Klausur des sachsen-anhaltischen Landesverbandes der Senioren

Am Mittwoch und Donnerstag zwischen dem 3. und 4. Adventswochenende hatte der Landesverband der sachsen-anhalter Senioren seine Mitglieder und einige Gäste zu einer Klausur eingeladen. Das Treffen fand in der Villa Böckelmann statt, einem denkmalgeschützten Neorenaissancebau im Magdeburger Stadtteil Ottersleben.

Rückblickend sollte es viel zu besprechen geben - aber auch wesentliche Themen für die Jahresplanung 2023 standen auf der Tagesordnung. Aber es sollte auch nicht nur eine Arbeitstagung werden. 

Einige unserer Senior*innen hatten im August dieses Jahres im Rahmen der BFW-Seminare des Landesverbandes die Jüdische Synagoge in Berlin besucht. Darüber hatten wir auch auf der EVG-Homepage berichtet.

Die Neugier unserer Senior*innen war geweckt, sodass sie einmal mehr über das Leben der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt erfahren wollten. 

Der Vorsitzende des Landesverbandes Senioren, Kollege Henning Lange, hatte die Gelegenheit genutzt, im Rahmen der für das Jahresende 2022 geplanten Klausurtagung, einen fachkundigen Referenten aus Sachsen-Anhalt für dieses Anliegen zu gewinnen. So konnte er für den ersten Tag der Klausur Daniel Grunow als Dozenten für dieses Thema gewinnen. Daniel Grunow ist der Referent des Ansprechpartners für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus in der Staatskanzlei des Landes - also ein „Insider“ für die Themen, die unsere Teilnehmer*innen und Gäste interessierten. 

Mit einem spannenden und aufschlussreichen Vortrag zog er die Teilnehmer*innen in den Bann. Es gab viele Fragen und Antworten, aber auch Unverständnis, warum es immer noch Antisemitismus gibt. Diese Judenfeindschaft und der Hass auf alles Jüdische sind schon seit Jahrhunderten verbreitet. Der Antisemitismus dient als eine Form der Welterklärung, die das jüdische Volk für politische, ökonomische und soziale Prozesse verantwortlich macht. Antisemitismus ist und bleibt ein gesellschaftliches Problem. 

Eine bildliche Aufzählung, wie viele jüdische Gemeinden es früher in Sachsen-Anhalt gab und wie viele es heute noch gibt, spricht allein schon Bände. Hier hilft nur eine stetige Aufklärung, dass die von Antisemiten vorgebrachten Vorurteile, Ressentiments und Stereotype gegen das jüdische Volk nicht in der Realität verhaftet sind. Diese entsprechen nicht der Wahrheit! Diese Ressentiments erklären sich nicht aus der tatsächlichen jüdischen Religion, der Kultur und der Geschichte. Die gesellschaftlichen und historischen Entwicklungen der jeweiligen Zeiten müssen insgesamt betrachtet werden - und das Seminar bot dazu wirklich Gelegenheit. An dieser Stelle noch einmal unseren herzlichen Dank an Daniel Grunow.

Am zweiten Tag der Klausur wurde erst einmal Rückblick auf das sich neigende Jahr gehalten. Henning Lange und Dieter Posner, der die Senior*innen der Region Süd-Ost im Bundesvorstand vertritt, führten durch die geplanten Tagesordnungspunkte. 

Das waren unter anderem Berichte:

  • aus den letzten Sitzungen der Bundesseniorenleitung und aus der Geschäftsführenden Bundesseniorenleitung
  • aus dem EVG Bundesvorstand
  • vom ordentlichen Gewerkschaftstag in Berlin vom 16. – 20. Oktober 2022
  • zu den BFW Seminaren des Landesverbandes in 2022

Der Geschäftsstellenleiter der Landesgeschäftsstelle Magdeburg, Kollege Julien Schneider, sprach zu aktuellen Themen des Landesverbandes und den Geschäftsstellen des Landes.

Natürlich durfte auch das aktuelle Thema „Härtefallfonds“ nicht fehlen. Über Aktuelles vom „Runden Tisch Leipzig“, der für die Rentengerechtigkeit und Anerkennung der Lebensleistung der ehemaligen Bürger der DDR kämpft, konnte Henning Lange berichten. Konkret ging er dabei auf die Einigung der Ampelkoalition des Bundestages im November dieses Jahres hinsichtlich der Einrichtung eines Härtefallfonds ein. 

Dieser ist, wenn er wie beschlossen umgesetzt werden sollte, ein Affront gegenüber den Betroffenen der 17 DDR-Berufs- und Personengruppen. Mit der Einrichtung des Härtefallfonds gesteht man seitens des Bundes zwar grundsätzlich die Berechtigung der Ansprüche der Gruppen ein, weigert sich aber erneut, allen Betroffenen wenigstens eine angemessene Entschädigung für die Fehler zu gewähren, die bei der Umsetzung des Rentenüberleitungsgesetzes (RÜG) 1991 gemacht wurden.

Der Landesverbandsvorstand und der Landesverband der Senioren Sachsen-Anhalts sind diesbezüglich auch an die Landesregierung herangetreten, um erst einmal eine Aufstockung des Härtefallfonds einzufordern. Aber klar ist auch, dass die Regelungen des jetzigen Härtefallfonds nicht die Lösung des Themas „AVDR“ sind und so nicht die Anerkennung der Lebensleistung der ehemaligen DDR-Bürger entsprechen. Diesbezüglich kann nur ein „Gerechtigkeitsfonds“, der nicht mit der Grundrente oder der Grundsicherung verrechnet werden wird, Abhilfe schaffen. Und dafür treten wir weiter ein!

In der Klausur durfte auch nicht der Ausblick auf das kommende Jahr fehlen. Hierbei ging es konkret um

  • die Aktivitäten der örtlichen Seniorengruppen
  • die Planungen für die BFW Seminare in 2023
  • die Seniorentage
  • die Jubilarehrungen 
  • und die Haushaltspläne für das kommende Jahr

Im Fazit: eine gut organisierte Klausurtagung, in der Vertreter*innen der Senioren des Landes nicht nur Rückblick und Vorschau gehalten haben. Die „Reise“ in die Geschichte und Gegenwart des jüdischen Volkes in Sachsen-Anhalt sollten viel mehr Menschen des Landes unternehmen!

Und letztendlich: die abendliche Runde der Teilnehmer*innen war ebenfalls ein „Herzstück der Klausur“. In gemeinsamen Erinnerungen zu schwelgen und daraus Ideen zu entwickeln, was besser gemacht werden könnte…! Es sollte auch darüber nachgedacht werden, ob im kommenden Jahr wieder eine Klausur der Senioren Sachsen-Anhalts stattfinden wird.

Die Villa Böckelmann gehört zum Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH. Sie bietet beste Voraussetzungen für Tagungen, Seminare, Workshops und Veranstaltungen. Unser herzliches Dankeschön gilt dem Team der Villa Böckelmann, die uns ringsum gut versorgt hatten.