Mehr vom EVG-Wahlmodell und mehr betriebliche Altersvorsorge auf der Jubilarehrung auf der MS Karlsruhe

Die EVG geht mit drei Kernforderungen in die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Das machten Walter Greiner, Geschäftsstellenleiter der Geschäftsstelle Karlsruhe und Kurt Amberger, Vorsitzender des Ortsverbandes Karlsruhe auf der Jubilarehrung in Karlsruhe deutlich.

„Wir fordern für unsere mehr als 100.000 bei der DB AG beschäftigten Mitglieder 7,5 Prozent einschließlich mehr vom EVG-Wahlmodell. Zudem muss der Arbeitgeber mehr für die betriebliche Altersvorsorge tun“, machte Walter Greiner deutlich. „Und wir wollen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen ihre Zeitguthaben aus dem Langzeitkonto selbstbestimmt und flexibel während des gesamten Berufslebens und nicht erst kurz vor der Rente entnehmen können“.

Der Geschäftsstellenleiter verwies darauf, dass diese drei Kernforderungen basisnah in der „Zukunftswerkstatt Tarifpolitik“ erarbeitet worden sind. „Als Mitmachgewerkschaft legen wir großen Wert auf Beteiligung geben, um die Interessen unserer Mitglieder zu vertreten. Deshalb sind mehr als 100 Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichsten Tarifkommissionen innerhalb und außerhalb der Bahn, insgesamt fünfmal zusammengekommen, um die Inhalte der anstehenden Tarifverhandlungen intensiv zu erörtern und abzustimmen. Der Austausch untereinander war beeindruckend; wir gehen gut vorbereitet in die bevorstehenden Tarifrunden“, so Greiner.

Das besondere an den Kernforderungen sei, dass diese Bestandteil aller Tarifverhandlungen sein sollen, die die EVG ab Oktober 2018 führt.  „Es gibt überhaupt keinen Grund, warum es das EVG-Wahlmodell, eine arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge und ein Zeitguthabenkonto nicht in allen Betrieben in unserem Organisationsgebiet geben sollte. Für uns gibt es keine Eisenbahner erster oder zweiter Klasse“, machte Kurt Amberger deutlich. 

Verhandelt wird mit der DB AG auch der Nachwuchskräfte-Tarifvertrag. „Hier fordern wir 150 Euro mehr, Verbesserungen beim Mietkostenzuschuss sowie mindestens 28 Tage Urlaub für die jungen Kolleginnen und Kollegen“, so die Gewerkschaftler. Insgesamt gehe die EVG mit einer 36 Punkte umfassenden Forderungsliste in die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn.

Im Hinblick auf den „offenen Brief“, den der Bahnvorstand jüngst veröffentlicht hatte, forderte Walter Greiner dass endlich wieder Pünktlichkeit und Qualität das Ziel aller Bemühungen sein müsse. „Die Kunden wollen eine Eisenbahn, die verlässlich ist – und das wollen unsere Kolleginnen und Kollegen letztlich auch“, stellte Greiner fest. Ob dieses Ziel mit der jetzt verhängten qualifizierten Ausgabensteuerung erreicht werden kann, werde seitens der EVG allerdings bezweifelt.

„Die Führungskräfte müssen endlich raus aus ihren Bürotürmen und wieder mehr auf die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner hören, die das Geschäft kennen“, forderte Greiner Die DB AG bräuchte nicht noch mehr externe Berater, sie brauche den Sachverstand, der im eigenen Haus im operativen Geschäft vorhanden sei und nur abgerufen werden müsse. 

„Wir schaffen die Verkehrswende nur, wenn die Eisenbahn als Verkehrsträger insgesamt attraktiver wird“, betonte der Gewerkschaftler. Insofern sei es mehr als ärgerlich, wenn die Mängel bei der Deutschen Bahn Auswirkungen aufs Gesamtsystem hätten. „Unpünktliche Züge, die den Fahrplan durcheinanderbringen, oder schadhafte Trassen, die den Bahnverkehr beeinträchtigen, sind ein Ärgernis für alle, die auf dem Netz der Deutschen Bahn unterwegs sind. Das muss so schnell wie möglich ein Ende haben“, stellte er fest.Gefordert sei deshalb auch der Bund als Eigentümer. „Wir als EVG erwarten, dass die hohen Erwartungen, die mit der im Koalitionsvertrag getroffenen Aussage, die Schiene als Verkehrsträger stärken zu wollen, nun mit Leben erfüllt wird. Und dazu bedarf es auch einer klaren Ansage an den Bahnvorstand, damit der liefert, was gefordert ist“, so Greiner. 

„Es ist bedauerlich, dass die Deutsche Bahn – angesichts drohender oder auch schon ausgesprochenen Fahrverbote, verstopfter Innenstädte und immer längerer Staus auf den Autobahnen – von vielen nicht als sinnvolle Alternative wahrgenommen werden kann", stellte Kurt Amberger fest. „Wir brauchen beispielsweise einen attraktiven Nahverkehr“, so Kurt Amberger, der auch Vorsitzender des EVG Landesverbandes BW ist und Mitglied im Bundesvorstand der EVG ist. 

Pendler sollten Lust darauf haben, mit Bus und Bahnen in die Stadt zu fahren und gar nicht mehr in Erwägung ziehen, das Auto zu benutzen. „Nur mit einem starken Angebot auf der Schiene können wir der Umwelt helfen und Fahrverbote vermeiden. Leider hat sich diese Erkenntnis bei den politisch Verantwortlichen immer noch nicht durchgesetzt. Vielleicht auch, weil es ÖPNV nicht zum Nulltarif gibt“, stellte Amberger fest . Die öffentlichen Verkehrsmittel in den Ballungsräumen seien heute schon unterfinanziert, ebenso wie die Infrastruktur überaltert und überlastet ist. „Deshalb gilt nach unserer Auffassung: Wer A sagt muss auch B sagen und die notwendigen Mittel zum Ausbau zur Verfügung stellen. Ansonsten sehen wir schwarz für die Verkehrswende“, so Amberger.

Im Rahmen der Jubilarehrung ehrten die beiden Gewerkschaftler 143 langjährige Mitglieder der EVG. 45 Mitglieder für 25 Jahre, 31 für 40 Jahre, 23 für 50 Jahre, 19 für 60 Jahre, 10 für 65 Jahre und 15 für 70 Jahre Mitgliedschaft in der EVG. „Das sind zusammengenommen 6.355 Jahre gelebte Solidarität in unserer Gewerkschaft“, machten Greiner und Amberger dankbar deutlich.