EVG-Wahlmodell und TV Arbeit 4.0: Die EVG beim Deutschen Betriebsrätetag

Alljährlich im Herbst treffen sich Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus allen Branchen in Bonn zum Deutschen Betriebsrätetag, dem Parlament der Mitbestimmung. Mit dabei: die EVG. Mit einem Infostand und mit zwei Workshops zu aktuellen Themen unserer Gewerkschaft.

Viel beifälliges Kopfnicken und viele interessierte Nachfragen gab es in jenem Workshop, in dem Ingo Naumburger aus der Abteilung Mitbestimmung der EVG das EVG-Wahlmodell vorstellte. Die Lebensmodelle der Beschäftigten sind vielfältiger geworden, damit zugleich die Ansprüche an die Arbeitszeit. „Unser Ziel ist, individuelle Wünsch kollektiv einzubinden“, so Ingo Naumburger. Er stellte noch einmal die Entwicklung dar: vom der Mitgliederbefragung vor der Tarifrunde 2016, in der sich die Kolleginnen und Kollegen nahezu gleichgewichtig für „mehr Geld“ und „mehr Zeit“ ausgesprochen hatten – bis zu den laufenden Verhandlungen zur Tarifrunde 2018, in der wir das Wahlmodell weiterentwickeln wollen.

„Wir wollten im ersten Schritt ein einfaches Modell mit gleichwertigen Wahloptionen“, so Ingo. Die Einführung des Wahlmodells hat mehrere positive Aspekte: „Die Zufriedenheit der Kolleginnen und Kollegen ist gestiegen – einfach deswegen, weil sie die Möglichkeit der Wahl haben.“ Und: Das Wahlmodell „hat den Arbeitgeber gezwungen, zumindest in einzelnen Bereichen eine neue Qualität der Personalplanung zu entwickeln: weg von der Budget-getriebenen, hin zur bedarfsorientieren Personalpolitik.“ Mittlerweile ist das EVG-Wahlmodell sogar zu einem starken Argument bei der Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen geworden.

Im zweiten Workshop, der sich mit der Digitalisierung befasste, wurde Ingo durch Rainer Perschewski unterstützt, Betriebsratsvorsitzender in der Zentrale von DB Station&Service. „Die Digitalisierung aus Sicht der Arbeitgeber ist technik- und organisationsgetrieben, der Mensch steht erst an dritter Stelle“, so Ingo. „Unser Ziel ist, dass der Mensch in den Mittelpunkt rückt. Digitalisierung ist dann gut, wenn sie den Beschäftigten nützt.“ Mit dem TV Arbeit 4.0 werde die Qualität der Arbeit selbst zum Ziel tarifpolitischer Gestaltung.

Damit verbunden sei eine umfängliche und frühzeitige Einbindung der Beschäftigten. Und genau das verdeutlichte Rainer konkret am Beispiel der selbstdisponierten mobilen Arbeit in seinem Betrieb. „Wir haben das Thema in vielen Mitarbeiterversammlungen besprochen – zusätzlich zu den regulären Betriebsversammlungen.“ Das Feedback der Kolleginnen und Kollegen: positiv – nach dem Motto: Was auch immer am Ende rauskommt – es ist super, dass wir gefragt werden und mitreden können. Die entsprechende Betriebsvereinbarung wurde in den Abteilungen Schritt für Schritt wirksam – und zwar erst, nachdem sie mit den Beschäftigten besprochen worden war.

Die Akzeptanz für die nunmehr geltenden Regelungen ist groß. Das gilt ebenso für die Reaktion der Arbeitgeberseite. Wenn so viele Beschäftigte die selbstdisponierte mobile Arbeit nutzen, dann können Büroflächen eingespart werden, so die Arbeitgeberlogik. Die Konsequenz: DeskSharing-Arbeitsplätze. „Unsere Kolleginnen und Kollegen haben gesagt: Da gehen wir mit – wenn wir unter diesen Bedingungen die mobile Arbeit bekommen.“ Auch diese Regelung wird aber „nicht übergestülpt, sondern erst probeweise eingeführt.“

Viel Beifall gab es am Ende für die beiden EVG-Vorträge. Von fachkundigem Publikum, nämlich Interessenvertreter/innen aus den verschiedenen Branchen.