Geschichte lebendig machen

Ein aufregendes Projekt fand am 12. August in der feierlichen Eröffnung des digitalen Gedenkortes Würzburg Hbf seinen krönenden Abschluss. 30 Auszubildende de InFraGO Bereich Personenbahnhöfe hatten sich zuvor intensiv mit der Geschichte des Bahnhofs und seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt.

Sie wollten die damalige Zeit lebendig werden lassen und besser verstehen. Aus diesem Grunde recherchierten sie vor Ort sowie im DB Museum und befassten sich anschließend in drei Workshops mit der Deportation jüdischer Menschen aus Würzburg und Umgebung. Viel inhaltliche Unterstützung erhielten die Azubis von der EVA-Akademie, der EVG, dem DB Museum und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).

Im Mittelpunkt des ersten Workshops stand für die Auszubildenden der Leidensweg des 12-jährigen Juden Herbert Mais, der mit dem ersten Deportationszug 1941 in ein Außenlager von Riga verschleppt wurde. 

Im zweiten Workshop beleuchteten die Jugendlichen die Rolle von Ludwig Maier, einem Reichsbahnoberinspektor, der direkt mit der SS verhandelte und für die „reibungslose Abfertigung“ der Deportationszüge sorgte.  

Viele weitere Eisenbahner:innen waren an der Durchführung der Deportationen beteiligt: Die Güterwagen wurden durch Rangierpersonal bereitgestellt, Wagenmeister gaben die Züge frei, die Beschäftigten in der Güterabfertigung fertigten die Papiere, Stellwerkspersonal stellte Weichen und Signale, Lokführer fuhren die Züge. Alle haben gesehen oder gehört, was geschah. Dies arbeiteten die jungen Azubis im dritten Workshop heraus. 

Eine Skulptur von verlassenen Gepäckstücken vor dem Würzburger Bahnhof erinnert an die deportierten Menschen. Sie stehen für die die vielen Gemeinden in der Region, in denen vor 1933 jüdische Gemeinden existierten, oder jüdische Menschen gelebt haben. Tafeln erinnern an die Geschichte der Verfolgung und der Deportationen der Juden. Viele „ganz normale“ Menschen waren aktiv und wissentlich an den Deportationen beteiligt. Andere haben weggeschaut.

„Ausgrenzung beginnt oft im Kleinen“, resümieren die Auszubildenden. Sie bekräftigen beim Abschluss des Projekts: „Wir haben gelernt, wie wichtig Aufklärung, Erinnerung und Zivilcourage sind. Die Verbrechen der NS-Zeit dürfen nie vergessen werden - damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Auch an Orten wie dem Hauptbahnhof Würzburg ist heute Raum für Erinnerung und Verantwortung.“

Eberhard Podzuweit von der EVA-Akademie hat das Projekt unterstützt. Er meint: „Es war toll zu sehen, mit wie viel Elan sich die Azubis mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzten und welche guten Ergebnisse dabei entstanden. Hoffentlich können zukünftig noch viele weitere Azubis ähnliche Projekte durchführen."