Interview zum „Welttoilettentag“

Zum internationalen „World Toilet Day“ („Welttoilettentag“) haben wir mit Elisabeth Springer, von der Ortsfrauenleitung (OFL) Berlin und Tanja Feuerbaum, Vorsitzende der OFL Hamm-Bielefeld und Mitglied der Bundesfrauenleitung, gesprochen. Beide sind im Arbeitskreis World Toilet Day der EVG-Bundesfrauenleitung aktiv.

Elisabeth Springer und Tanja Feuerbaum

1. Was hat euch dazu bewegt, sich mit dem World Toilet Day auseinander zu setzen?

Tanja: Wir haben in Hamm schon 2019 eine Aktion durchgeführt, bei der wir die Kolleg*innen direkt nach ihren Sanitäranlagen gefragt haben. Da hat sich gezeigt, dass die Zustände z.B. in den Fahr- und Fahrwegdiensten alles andere als golden sind.

Auslöser für unsere Aktion war ein Bericht über die prekären Sanitärbedingungen in der indischen Arbeitswelt. Hier speziell wurde der Transportsektor betrachtet. Durch diesen Bericht wurde ich auf den WTD aufmerksam und die Idee für eine Aktion in 2019 war geboren.

Elisabeth: Ich bin ja schon eine Weile nicht mehr im aktiven Dienst, kenne aber die Probleme, die Tanja beschreibt. Darüber hinaus habe ich immer wieder festgestellt, dass Frauen es im Alltag oft nicht einfach haben, mal "müssen zu dürfen". 

Zu meinen Beweggründen würde ich auch die fehlende Barrierefreiheit für Menschen mit körperlichen Einschränkungen zählen, da gibt es immer noch davon betroffen Mitarbeiter*innen, sicherlich auf der Strecke, aber auch im Bürobereich.

2. Was sind besondere Herausforderungen eurer Gewerkschaft im Sanitärbereich?

Tanja & Elisabeth: Das ist sehr unterschiedlich, je nach Bereich, Unternehmen und Standort. Für die Kolleg*innen im Busbereich, Lokführer*innen und alle, die mobil draußen arbeiten (z.B. im Gleisbau oder bei Fahrwegdiensten) mangelt es oft schlicht und einfach an Sanitäranlagen oder entsprechenden Möglichkeiten diese zu nutzen. Aufkommende Verspätungen erschweren den Kolleg*innen am Ziel- und Wendepunkt in Ruhe ein WC aufzusuchen.

Da wo es Sanitäranlagen gibt, ist die Frage, wie sauber und gut ausgestattet diese sind. Davon abgesehen sind auch Toiletten für Frauen nicht überall eine Selbstverständlichkeit.

3. Was kann hier verbessert werden?

Elisabeth & Tanja: Bestehende Regelungen müssen eingehalten werden. Es darf keine Ausreden von Arbeitgeber*innen bei dem Thema geben. Wir müssen dafür sensibilisieren, bei Problemen das Thema auf die Tagesordnung der Interessenvertretungen zu setzen.

Saubere und gut ausgestattete Sanitäranlagen sollten die Regel und nicht die Ausnahme sein, egal wo und wie die Kolleg*innen arbeiten, z.B. müssen bewegliche Baustellen mit einem WC ausgestattet sein. Die Notdurft im Grünen zu verrichtet ist für die betroffenen Kolleg*innen sehr unangenehm.

Für Frauen wäre es eine Erleichterung, wenn Hygieneartikel wie Tampons, Binden etc.  bereitgestellt würden und man sich darauf verlassen könnte, dass es Möglichkeiten zur Entsorgung in den Kabinen gibt.

In der Pandemie galten einige besondere Hygiene-Regelungen, die eine Verbesserung waren, diese könnte man beibehalten.