„Eine neue goldene Ära der Schiene schaffen wir nur, wenn alle Mitarbeiter wieder mit Stolz sagen können: Das ist meine Bahn!“

Die EVG hat ihre Forderungen nach einem Gesamtkonzept für die Schiene bekräftigt. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte der EVG-Vorsitzende und Aufsichtsratsvize der DB AG, Torsten Westphal: „Wichtig ist, jetzt eine Gesamtstrategie zu entwerfen und sie politisch zu flankieren. Wir brauchen einen Masterplan zur Umsetzung und mit dem Bekenntnis, dass die Schiene das Rückgrat der Mobilität in Deutschland ist und alles dafür getan wird.“

Gleichzeitig erteilte Westphal erneuten Forderungen nach einer Trennung von Netz und Betrieb eine klare Absage. Zunächst sollten die Ursachen für die aktuelle Situation gründlich analysiert werden und darüber nachgedacht werden, wie die DB AG für die Zukunft am besten gerüstet wäre. „Aber die Trennung von Netz und Betrieb halten wir weiter für den falschen Weg. Andere Länder wie Großbritannien und Frankreich sind mit der Trennung schlecht gefahren, das sollten wir vermeiden.“

Das Ziel der Deutschen Bahn, die Fahrgastzahlen im Fernverkehr zu verdoppeln und mehr Güter auf der Schiene zu bringen, sieht der EVG-Vorsitzende skeptisch. Jeder wisse, dass dies mit der jetzt schon überlasteten, zu lange vernachlässigten Infrastruktur keinesfalls zu schaffen sei: „Für eine leistungsstärkere Bahn ist nicht nur eine umfassende Modernisierung des Netzes zwingend, sondern auch ein massiver Neu- und Ausbau von Strecken und Anlagen. Hier müssen die Mittel auf mindestens drei Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt werden, wir halten eher fünf Milliarden Euro für nötig.“

Der EVG-Vorsitzende ging auch auf die Unzufriedenheit vieler Beschäftigter in den Kundenbereichen des DB-Konzern ein. Diese würde immer den Ärger abbekommen, wenn etwas nicht funktioniere. „Und natürlich haben die vielen Probleme mit Qualität und Pünktlichkeit dazu geführt, dass es Kolleginnen und Kollegen immer schwerer fällt, sich noch mit dem Unternehmen zu identifizieren. Das muss sich unbedingt ändern. Eine neue goldene Ära der Schiene schaffen wir nur, wenn alle Mitarbeiter wieder mit Stolz sagen können: Das ist meine Bahn!“

Das Interview ist an diesem Montag im Tagesspiegel erschienen.