Normalität in der Unmenschlichkeit

Arbeit für den Frieden kann verschiedene Gesichter haben. EVG-Kollege Florian Zenk engagiert sich beim Technischen Hilfswerk. Zuletzt hat er am Bau eines Lagers für syrische Kriegsflüchtlinge geholfen.

Techniker denken praktisch. Verschüttetes Wasser muss ja nicht einfach im Erdreich versickern. "Wir haben deshalb an den Water Tap Stands Beete angelegt, damit das Wasser aufgefangen wird und einen Zweck erfüllt“, sagt Florian Zenk.

An den Water Tap Stands können sich die Bewohner von Al-Azraq zweimal täglich mit Wasser versorgen. Dafür, dass das Wasser dort ankommt, haben Florian Zenk und seine Kollegen gesorgt. Eine der wichtigsten Leistungen in einer Siedlung mitten in der Wüste. Dafür haben sie auf den Hügeln rund um das Lager sieben Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von jeweil mehreren 100.000 Litern errichtet und die Leitungen ins Camp verlegt.

Al-Azraq liegt in Jordanien, unweit der Grenzen zu Syrien und zum Irak. In Zelten und Wellblechbaracken leben hier rund 13.000 Menschen, geflohen vor dem syrischen Bürgerkrieg. Jede Woche, sagt Florian Zenk, „kommen 50 bis 100 dazu. Die Hälfte davon sind Kinder.“ Zweimal sechs Wochen lang hat er, als Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW), beim Aufbau des Lagers geholfen. Koordiniert vom UNO-Flüchtlingskommissar UNHCR arbeiten verschiedene Hilfsorganisationen zusammen.

Bis zu 80.000 Menschen kann Al-Azraq aufnehmen. Das Nachbarcamp Zaatari wird bereits von 130.000 Menschen bewohnt, das entspricht einer Stadt wie Ingolstadt oder Wolfsburg. Auch Al-Azraq wird eine eigene Stadt. Das THW sorgt für Wasser, andere Organisationen bauen Straßen. Bewohner legen Gemüsebeete an. Es gibt einen Supermarkt, für die Fußballmannschaft wird ein Platz befestigt. Mitten in einer unmenschlichen Situation wird Stück für Stück Normalität geschaffen. „Die Menschen sind heilfroh, dass sie aus Syrien raus sind und dass sie hier so aufgefangen werden. Sie haben sich damit abgefunden, dass es für sie kein Zurück mehr gibt. Das Syrien, aus dem sie kommen, gibt es nicht mehr. Dort ist alles zerstört.“

Im Brotberuf arbeitet der EVG-Kollege als Elektroniker im ICE-Werk von DB Fernverkehr in München. Seit 14 Jahren engagiert er sich beim Technischen Hilfswerk. Das THW ist mit seinen rund 80.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bei Katastrophenfällen im In- und Ausland zur Stelle. Freistellungen für Einsätze und Weiterbildungen werden durch ein eigenes Gesetz geregelt, das THW-Helferrechtsgesetz. 2002 half Florian Zenk beim Elbe-Oder-Hochwasser in Ostdeutschland, 2006 nach dem Einsturz einer Eislaufhalle in Bad Reichenhall. 2010 kam der erste Auslandseinsatz: nach dem Erdbeben in Haiti. Danach folgten drei Einsätze in Jordanien. „Ich habe immer eine gepackte Reisetasche zu Hause. Es kann ja manchmal schnell gehen.“

Der Bürgerkrieg in Syrien tobt seit mittlerweile vier Jahren. 2,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht; die UNO bezeichnete die Flüchtlingskrise als die schlimmste seit dem Völkermord in Ruanda in den 1990er Jahren. „Viele denken, diese Konflikte sind weit weg und gehen sie nichts an. Aber mittlerweile kommen die Bürgerkriegsflüchtlinge tagtäglich in München Hbf. an.“ Generell, sagt Florian Zenk, „bin ich schon risikofreudig. Wenn wir dort arbeiten, merken wir: das hat Hand und Fuß, das bringt die Leute wirklich weiter. Es macht mir einfach Freude, Menschen helfen zu können, besonders in solchen Notsituationen.“