Abellio NRW Notvergabe: EVG drängt auf bessere Vergaberegeln

Heute fahren zum vorerst letzten Mal Regionalzüge von Abellio in NRW. Das Unternehmen ist pleite und musste den Betrieb auf- und abgeben. Ab Dienstag werden das S-Bahn-Netz Rhein-Ruhr und das Ruhr-Sieg-Netz im Rahmen einer Notvergabe neu betrieben.

DB Regio NRW, DB Regio Westfalen, National Express und VIAS Rail springen ein. In Zahlen heißt das: 15 Linien ODER gut 200.000 Zugfahrten pro Jahr ODER umgerechnet rund 21 Mio. Zugkilometer, die die vier Unternehmen zusätzlich aus der Hüfte stemmen müssen. Das gesamte Volumen verteilt auf fünf Nordrhein-Westfälische SPNV-Netze, mit Verkehrsleistungen auch in die benachbarten Bundesländer und ins Nachbarland Niederlande.

Die rund 1.080 Beschäftigten von Abellio NRW sind auf die drei „Not-Betreiber“ verteilt worden. Im Dezember wurden die Kolleginnen und Kollegen über die neue Zuordnung informiert. Mit Beginn des neuen Jahres wurden die Abellio-Beschäftigten in ihre neuen Betriebe eingeführt. Begleitet wird der Prozess parallel von der EVG und ihren Betriebsräten. Seit langem mahnen wir die n Vergabepraktiken der Aufgabenträger an und fordern deutliche Nachbesserungen. „Geiz ist geil“ kann für niemanden die Lösung sein. 

Wofür sonst Bahnunternehmen zwei Jahre Planungsvorlauf haben, dafür müssen jetzt 6 Wochen genügen. Deswegen gibt es bereits in Abstimmung mit den Aufgabenträgern einen Übergangsfahrplan mit eingeschränktem Angebot bis Ende Februar. Die drei übernehmenden EVU sind sich geschlossen darüber einig, die Einschränkungen in Folge des Übergangs für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. „Hier ziehen DB Regio, National Express, VIAS Rail an einem Strang“, bestätigt Christian Drelmann, Leiter der EVG-Geschäftsstelle Hamm. „Traurig ist, dass es überhaupt soweit kommen musste“.

Abellios Probleme stehen beispielhaft für den wirtschaftlichen Schlingerkurs des gesamten SPNV. Grund: Seit gut 20 Jahren vergeben die Länder Strecken und ganze Netze an den billigsten Anbieter. Das rächt sich nun. Wir als EVG bedauern das sehr, sehen uns aber zugleich darin bestätigt, dass wir mit unserer Forderung nach besseren Vergaberegelungen richtig liegen. 

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