Werft die Netze aus - „Die Zukunft der gewerkschaftlichen Frauenpolitik in Europa“

Unter dem Motto „Europa sind wir - gestalten wir es mit!“ waren Ende Januar Beschäftigte aus unterschiedlichen deutschen und österreichischen Eisenbahnverkehrsunternehmen (z.B. DB AG, ÖBB, Transdev), eine Kollegin aus der Sicherheitsbranche Luftfahrt (VIAS) sowie hauptamtliche Vertreter:innen der beiden Bahn-Gewerkschaften EVG und vida zum Seminar nach Wien angereist.

Diese Vielfalt an Wissen und Fachkenntnissen spiegelte sich auch in den Berichten der Referent:innen wider. Egal, ob es um Gleichstellung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Sicherheit am Arbeitsplatz bzw. auf dem Arbeitsweg, Arbeitskleidung, um die bessere Vernetzung untereinander oder um Gesetzgebungsverfahren in der EU ging.

Zunächst wurden die Strukturen der Gewerkschaften und die aktuelle Frauenpolitik in den jeweiligen Ländern erläutert. Dann kam es zu einem angeregten Austausch, der auch zeigte, wie viele Unterschiede es trotz der räumlichen und sprachlichen Nähe zwischen den beiden Nachbarländern, z.B. hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter, bei allen Gemeinsamkeiten noch gibt. Der „Blick über den Tellerrand“ war für uns Teilnehmer:innen sehr wertvoll und gab uns neuen Denkanstöße und viel Input für unsere zukünftige Arbeit und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Sehr interessant war auch der Vortrag zu den europäischen Gestaltungsprozessen durch die Vertreterin der ETF, Sabine Trier, die uns die (Frauen-) Gewerkschaftsarbeit im Transportsektor auf europäischer Ebene näherbrachte. 

Fazit: Es sind oft sehr langwierige Prozesse, die jedoch auch zu positiven Ergebnissen führen können, egal ob durch Lobbyarbeit und andere Formen der Mitbestimmung, wie den sozialen Dialog auf europäischer und nationaler Ebene. Sie nannte uns einige Beispiele erfolgreicher Arbeit. 

Jolanta Skalska von der EVG stellte uns das jüngste Ergebnis des europäischen sozialen Dialogs im Eisenbahnsektor vor, die autonome Vereinbarung der Sozialpartner „Women in Rail“ (kurz: WiR). Anschließend berichtete sie über den Stand der nationalen Umsetzung dieser Vereinbarung auf Länderebene. Ebenso diskutiert wurden Maßnahmen gegen Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz, z.B. auf betrieblicher Ebene. Es wurde auch informiert über den Sachstand der Umsetzung der ILO Konvention 190 in den einzelnen Mitgliedsstaaten.

Zur Umsetzung von „WiR“ bei der ÖBB referierte Olivia Janisch von der österreichischen Gewerkschaft vida und erläuterte uns dabei die „Diversity Charta“ der ÖBB und Schwerpunktprogramme, Maßnahmen und Werkzeuge für die Umsetzung des Ziels „mehr Frauen in Eisenbahnberufe“.

Wir stellten wir fest, dass viele Probleme nicht nur uns Frauen betreffen, sei es der kostenfreie und sichere Zugang zu sauberen Toiletten im Dienst, der sichere Arbeitsweg oder für jede:n passende Arbeits- bzw. Arbeitsschutzkleidung. Darum ist es wichtig, in unsere zukünftige Arbeit ALLE mit einzubinden, da wir oft ähnliche Ziele haben!

Abschließend waren die Teilnehmer:innen sich einig, weiterhin in Kontakt zu bleiben, bei zukünftigen Projekten einander zu unterstützen und Fachwissen nach dem „Best Practice“-Prinzip auszutauschen.

Als gutes Beispiel für europäische frauenpolitische Gewerkschaftsarbeit sei die aktuelle Kampagne „Get me home safely“ ("Bring mich sicher nach Hause") genannt, die am 8. März 2023, dem Internationalen Frauentag, gestartet werden soll. 

Das Video der britischen Gewerkschaft Unite, die diese Kampagne ins Leben gerufen hat, ist hier zu finden:

https://www.unitetheunion.org/campaigns/get-me-home-safely-campaign/

Ein großes Dankeschön an die Seminarleiterin Almut Spittel (EVA) für die tolle Organisation, an alle Referent:innen von vida & EVG, Sabine Trier von der ETF und alle engagierten Teilnehmerinnen des Seminars.

Es handelt sich bei diesem Artikel um einen Bericht von Teilnehmerinnen des Seminars.