Oktober 1990: Eisenbahnergewerkschaften wachsen zusammen

Der Oktober 1990 ist ein wichtiges Datum in unserer Gewerkschaftsgeschichte: vor 25 Jahren haben sich aus den jeweils beiden Gewerkschaften in Ost- und Westdeutschland zwei gesamtdeutsche Eisenbahnergewerkschaften gebildet. Entstanden sind die GdED und die GDBA - die Vorläuferorganisationen der heutigen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Auf den Versammlungen der vier Gewerkschaften wuchs also zusammen, was zusammen gehörte.

Der Oktober 1990 ist ein wichtiges Datum in unserer Gewerkschaftsgeschichte: vor 25 Jahren haben sich aus den jeweils beiden Gewerkschaften in Ost- und Westdeutschland zwei gesamtdeutsche Eisenbahnergewerkschaften gebildet. Entstanden sind die GdED und die GDBA - die Vorläuferorganisationen der heutigen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Auf den Versammlungen der vier Gewerkschaften wuchs also zusammen, was zusammen gehörte.

Die Tagungsorte waren gut gewählt: Kassel und Braunschweig. Städte, die durch die jahrzehntelange deutsche Teilung zu „Zonenrandgebieten“ geworden waren und nun, im Jahr 1990, wieder ins Zentrum rückten. Auch verkehrspolitisch: Beide Städte waren Stationen des gerade in der Entwicklung befindlichen ICE-Netzes. Und sie sind natürlich: traditionsreiche Eisenbahnerstädte.

Im Frühjahr 1990 hatten Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in der DDR erstmals freie Gewerkschaften gegründet: im Februar die Gewerkschaft der Eisenbahner (GdE), im April die GDBA-Ost. Nach den formalen Gründungsakten begann aber die eigentliche Arbeit: der Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen in der Fläche und in den Betrieben. „Plötzlich war Politik spannend, aufregend, erlebnisnah“, schreib Ludwig Hartenstein, GV-Mitglied der GdE, im Rückblick: „Alle fühlten sich mittendrin.“

Vom 24. bis 26. Oktober 1990 tagten GdE und GdED in Kassel. Zunächst getrennt: Am 24. Oktober beschlossen die Delegierten der GdE die Auflösung ihrer Organisation, parallel beschloss die GdED die Aufnahme aller GdE-Mitglieder - 200.000 an der Zahl. Alle Gremien sollten mit Mitgliedern aus Ost und West besetzt werden. Gewerkschaftsvorsitzender Rudi Schäfer sprach von einem Zusammenschluss auf Augenhöhe: Es wäre „völlig falsch, die Zusammenarbeit der beiden Organisationen mit einem einseitigen Geben und einem einseitigen Nehmen beschreiben zu wollen. Hier war sehr wohl eine intensive Wechselwirkung vorhanden.“ Auch die GdED habe unschätzbare Impulse erhalten, „die für die künftige Arbeit von höchstem Wert sind.“

Wenige Tage später, am 28. und 29. Oktober, kamen in Braunschweig die Delegierten der GDBA und der GDBA-Ost zusammen. Auch hier verlief alles reibungslos. Der GDBA-Vorsitzende Adolf Hartmann forderte die möglichst schnelle Zusammenführung beider Eisenbahnverwaltungen; im geeinten Deutschland dürfe es keine Eisenbahner erster und zweiter Klasse geben. Der Vorsitzende der GDBA-Ost, Klaus-Dieter Hommel, wurde zu seinem Stellvertreter gewählt. Er stellte, so die Eisenbahner-Rundschau, eine Forderung auf, die auch heute noch genau so aktuell klingt: nämlich „die Bahn als auf lange Sicht einzig ökologisch vertretbares Verkehrsmittel in ganz Deutschland auszubauen und zu entwickeln.“