Schöneberger Forum: Der Arbeit ein gesundes Maß geben

Sie ist eines der absoluten Top-Themen der Beschäftigten aller Branchen, und dies auch für Beamtinnen und Beamten: die Arbeitszeit. Diesem Top-Thema hat der DGB in diesem Jahr sein Schöneberger Forum gewidmet. Motto der Fachtagung: „Planbarkeit, Selbstbestimmung, Entlastung! Arbeitszeit im Öffentlichen Dienst.“

„Ziel des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften ist, der Arbeit ein gesundes Maß zu geben“, so DGB-Vize Elke Hannack zur Begrüßung. „Es besteht Handlungsbedarf; die Wünsche der Beschäftigten und der tatsächliche Arbeitsalltag müssen wieder zueinander geführt werden.“ Nur so könne der öffentliche Dienst ein attraktiver Arbeitgeber werden.

Die beiden EVG-Wahlmodelle spielten in der Podiumsdiskussion zum Auftakt mehrfach eine Rolle. Mit der Möglichkeit, zwischen mehr Geld und mehr Freizeit zu wählen, hat die EVG tarifpolitisch den richtigen Weg eingeschlagen.

„Es gib neben Geld heute eine neue Währung – Zeit“, analysierte Prof. Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability. „Wenn Sie den Eindruck haben, Ihre Zeit rinnt ihnen durch die Finger, dann haben Sie ein dringendes Bedürfnis, dieses Vermögen wieder aufzufüllen.“ Hier gebe es einen „Zielkonflikt in der Zeitpolitik“. Das Bedürfnis der Beschäftigten nach mehr Selbstbestimmung und Flexibilität trifft auf Fachkräftemangel und eine angespannte Personaldecke – „das wird ein großes Thema der 20er Jahre werden.“

Jörg Radek, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, legte den Finger in die Wunde. Der Fachkräftemangel heute resultiert aus dem Personalabbau der 1990er Jahre. Und: „Auch bei uns möchten die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit haben, Eltern-Kind-Büros einzurichten. Im Schichtdienst nicht möglich! Aber dies vor allem, weil es an Phantasie des Arbeitgebers mangelt. Die Gedankenwelt vieler Arbeitgeber ist eher im Preußen des 19. Jahrhunderts angesiedelt als im 21. Jahrhundert.“ Er forderte einen Kulturwandel. „Wir müssen dem Beharrungsvermögen der Arbeitgeber etwas entgegensetzen. Dafür brauchen wir Phantasie. Aber ich sage: Wir werden den Wettlauf mit den Schnecken gewinnen.“