Gemeinsames Frauenseminar der EVG-Landesverbände - Gewalt gegen Frauen im Spiegel der Zeit

Im Vorfeld des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen haben sich die Frauen der EVG-Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Halle (Saale) zu einem intensiven BfW Seminar getroffen. Drei Tage standen im Zeichen von Austausch, Geschichte, Reflexion und der gemeinsamen Haltung: Gewalt gegen Frauen muss nicht nur erinnert, sondern aktiv bekämpft werden.

Der Einstieg ins Seminar war geprägt von Offenheit und Vertrauen. Die Teilnehmerinnen sprachen darüber, wie Gewalt im Alltag und im Berufsleben heute sichtbar wird: körperlich, psychisch, strukturell. In kleinen Gesprächsrunden entstand ein Raum, in dem Erfahrungen ausgesprochen und gegenseitige Unterstützung spürbar wurde.

Diese Atmosphäre bildete das Fundament für die Auseinandersetzung mit dem historischen Teil des Seminars.

Im Anschluss erhielten die Teilnehmerinnen eine fundierte Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte „Roter Ochse“. Sie setzten sich mit der Geschichte der Haftanstalt, den Schicksalen weiblicher Gefangener und den Mechanismen politischer Verfolgung auseinander. Diese bewusste Einstimmung half, den Besuch mit innerer Klarheit und Sensibilität anzutreten.

Der Rundgang in der Gedenkstätte war für viele ein emotionaler Einschnitt. Die Kälte der Mauern, die Schilderungen von Folter, Demütigung und Verlust machten die Geschichte greifbar – und bedrückend real.

Der „Rote Ochse“ ist ein Ort, der still macht. Ein Ort, der zeigt, was passiert, wenn Menschenwürde, Freiheit und Solidarität zerstört werden. Gerade als Gewerkschafterinnen wurde deutlich: Freiheit, Solidarität und Mitbestimmung sind Werte, die jeden Tag neu verteidigt werden müssen.

Nach dem Rundgang bekam jede Frau Zeit, das Erlebte zu sortieren – in Ruhe, im Gespräch oder ganz für sich. Diese Phase stärkte viele und half, das Gewicht des Gesehenen nicht allein zu tragen.

Der Blick nach vorn – gemeinsam Verantwortung übernehmen

Am Ende des Seminars wurden Eindrücke und Erkenntnisse zusammengeführt. Dabei ging es nicht darum, offene Fragen im Raum stehen zu lassen, sondern konkrete Schlüsse für die gemeinsame Arbeit zu ziehen:

  • Gewalt gegen Frauen sichtbar machen: im Betrieb, in der Gesellschaft, in der Gewerkschaft.
  • Betroffene stärken und schützen: Zuhören, ernst nehmen, solidarisch handeln.
  • Strukturen schaffen, die Mut machen: Räume für Austausch, klare Ansprechpartnerinnen, Bewusstsein für Grenzverletzungen.
  • Geschichte wachhalten: damit Unrecht nicht relativiert, verschwiegen oder vergessen wird.
  • Gewerkschaftliche Haltung zeigen: für Respekt, für Gleichberechtigung, für Menschenwürde.

Gleichzeitig wurden erste Themenschwerpunkte für 2026 festgelegt und Ideen für den nächsten Gedenkort gesammelt – als Zeichen, dass dieses Engagement keine einmalige Aktion, sondern ein fortlaufender Prozess ist.