Zweite Sommertour des EVG-Vorsitzenden in Kassel gestartet

Nach Hessen führt die zweite Sommertour des EVG-Vorsitzenden Martin Burkert. In Kassel kam er am frühen Montagmorgen mit zahlreichen Mitgliedern und Interessierten zum zweiten Frühstück zusammen. Cantus, RTG (RegioTram Gesellschaft) und Kurhessenbahn waren vertreten; mit den Kolleginnen und Kollegen ergaben sich viele interessante Gespräche.

Einen besonderen Blick haben wir auf Kurhessenbahn geworfen, die - ähnlich wie die DB AG - als integrierter Konzern geführt wird. Vor 21 Jahren hat Norbert Faust hier seine Arbeit aufgenommen - und hat sich im darauffolgenden Jahr für den Betriebsrat aufstellen lassen. Bis dahin hatte die GDL den BR-Vorsitz inne, seitdem hat die EVG das Sagen. Und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben, wenn im Mai nächsten Jahres wieder gewählt wird. 

Die Kurhessenbahn ist das erste von sechs „RegioNetzen“, die von der DB AG im Rahmen einer Mittelstandsoffensive Anfang der 2000er-Jahre ins Leben gerufen wurden. Ziel war es, durch die Änderung der Organisationsstruktur schwach ausgelastete Strecken auf Dauer zu erhalten. 

Die Kurhessenbahn wird als „integrierter Betrieb“ geführt, mit einem eigenen Management, das ich um Netz und Betrieb kümmert. „Dadurch sind wir sehr schnell und flexibel“, betont Norbert Faust. „Da, wo andere vielleicht Jahre brauchen, um einen Bahnsteig zu sanieren, haben wir die Arbeit schon nach ein paar Monaten erledigt“. Auch während des Betriebsbesuchs im Stellwerk zeigten sich die Vorteile des „Integrierten Betriebs“ bei der Kurhessenbahn: Eine Stellwerksstörung sorgte für Behinderungen und Ausfälle. „Die Techniker sind schon unterwegs, das geht bei uns ruckzuck“, so einer der Fahrdienstleiter. 

Das Netz, auf dem gefahren wird, ist von der heutigen InfraGo für 20 Jahre bis 2032 gepachtet. Die Kurhessenbahn betreibt es eigenständig und ist darauf bedacht, dass nötige Instandsetzungsarbeiten schnellstmöglich durchgeführt werden. Langjährige Verkehrsverträge machten dies möglich. 

Das Netz sei im Laufe der Jahre kontinuierlich gewachsen, erklärt Betriebsrat Norbert Faust. Zahlreiche Strecken konnten zwischenzeitlich saniert oder reaktiviert werden. Mittlerweile sei die Kurhessenbahn auf einem Netz von mehr als 300 Kilometern unterwegs, bediene mit fünf Linien 55 Stationen und befördere mit gut 30 Dieseltriebwagen gut 7.500 Fahrgäste täglich. Auch die Zahl der Mitarbeitenden sei deutlich angestiegen: von einst 180 auf derzeit 420. 

Gefahren werde ausschließlich mit Desiro Dieseltriebwagen der Baureihe 642 auf nicht elektrifizierten Strecken. „Wenn im Nordwesthessennetz der Verkehrsvertrag neu ausgeschrieben wird, wird die Kurhessenbahn wohl ein neues Betriebskonzept präsentieren müssen“, sagt EVG-Betriebsrat Norbert Faust. „Da muss was Umweltfreundlicheres als der Diesel her.“

Schon im Jahr 2022 wurden Alternativen erprobt. Da setzte die Kurhessenbahn ab Oktober verstärkt den Biokraftstoff HVO ein, der aus hydrierten Pflanzenölen (Hydrotreated Vegetable Oils) gewonnen wurde. Damit sollte eine Reduzierung der CO²-Emmissionen um bis zu 90 Prozent erreicht werden. Die Triebwagen mussten dafür nicht extra umgerüstet werden. Nachdem die finanzielle Förderung ausgelaufen war, wurde das Projekt nicht weiterverfolgt. 

„Die Beschäftigten schauen natürlich mit Interesse darauf, wie es bei der Kurhessenbahn weitergeht“, erzählt Norbert Faust. „Für uns stehen momentan die Vorbereitungen der Betriebsratswahl im Vordergrund.“ Die vorhandenen Mehrheiten wollen schließlich verteidigt, wenn nicht sogar ausgebaut werden.