„Die Leute sollten mehr genießen“

In solcher Umgebung, mit solcher Aussicht, kann man schon mal die Zeit vergessen. Im Winter war’s, als eine Familie mit kleinen Kindern am Fuß des Kampenwandgipfels die letzte Seilbahn ins Tal verpasst hatte. Aber noch mal Glück gehabt: Die Kollegen der Kampenwandbahn machten außerplanmäßig noch eine Transportfahrt und konnten die Familie so noch glücklich ins Tal bringen.

So sind Seilbahner, so sind Kampenwandbahner. Seit 1957 bringen sie Urlauber und natürlich auch Einheimische von Tal zu Berg und zurück. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt Josef Steiner. „Man erlebt jeden Tag etwas Neues.“ Als stellvertretender Betriebsleiter ist er zuständig für sicheren Betrieb, Wartung und Instandsetzung der Seilbahn, zweier Sesselbahnanlagen und einer Schleppliftanlage.

Zwischen Berg- und Talstation überwindet die Kampenwandbahn gut 800 Höhenmeter auf einer Strecke von 2,3 Kilometern. An der höchsten Stelle schweben die Gondeln gut 80 Meter über dem Boden. Vielen Besuchern, sagt Josef Steiner, „gefällt, dass wir nicht mit hochmodernen Kabinen fahren. Sie schätzen den Charme unserer 62 Jahre alten Anlage.“ Schon bei der rund 15-minütigen Auffahrt bietet sich ein herrlicher Anblick über den Chiemgau, unter anderem mit dem Chiemsee und dem Schloss Hohenaschau. Aber auch auf die Tierwelt der Alpen. Manchmal sind Gämsen zu sehen; oder es kreuzt, wie im vergangenen Winter, ein Bartgeier den Weg der Seilbahn, mit einer Spannweite von fast 3 Metern einer der beeindruckendsten Alpenbewohner.

Oben angekommen, auf 1461 Metern, ist die Bergstation Ausgangspunkt für viele Wanderwege, auch für längere Bergtouren; auch gibt es einen speziellen Winterwanderweg.

Denn die Seil- und Bergbahnen bringen ihre Gäste sommers wie winters in die Berge. Tendenz steigend: Allein die bayerischen Seil- und Bergbahnen legen bei Fahrgästen und Umsatz pro Jahr rund 5 Prozent zu. Josef Steiner sieht die Seilbahn deshalb auch generell als Wachstumsbranche. In mehreren Städten gibt es mittlerweile mehr oder weniger konkrete Überlegungen für den Bau von Seilbahnanlagen auch im Stadtgebiet. „Das ist eine moderne, urbane Alternative zum U-Bahn-Bau und natürlich zum Autoverkehr.“ Aber, mahnt der Kollege, der auch stellvertretender Vorsitzender der gemeinsamen Betriebsgruppe Bergbahnen Wendelstein und Kampenwand ist: „Dafür brauchen wir auch Fachkräfte.“ So wie bei der Kampenwandbahn, die ausschließlich mit ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen arbeitet. 35 Beschäftigte arbeiten hier rund ums Jahr, im Winter kommt man mit den Aushilfen an den Sesselliften auf bis zu 70 Beschäftigte. Ab September wird bei der Kampenwandbahn auch ausgebildet: zum Industrie-mechaniker im Einsatzgebiet Seilbahntechnik.

Josef Steiner, der aus dem Chiemgau stammt, hat sich schon immer für die Arbeit bei der Seilbahn interessiert. „Die Leute kommen in der Frühe in freudiger Erwartung zu uns“, beschreibt er einen wichtigen Aspekt seiner Arbeit. Allerdings beobachtet er auch einen Wandel. „Es kommen inzwischen mehr Leute, die einen Urlaub nicht mehr als Urlaub sehen, sondern die ein festes Programm haben und konsequent durchziehen wollen. Und da sage ich, die Leute sollten mehr genießen.“ So wie er selbst. Seinen Urlaub verbringt er zu Hause: „Es ist so schön bei uns, ich brauche gar nicht zu verreisen. Ich erlebe auch hier jeden Tag einen schönen Tag.“

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