Martin Seiler: „Kooperation statt Konfrontation“

„Mitbestimmung heißt für mich auch Mitverantwortung“, so Martin Seiler. Seit Jahresbeginn leitet er das Personalressort im Vorstand der Deutschen Bahn. Der EVG-Bundesvorstand hatte ihn als Gast in seine April-Sitzung eingeladen, die Perspektiven der Personalentwicklung im Konzern zu diskutieren.

Martin Seiler im Bundesvorstand

Martin Seiler kennt beide Seiten: Er war sowohl Top-Manager bei der Deutschen Post und der Deutschen Telekom – aber auch hauptamtlicher Gewerkschafter (bei der Deutschen Postgewerkschaft). Vor dem höchsten politischen Gremium der EVG warb er für eine Mitbestimmung auf Augenhöhe und für ein Zusammenwirken der Sozialpartner bei der Weiterentwicklung des DB-Konzerns.

„Man wird nicht immer einer Meinung sein, aber ich setze auf Kooperation statt Konfrontation. Wir sollten die Perspektiven des Konzerns gemeinsam entwickeln.“ Und dies müsse sich in einem Dreieck vollziehen: „Alles, was wir machen, muss den Kunden nützen, es muss den Beschäftigten nützen und es muss dem Unternehmen insgesamt nützen.“

Für das laufende Jahr setze er acht Themenschwerpunkte, so Seiler weiter. Darunter die Einstellung von 19.000 neuen Beschäftigten und damit verbunden die Optimierung des Recruitings; die Verbesserung der Personal- und Führungskräfteentwicklung; ein professionelles Veränderungsmanagement. Natürlich müssten auch die Arbeitsbedingungen weiter verbessert werden, z.B. durch die Tarifrunde, die Gestaltung der Digitalisierung oder durch neue Arbeitszeitmodelle.

Der Bundesvorstand begrüßte im Wesentlichen die Ausführungen des neuen DB-Personalchefs. Aber auch kritische Fragen wurden gestellt: die galten zum Beispiel dem zentralen Recruitung. „Das Recruiting gehört in die Betriebe“, so eine klare Aussage. Der Wissenstransfer müsse sichergestellt werden - vor dem Hintergrund, dass Zehntausende Beschäftigte in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden. Vertreter der EVG-Jugend mahnten an, dass die DB ihre Attraktivität insbesondere für junge Menschen verbessern müsse.

„Die Position des Arbeitsdirektors ist Bindeglied zwischen den Beschäftigten und dem Vorstand“, so der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. „Dass wir auch Martin Seiler ausgewählt haben, heißt nicht, dass er unser verlängerter Arm ist. Aus den unterschiedlichen Rollen ergibt sich,  dass es Interessenkonflikte geben wird. Wichtig ist, dass wir eine Zusammenarbeit organisieren, die von Respekt und Wertschätzung getragen ist.“