Mitbestimmung auf Augenhöhe: Die Betriebsräte-Akademie der EVG/EVA startet

In den kommenden anderthalb Jahren werden EVG-Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Bahnunternehmen ein spezielles Qualifizierungsprogramm auf einer neu geschaffenen Bildungsschiene durchlaufen. Am Donnerstag wurde es in Berlin feierlich eröffnet.

Die Betriebsräte-Akademie ist ein spezielles Programm, das von der EVG initiiert und von der EVA Akademie umgesetzt wird. Zu Beginn der Auftaktveranstaltung hob der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner die politische Bedeutung guter BR-Arbeit hervor. „Wir müssen den Wandel mitgestalten“. Themen wie Digitalisierung und Demografischer Wandel hätten an Brisanz und Bedeutung gewonnen. „Deswegen ist es so wichtig, hierfür bestens qualifizierte Interessenvertreter/-innen zu haben“, so Kirchner. 

Als Kooperationspartner unterstützt die DB AG das Projekt. Dabei werden in jeweils 18 Monaten den teilnehmenden Interessenvertreterinnen und -vertretern wichtige Kompetenzen vermittelt, um künftig in der sich wandelnden Arbeitswelt gute Mitbestimmung umsetzen zu können. Die neue Betriebsräte-Akademie hat sich moderne, zeitgemäße Vorgaben auf die Fahne geschrieben: So darf unter anderem kein Mitglied älter als 50 Jahre alt sein und der Frauenanteil bei den Teilnehmenden muss bei 50 Prozent liegen. Diese Kriterien sollen zum einen der demografischen Entwicklung Rechnung tragen, denn auch vor den Führungsriegen unserer zentralen Gremien macht sie nicht halt: In den nächsten vier Jahren gehen ca. 10% der EVG Betriebsrätinnen und Betriebsräte in Rente, 33% in den nächsten acht Jahren. „Um Mitbestimmung langfristig erfolgreich und attraktiv zu gestalten, müssen diese unter stets neuen Bedingungen auf Augenhöhe mitreden können“, so Kirchner.

„Die Mitbestimmung ist in Deutschland tief verwurzelt, sagte Stephan Wißmann, Leiter Mitbestimmung und Tarifrecht bei der DB AG. Es sei gut, bewährte Formate zu erhalten - aber auch wichtig, dafür neue Konzepte zu gestalten.

Den Faden griffen die Teilnehmer/innen in einer anschließenden Fragerunde dankbar auf. Themen wie das Prozessoptimierungsprogramm OPEX, die Einstellungsverfahren der Abteilung HSM DB AG und das Recruiting wurden kritisch angesprochen. Wißmann räumte ein, dass es immer wieder verbesserungsbedürftige Prozesse gebe. Zum Unmut der anwesenden Interessenvertreter/innen stellte er aber eindeutig klar, dass die DB AG an dem aus ihrer Sicht bewährten, zentralen Recruiting festhalte.

Im weiteren Verlauf der Auftaktveranstaltung fokussierte Rainer Trinczek, Professor für Soziologie von der Universität Erlangen-Nürnberg die künftigen Herausforderungen der Betriebsratsarbeit. In vier Foren wurden verschiedene Themen rund um die Arbeit der Interessenvertretung erarbeitet und diskutiert. Erfahrungen und Erwartungen konnten die Teilnehmenden später in Kamingesprächen mit den Gastreferenten austauschen. Alles in allem war die Stimmung von Anfang an gelöst. Viele Teilnehmer/innen freuen sich auf die regelmäßigen Treffen der nächsten 18 Monate. „Nur wenn’s so offen, ehrlich, selbstkritisch und authentisch bleibt“, wird das eine einmalige Sache, so einer der Teilnehmer/innen.