Nachruf: Danke für alles, Rolf!

Die EVG-Familie hat ein herausragendes Mitglied verloren. Rolf Hofmann, langjähriges Vorstandsmitglied der GdED, ist Ende November verstorben. Er wurde 89 Jahre alt.

Politisches Denken, politisches Engagement, das hatte Rolf Hofmann in den Genen. In einem Zeitzeugen-Interview erzählte er einmal, wie sein Großvater nach dem 9. November 1938 verhaftet wurde, nachdem er schriftlich gegen die Verfolgung der Juden protestiert hatte.

1934 in Ansbach in Franken geboren, erlebte er noch den Zweiten Weltkrieg, erlebte Not und Elend der Nachkriegszeit. Neben der Schule begann er als Hilfsarbeiter in verschiedenen Bereichen zu arbeiten. Nach dem Abitur 1953 studierte er Betriebs- und Volkswirtschaft in Frankfurt am Main. Während seines Studiums engagierte er sich im Sozialistischen Studentenbund, zeitweise wurde er deswegen aus der SPD ausgeschlossen.

Erste Erfahrungen mit Tarifverhandlungen sammelte er als Direktionsassistent beim Verband der bayrischen Metallindustrie. Doch 1958 wechselte er die Seiten und wurde hauptamtlicher Mitarbeiter in der Verkehrsabteilung der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED). Über die Wirtschaftsabteilung stieg Rolf Hofmann auf zum Vorstandssekretär und schließlich zum Mitglied des Vorstandes, dem er von 1980 bis 1997 angehörte, ab 1992 als Stellvertretender Vorsitzender.

Als aktiver Gewerkschafter hatte Rolf Hofmann wichtige Herausforderungen zu bewältigen. Beispielhaft sei hier seine Arbeit beim Aufbau der Gewerkschaft in den neuen Bundesländern genannt, ebenso der Streik der Reichsbahner:innen 1990 gegen die geplanten Massenentlassungen sowie der Streik für die 38,5-Stunden-Woche im Jahre 1992.

In diesen Jahren ging es auch um die Bahnreform und die künftige Rechtsform und Organisationsstruktur der Eisenbahn in Deutschland. Rolf kämpfte mit der GdED erfolgreich dafür, dass der Artikel 87 e (3) in das Grundgesetz aufgenommen wurde. Dieser Artikel verbietet die (auch teilweise) Privatisierung der Infrastruktur. Von diesem Engagement profitieren wir bis heute. Denn ohne diese grundgesetzliche Privatisierungsschranke wären aktuell noch weit negativere Szenarien im Infrastrukturbereich denkbar.

Sein besonderes Interesse galt der Geschichte. Schon in seiner aktiven Zeit hat er die Entwicklungsgeschichte der GdED in die Bildungsarbeit einfließen lassen sowie Schriften und Dokumente erstellt. Ehrenamtlich hat er später im Arbeitskreis EVG Geschichte gewirkt. Ihm ist zu danken, dass die noch vorhandenen Dokumente und viele weitere wichtige Unterlagen zur Entstehung unserer Gewerkschaft bis heute dem Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung zugeführt werden.

An vielen Publikationen und einer Ausstellung zur Entwicklungsgeschichte unserer Gewerkschaft ist Rolf Hofmann maßgeblich beteiligt. Man hat ihn daher zu Recht das „Gedächtnis“ unserer Gewerkschaft genannt.

Rolf Hofmann war im Auftreten bescheiden, in seinen Positionen klar, im Denken vollkommen hellsichtig. „Wir haben eine Vorstellung, mit welchen Schwächen der Formaldemokraten die Weimarer Republik zusammengebrochen ist“, sagte er in dem Zeitzeugen-Interview von 2012, das in Auszügen hier anzusehen ist.

„Das war nicht erst 1933, das war schon 1932, schon 1929. Wir sind auch heute auf einem gefährlichen Weg. Wir sind nicht wehrhaft bereit, für eine inhaltliche, eine soziale Demokratie einzustehen. Das müssen wir täglich immer wieder lernen.“

Rolf Hofmann war ein aufrechter Demokrat und ein entschiedener Verfechter der Einheitsgewerkschaft; er war ein feiner Mensch und Charakter und ein großer Gewerkschafter. Wir verneigen uns und sagen: Danke für alles.