Women in Rail: Ein Zwischenhalt auf dem Weg zur Gleichstellung

Bei der Abschlusskonferenz des europäischen Projekts „Women in Rail“ in Brüssel wurden Fortschritte bei der Gleichstellung im Bahnsektor sichtbar – doch klar wurde auch: Für echte Chancengleichheit braucht es mehr Verbindlichkeit, Mut und Zusammenarbeit.

Am 2. September 2025 fand in Brüssel die Abschlusskonferenz des Projektes der europäischen Sozialpartner ETF und CER statt. Das Projektziel war eine Evaluierung der Umsetzung und Weiterentwicklung des europäischen „Women in Rail“-Vereinbarung. Vertreter:innen von europäischen Eisenbahnunternehmen, Bahngewerkschaften und politischen Entscheidungsträgern kamen zusammen, um die Fortschritte seit der Unterzeichnung des Abkommens Ende 2021 zu diskutieren und neue Impulse für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Bahnsektor zu setzen. Im Rahmen des Projektes fand eine Befragung statt, an der 29 Bahnunternehmen und 21 Bahngewerkschaften aus Europa teilgenommen haben. Gute Beispiele für die Umsetzung der Vereinbarung wurde gesammelt. Der Abschlussbericht erscheint in Kürze in 10 Sprachen.

Die Konferenz zeigte, dass sich seit der Unterzeichnung der Vereinbarung einiges bewegt hat. Yasmin Öz, EVG-Mitglied und Angestellte bei DB InfraGo, stellte klar: „Durch mehr Vielfalt schaffen wir es die Schiene zukunftsfähig zu gestalten und zu stärken.“ Der Frauenanteil bei den befragten Unternehmen betrug in 2023 23%, gegenüber 21% im Jahr 2018. Der Frauenanteil unter den Neueinstellungen lag mittlerweile bei 25 %, und 80 % der Unternehmen haben eine Gleichstellungsstrategieformuliert. Besonders positiv ist die Entwicklung bei der Repräsentation von Frauen in Führungspositionen: Der Anteil von Frauen in Unternehmensvorständen liegt bei 34 %, bei Teamleitungen bei 25 % – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Zahlen von 2018.

Dennoch bleibt viel zu tun. In technischen Berufen wie Lokführerinnen oder Instandhaltung liegt der Frauenanteil weiterhin bei nur zwischen 5 und 7%. Jolanta Skalska, EVG-Gewerkschaftssekretärin für Europa und Internationales, forderte hierzu: „Wir würden uns wünschen, dass sich mehr Unternehmen wie beispielweise die DB AG dafür entscheiden, sich freiwillig feste Quoten zur Steigerung des Frauenanteils zu setzen, um ein Ziel vor Augen zu haben.“

Auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Gewerkschaften wird von vielen Beteiligten als ausbaufähig bewertet – nur etwa ein Drittel der Befragten sieht hier eine enge Kooperation bezüglich der Women-in-Rail-Vereinbarung. Die Gewerkschaften sehen die Vereinbarung weiterhin als strategisches Werkzeug, um Gleichstellung aktiv mitzugestalten und die Arbeitsbedingungen für Frauen im Bahnsektor zu verbessern

Die Konferenz hat gezeigt: Der Weg zu echter Gleichstellung im Eisenbahnsektor ist eingeschlagen, aber noch lange nicht abgeschlossen. Die Beteiligten sind sich einig, dass es mehr Mut, Verbindlichkeit und Zusammenarbeit braucht, um die Potenziale von Frauen im Bahnsektor voll zu entfalten. Die „Women in Rail“-Initiative bleibt ein starkes Signal. Monika Goth, Zugchefin aus Nürnberg und EVG-Mitglied, hierzu abschließend: „Ich möchte, dass in Zukunft Frauen keine Steine mehr in den Weg gelegt werden und alle dadurch die gleichen Möglichkeiten und Chancen bekommen.“