Der Belgier Frank Moreels ist neuer Präsident der Europäischen Transportarbeiterföderation ETF. Er wurde am Donnerstag mit großer Mehrheit in das Amt gewählt.
Er tritt damit die Nachfolge von Lars Lindgren an, der zuvor von seinem Amt als Präsident zurückgetreten ist. Ekaterina Yordanova aus Bulgarien und Jan Villadsen aus Dänemark hatten ihre Kandidatur zurückgezogen. Frank Moreels sagte nach der Wahl, er sei glücklich und demütig, dieses Amt übernehmen zu können. „Wir brauchen Stabilität und viele Leute, die sich engagieren, denn wir haben viel Arbeit vor uns. Nur starke Gewerkschaften können die Ausbeutung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und den unfairen Wettbewerb stoppen.“
Das Projekt „Trends“ bildet einen thematischen Schwerpunkt des ETF-Kongresses. Dabei steht die Zukunft der Beschäftigten im europäischen Verkehrssektor im Mittelpunkt.
Es ist unsere Aufgabe, die Themen der Zukunft wie demographischer Wandel, ökonomische Entwicklung, Digitalisierung und den Klimawandel aktiv anzugehen und im Interesse der 3,5 Millionen Transportarbeiter in Europa mitzugestalten.
Alle Delegierten, die im Jahre 2042 voraussichtlich noch im Berufsleben stehen, wurden aufgefordert, auf die Bühne zu kommen und sich vor einer von insgesamt 4 Themen-Stellwänden zu postieren, von der sie denken, dass sie den wohl größten Einfluss auf ihre Zukunft haben wird.
Auch bei der EVG wollen wir gemeinsam mit Euch die Weichen für die Zukunft stellen. Im Juni findet die EVG Sommertour zum Thema Weichenstellung 2030 statt. Die genauen Orte und Zeiten der insgesamt 6 Termine erfahrt Ihr in den nächsten Tagen.
„Wir stehen für Toleranz und Freiheit für alle Menschen in dieser Welt“, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner zum Auftakt seiner Eröffnungsrede. „Wir haben die Aufgabe, für 3,5 Millionen Transport-Beschäftigte die Zukunft zu gestalten".
Es sei daher nun an der Zeit, dass Neoliberalismus als falscher Weg erkannt werde, führte Kirchner in Richtung EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc aus. Nur durch die gemeinsame Arbeit der Sozialpartner EU und ETF könnten bessere soziale Standrads geschaffen werden. Auf einzelne Gewerkschaften, die eine vermeintliche Arbeitsplatzsicherung durch schlechte Bedingungen erreichen wollten, solle die EU nicht hören. „Die ETF ist das Sprachrohr der Transportarbeiter in Europa!“, stellte der EVG-Vorsitzende klar.
Der ETF-Kongress steht unter dem Motto „Fairer Transport für Europa, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Einheit“ - noch bis Freitag tagen die Delegierten in Barcelona.
Auf dem Kongress haben Gewerkschaften aus Spanien, Deutschland, Dänemark, Rumänien und Großbritannien über Lohn- und Sozialdumping im Transportwesen diskutiert.
EU-Kommission setze hier die falschen Prioritäten, hieß es. Sozialbedingungen würden nicht ansteigen, wenn sich die Haltung der EU-Kommission nicht ändere. Hier müssten die Gewerkschaften dran bleiben.
Die Diskussionsteilnehmer berichteten über Erfahrungen in ihren Ländern, z.B. durch UBER oder Ryanair. Die Deutsche Kongressteilnehmerin Christine Behle betonte: „Auch in Deutschland ist das an der Tagesordnung. Lkw-Fahrer aus Osteuropa arbeiten zu etwas mehr als 400 Euro im Monat in Deutschland. Davon kann man bei uns nicht leben.“
Dadurch werde Druck auf die Löhne aufgebaut. Für die Einführung des Mindestlohnes habe man über 10 Jahre gekämpft. Und dieser sei zu gering und führe zu Altersarmut, betonte Behle.
Die Vertreter aus Rumänien berichteten, dass Gesetze zum Tarifvertragsrecht und zum Arbeitsrecht von der Regierung einkassiert und das Streikrecht beschnitten würden. Auch sei es nicht mehr möglich, Branchentarifverträge zu verhandeln. Die ETF werde an diesen Themen dran bleiben.
Bereits am Montag hat die Tagungswoche mit der Jugendkonferenz begonnen – dort wurde Anna Tari für die EVG in den ETF-Jugendausschuss gewählt. Am Dienstag sind die Delegierten zur Frauenkonferenz zusammengekommen. Insgesamt sind rund 500 Teilnehmer aus über 40 Ländern zum Kongress angereist.
Unser Vorsitzender Alexander Kirchner ging in seiner Rede zur Eröffnung des ETF-Frauenkongresses auf die Unterrepräsentanz der Frauen im Transportsektor ein. „Frauen sind immer noch zu oft in den schlechter bezahlten Berufen und zu selten in Führungspositionen“, betonte der EVG-Vorsitzende. „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Gleichberechtigung erreicht wird“, so Kirchner weiter.
Er erinnerte an die zahlreichen Aktivitäten der ETF-Frauen zum Thema Gewalt gegen Frauen. Diese gäbe es sowohl im Privatleben als auch am Arbeitsplatz. Hier seien Frauen nicht alleine, die Gewerkschaften, also Männer und Frauen, stünden zusammen, damit dies aufhöre.
Am Ende seiner Rede betonte er, dass sich die ETF für fairen Transport einsetze. „Fairer Transport für alle, egal ob Mann oder Frau“, betonte Kirchner. Er rief die Frauen auf, sich auch im weiteren Verlauf des Kongresses einzubringen. Frauen seien integraler Bestandteil der ETF.
Am Dienstagnachmittag ist unsere Kollegin Marion Carstens in den ETF-Frauenausschuss gewählt worden. Im Anschluss wurden die Frauen verabschiedet, die wegen Renteneintritts oder neuer Aufgaben in ihren Gewerkschaften aus dem Frauenausschuss ausscheiden. Die ETF-Frauen bedankten sich ausdrücklich bei unserer Kollegin Helga Petersen für ihre engagierte Arbeit.
Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Gleichberechtigung erreicht wird.
Die Delegierten beschließen auf dem Kongress das Arbeitsprogramm der nächsten fünf Jahre. Darin ist die Forderung an die europäische Politik festgehalten, dass die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit gewährleistet werden muss. Damit soll sozialer Ungerechtigkeit z.B. im Zuge des Klimawandels vorgebeugt werden. Ebenfalls werden im Programm die Visionen und Ziele für einen fairen Transport in Europa fortgeschrieben und weiterentwickelt.
Darüber hinaus fordern die europäischen Transportarbeiter-Gewerkschaften Arbeitsplatzsicherheit, soziale Absicherung und faire Bezahlung für alle Beschäftigten. Die Infrastruktur soll sich im öffentlichen Besitz befinden und Sozialdumping gestoppt werden. Außerdem müssen die Qualität der Ausbildung gesichert und ein gleichberechtigter Zugang für Frauen zur Beschäftigung in der Transportbranche geschaffen werden.