EVG-Frauen NRW in der Dortmunder Steinwache

Unauffällig, fast versteckt steht das ehemalige Dortmunder Polizeigefängnis neben einem großen Kino direkt am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs. Nur die Flaggen signalisieren: dort ist etwas Besonderes.

Ja, sehr besonders ist dieser Ort, an dem während des Nationalsozialismus mehr als 66.000 Menschen festgehalten und vielfach vor allem durch die Gestapo misshandelt wurden. Direkt am Eingang zeugen Stolpersteine für die hier vor Ort verstorbenen Insassen. 

Die Führung durch das Gefängnis Steinwache startete für die EVG-Frauen aus Hamm und NRW direkt im Aufnahmebüro. In diesem Raum lag ein unter Plexiglas aufgeschlagenes Original-Haftbuch. Namen, Wohnort, Geburtstag und Haftgründe, wie das Anheften von Flugblättern, Funktionär der SPD oder KPD zu sein, staatsfeindliche Umtriebe, später auch Verbreitung von Gerüchten, Arbeitsbummelei und Arbeitsverweigerung waren sichtbar und hinterließen ein erstes bedrückendes Gefühl bei den Teilnehmerinnen. 

Größtenteils wurden Jüdinnen und Juden sowie ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter von der Gestapo in die Steinwache verschleppt. Viele von ihnen wurden direkt aus der Steinwache in Konzentrationslager deportiert. 

Weitere Räumlichkeiten wurden betreten, in denen Gesichter von Menschen sichtbar wurden, die hier im Gefängnis gefoltert und zu Geständnissen erpresst wurden. Sogenannte Verhörunterstützungsgeräte lagen in Ausstellungsvitrinen und zeugten von den brutalen Szenen, die sich hier in den Räumlichkeiten abgespielt haben müssen. 

Jede einzelne Zelle erzählte Geschichten von Menschen, die hier eingesessen haben. In diesem Zusammenhang erfuhren die Kolleginnen etwas über die sogenannte Zellenhierarchie - denn im Bett schlafen durfte der Zellen-Älteste wobei hier nicht das Alter, sondern die Zeit des Aufenthaltes in der Steinwache zählte. Wer zuletzt kam, hatte im Eingang auf dem Boden zu liegen und musste sich als Erster den Schlägen der Wärter unterziehen. 

Wiederum in einer anderen Zelle hinter Glas konnten die Besucherinnen die Gedichte von Insassen lesen. Die Steinwache war stets überfüllt und so war es nicht ungewöhnlich, dass man unterschiedliche Personengruppen in eine Zelle einsperrte und anstatt direkt Folter auszuüben, wartete man auf schmerzhafte Infektionen, die durch Streit ausgelösten Schlägereien mit sich brachten. 

Nach gut zwei Stunden verließen wir die kalte Mahn- und Gedenkstätte. Draußen vor der Tür standen wir schweigend in der Sonne zusammen und verabschiedeten uns ohne große Worte.