„Wenn ein Algorithmus Aufgaben verteilt, können persönliche Bedürfnisse schnell untergehen“

Am 28. April ist der Workers‘ Memorial Day. Der Tag, an dem weltweit der während der Arbeit verunglückten, verletzten und erkrankten Kolleg:innen gedacht wird. Unter dem Motto „Der Toten gedenken, für die Lebenden kämpfen“ mahnt der internationale Gedenktag Verbesserungen im Arbeitsschutz an.

Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) und Digitalisierung auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz.

„Viele Arbeitsabläufe sind inzwischen digital. Für viele ist das längst normal, aber es gibt auch viele Kolleg:innen, die sich überfordert fühlen“, sagt Cosima Ingenschay, stellvertretende EVG-Vorsitzende. Das zeigt auch der „DGB-Index Gute Arbeit 2022 zur digitalen Transformation“. Danach fühlen sich die Arbeitnehmenden durch die Digitalisierung zu 40 Prozent stärker belastet, fast die Hälfte berichtet von gestiegenen Anforderungen und rund ein Drittel fühlt sich stärker überwacht.  

„KI kann den Arbeitsalltag leichter machen. Sie übernimmt zum Beispiel Routinen oder hilft, Risiken früh zu erkennen. Gerade für ältere Beschäftigte oder Menschen mit Einschränkungen entstehen dadurch neue Chancen - viele kommen gut zurecht und werden spürbar entlastet“, so Ingenschay. „Aber KI kann auch belasten: mehr Tempo, weniger Pausen, weniger Kontakt zu Kolleg:innen. Wenn ein Algorithmus Aufgaben verteilt, können persönliche Bedürfnisse schnell untergehen.“

Flankiert werden muss KI daher durch verbindliche Regeln, um die Kolleg:innen und ihre Gesundheit zu schützen, ihre Persönlichkeitsrechte am Arbeitsplatz zu wahren und Datenmissbrauch zu verhindern. Einen Gesetzentwurf für ein eigenständiges Beschäftigungsdatenschutzgesetz hat der DGB vorgelegt. Es ist abzuwarten, ob sich die neue Bundesregierung der Sache annimmt. Digitale Arbeit muss aktiv gestaltet werden, vor allem mit der Belegschaft und über die Mitbestimmung“, so Ingenschay. „KI bietet Chancen - wenn sie richtig eingesetzt wird. Wichtig ist, dass der Mensch nicht zu kurz kommt."