie im Schicht- und Wechseldienst arbeiten.
„Unsere Kolleg:innen übernehmen diese so wichtige Unterstützung nebenbei. Vor oder nach der Arbeit im Zug, im Büro, am Schalter, in der Werkstatt oder am Gleis. Die Pflegenden - immer noch meistens Frauen - geraten dadurch oft in eine schwierige Lage. Viele verringern deswegen ihre Arbeitszeit oder geben ihre Erwerbstätigkeit ganz auf. So steigt ihr Armutsrisiko im Alter“, fasst die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay die Situation zusammen.
Zur Entlastung von pflegenden Angehörigen und solchen mit Kindern im Schichtdienst hat die EVG im aktuellen Tarifabschluss bei der DB AG die Möglichkeit geschaffen, ab 2027 0,87 % des Zusatzgeldes (ZUG) in zwei zusätzliche freie Tage umzuwandeln. Dies gilt für Schichtarbeitende, wenn sie Kinder unter 12 Jahren betreuen oder Angehörige ab dem zweiten Pflegegrad pflegen (weitere Informationen hier). Ähnliche Regelungen gibt es auch im NE-Bereich.
„Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, dass sie etwas unternimmt, um die Situation unserer pflegenden Kolleg:innen zu verbessern. Das im Koalitionsvertrag angekündigte Budget für Alltagshelfer:innen wäre ein erster guter Schritt. Hier muss jetzt schnell geliefert werden und nicht jahrelang nur ‚geprüft‘ werden“, fordert Najda Houy als Vorsitzende der EVG-Bundesfrauenleitung.
„Statt die dringenden Finanzprobleme in der Sozialen Pflegeversicherung zu lösen, setzt Schwarz-Rot eine Arbeitsgruppe ein. Entlastungen für die Beitragszahlenden sind nicht zu sehen. Es gibt auch keinen Plan, wie das Geld zurückgezahlt werden soll, das während der Corona-Zeit aus dem Ausgleichsfonds genommen wurde. Gut ist: Das Pflegezeitgesetz und das Familienpflegezeitgesetz sollen zusammengelegt werden. Die Freistellung soll leichter werden, und mehr Angehörige sollen Pflegezeit bekommen können. Diese Änderungen müssen jetzt schnell kommen - für alle, die pflegen“, sagt Cosima Ingenschay.
„Wir werden weiterhin in den Betrieben, tariflich und politisch am Ball bleiben, um weitere Entlastungen für alle pflegenden Beschäftigten zu schaffen“, so Houy abschließend.
Hinweise:
Für alle ehrenamtlich engagierten EVG-Kolleg:innen, die pflegen, haben wir als EVG die Broschüre „Pflege und Ehrenamt“ entwickelt.
Die EVG hat außerdem mehrere Checklisten speziell für pflegende Angehörige entwickelt: