Genehmigung für Riesen-Lkw: EVG kritisiert geplante Verlängerung

Die EVG hat die geplante Verlängerung der Genehmigung für Riesen-Lkw scharf kritisiert. Mit einer neuen Verordnung will das Bundesverkehrsministerium diese übergroßen Lkw weiterhin auf deutschen Straßen zulassen.

In einer Stellungnahme (weiter unten zum Download) zum Verordnungsentwurf haben wir unsere Kritik klar formuliert. Denn gerade dieser Riesen-Lkw-Typ ist besonders schädlich für die Verkehrsverlagerung auf die Schiene.

Lang-Lkw - klingt harmlos, ist verheerend
Übergroße Lkw vom sogenannten Typ 1 bestehen aus einer Sattelzugmaschine und einem Sattelanhänger. Die Sattelanhänger überragen mit fast 15 Metern die übliche Länge um etwa 1,40 Meter.

Das klingt nach recht wenig, doch es reicht, damit die Fahrzeuge nicht mehr auf die Schiene verladen werden können. Bislang übliche kürzere Sattelauflieger sind etablierte Ladeeinheiten im Kombinierten Verkehr (KV). Dabei werden Lkw-Anhänger per Kran in Eisenbahnwagen verladen und legen die Langstrecke klimaschonend auf einem Güterzug zurück. Lediglich die ersten und letzten Kilometer fahren sie auf der Straße. Damit Lkw-Sattelanhänger in alle gängigen Eisenbahn-Taschenwagen passen, dürfen sie nicht länger als 13,60 Meter sein.

Überlange Sattelanhänger sind dagegen in viele moderne Taschenwagen nicht umschlagbar. Sie können auch nur in Deutschland fahren, denn sie überschreiten auch die europaweite Standard-Länge im Straßenverkehr. Diese Verordnung ist also wieder ein deutscher Sonderweg in Europa und eine Extrawurst für Spediteure.

Noch billiger, noch mehr, noch gefährlicher
Größere Lkw sorgen für geringere Transportkosten pro Palette. Deshalb wird der Straßengüterverkehr gegenüber der Schiene noch günstiger und Transporte werden zurück auf die Straße verlagert. Immer mehr Lkw und Staus sind die Folge.

Der harmlos daherkommende „Lang-Lkw“ ist auch deshalb so verheerend, weil diese Fahrzeuge im gesamten Straßennetz von 15 Bundesländern erlaubt sind. Nur Berlin hat Riesen-Lkw bislang nicht zugelassen. Aus guten Gründen, denn die Fahrzeuge sind auch eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer:innen und den Schienenverkehr. So ist beispielsweise an den deutschlandweit über 15.000 Bahnübergängen der Platz hinter den Schranken oft so kurz, dass das Heck vom Riesen-Lkw noch auf der Schiene steht.

Widerspruch zu verkehrspolitischen Zielen der Bundesregierung
Im Koalitionsvertrag hat die Ampel-Koalition vereinbart, mehr Güter von der Straße auf die umwelt- und klimafreundliche Schiene zu verlagern und bis zum Jahr 2030 den Marktanteil des Schienengüterverkehrs auf mindestens 25 Prozent zu steigern. Der Einsatz von übergroßen Lkw steht dazu im Widerspruch und ist schlecht für die Verkehrssicherheit:

  • Die Verlagerung vom Lkw auf die Schiene und der Klimaschutz werden konterkariert.
  • Verlässliche Industrie-Standards für Ladeeinheiten werden aufgeweicht.
  • Investitionen in Eisenbahn-Wagen für den Transport von Lkw werden entwertet.
  • Der Straßenverkehr wird gefährlicher und Bahnübergänge unsicherer.

Deshalb fordern wir, dass jetzt endlich Schluss sein muss mit Riesen-Lkw. Deutschland braucht keine noch größeren und gefährlicheren Lkw, die der Schiene die Transporte abjagen und damit auch Arbeitsplätze bei den Güterbahnen gefährden. Güterzüge entlasten unsere Straßen und schonen das Klima, denn ein Zug ersetzt 52 Lastwagen. Daher sollte der Bund jetzt endlich den Schienengüterverkehr auskömmlich fördern. Das sichert gute Arbeitsplätze und ist besser für Umwelt und Klima.