„Der See fasziniert mich jeden Tag aufs Neue“

Aus unserer Reihe "Arbeiten, wo andere Urlaub machen":

Einmal hatte sich ein junger Mann etwas sehr Romantisches ausgedacht: einen Heiratsantrag auf See. „Er hatte ein Banner dabei und fragte uns, ob er das auf dem Schiff aufhängen dürfe“, erinnert sich Christoph Rimmele. Das durfte er und die junge Dame, der der Antrag galt, sagte begeistert „Ja“. „Was daraus geworden ist, wissen wir nicht, aber wir haben zumindest unseren Teil beigetragen.“

Christoph Rimmele ist Schiffsführer, so seine offizielle Berufsbezeichnung, bei den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB). „Aber im Volksmund ist man eben schon der Kapitän“, sagt der 51-jährige. Wobei sein Arbeitsplatz nicht nur die Schiffsbrücke ist. „Es geht einem schon das Herz auf, wenn man über Deck geht und die Kinder einem zuwinken.“ Und wenn an Bord Geburtstag gefeiert wird, kommt der Kapitän natürlich auch gerne zum Gratulieren oder für das Erinnerungsfoto dazu.  

1988 kam der gelernte Energieanlagenelektroniker zu den Bodensee-Schiffsbetrieben, die damals noch zur Bundesbahn gehörten. Eigentlich wollte er nur kurz bleiben und Geld für ein Studium verdienen, aber daraus wurde nichts. Daraus wurde vielmehr: ein Traumjob. „Einmal Schifffahrt, immer Schifffahrt“, sagt er. „Ich kann mir heute nichts anderes mehr vorstellen.“ Schiffselektriker, Steuermann, Schiffsführer: Seit 1992 steuert er Schiffe mit gutgelaunten Touristen und Ausflüglern über Deutschlands größtes Binnengewässer.

Wenn Christoph Rimmele seine Arbeit und seinen Arbeitsplatz beschreibt, kommt er schnell ins Schwärmen. „Ich fahre jeden Tag gerne auf den See hinaus, er fasziniert mich jeden Tag aufs Neue. Die Alpenkulisse, das Wasser, das Licht, die Fahrgäste, es wechselt jeden Tag, kein Tag ist wie der andere.“ Jeder Teil des Sees, sagt er, habe seinen Reiz: der Obersee mit seiner großen Weite; der Untersee, Durchfluss des Rheins, der mehr an einen breiten Fluss erinnere; oder auch der Überlinger See mit der Insel Mainau als Publikumsmagneten.

190 Beschäftigte arbeiten ganzjährig bei den Bodensee-Schiffsbetrieben, die seit 2004 eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz sind. Im Sommer kommen noch einige Aushilfen dazu, an den Ticketschaltern, bei den Anlegestellen, z.T. auf den Schiffen selbst. Das Geschäft der BSB ist, von einigen wenigen Sonderfahrten abgesehen, ein Saisongeschäft. Die Schiffe fahren von Ostern bis etwa Mitte Oktober. Wenn sie im Herbst im Hafen von Konstanz bleiben oder in die Werft gebracht werden, müssen erstmal Überstunden abgebaut werden. Und es ist Zeit, selbst mal Urlaub zu machen. Und danach wechselt Christoph Rimmele von der Kapitänsuniform in den Blaumann, denn dann steht die Instandhaltung auf dem Programm. „In den Wintermonaten bin ich in der Werft und mache meinen Job als Elektriker. Das ist auch das Schöne, dass man im Winter immer noch in seinem alten Beruf tätig ist.“

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