Eisenbahner zu sein, darf nicht Beziehungskiller sein

Die EVG setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein – auch bei den NE-Bahnen. Mit unserer Unterstützung konnten die Betriebsräte in mehreren Unternehmen bereits erfolgreich neue Arbeitszeitmodelle einführen. In einem Workshop in Frankfurt wurden weitere Strategien zur Verbesserung von Arbeit und Privatleben besprochen.

Die EVG setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein - auch bei den NE-Bahnen. Mit unserer Unterstützung konnten die Betriebsräte in mehreren Unternehmen bereits erfolgreich neue Arbeitszeitmodelle einführen. In einem Workshop in Frankfurt wurden weitere Strategien zur Verbesserung von Arbeit und Privatleben besprochen.

Mit dabei: Kolleginnen und Kollegen der EVG und aus verschiedenen NE-Bahnen sowie Claudia Dunst vom Berliner Beratungsunternehmen Wert.arbeit, das das Projekt der EVG begleitet und unterstützt.

Dass Eisenbahnen an 365 Tagen rund um die Uhr unterwegs sind, ist nicht neu. Damit die Fahrgäste und Güter sicher und rechtzeitig am Ziel ankommen, arbeiten Eisenbahnerinnen und Eisenbahner Tag und Nacht bei Wind und Wetter. Allerdings kann es nicht sein, dass das Geschäftsmodell „Bahn“ nur auf der Flexibilität der Kollegen beruht.
Die Berufsbilder haben sich drastisch verändert. Die physischen Belastungen sind massiv gestiegen und gleichzeitig steht immer weniger Personal zur Verfügung. Wo das endet, wissen leider viele Beschäftigte nur zu gut: Arbeit an Ruhetagen, Überstunden und Stress. „Wir als Betriebsräte müssen die Kolleginnen und Kollegen auch ein Stück weit vor sich selber schützen“, so eine Aussage im Workshop. Denn die Arbeitsverdichtung wirkt sich schnell auf das Privatleben aus. Man kann weniger Zeit mit Freunden und der Familie verbringen, Hobbys müssen nicht selten aufgeben werden. Oder wie es ein Kollege drastisch auf den Punkt brachte: „Eisenbahner zu sein ist der Beziehungskiller Nummer eins.“

Soweit muss und darf es nicht kommen. Bei der Dienstplangestaltung kann man viele Dinge ändern. Aussagen wie: „Du wusstest von Anfang an, worauf du dich hier einlässt“ oder „Bei der Eisenbahn war das schon immer so“ sind keine Argumente. Veränderungen sind möglich und nötig „Als Interessenvertreter im Betrieb müssen wir die uns zur Verfügung stehenden Instrumente strategisch nutzen“, so eine Kollegin. „Dazu zählen eben auch die Mitbestimmungsrechte bei der Arbeitszeit und den Gefährdungsbeurteilungen.“ Die Betriebe, so die klare Meinung der Beteiligten, „müssen die Kolleginnen und Kollegen so einsetzen, dass sie bis zum Renteneintritt im Betrieb arbeiten können.“

In mehreren Unternehmen sind wir gemeinsam mit unseren betrieblichen Interessensvertreter bereits auf einem guten Weg. Neue Arbeitszeitmodelle sind eingeführt Dazu haben sich Vertreter der EVG, der Betriebsräte und der Arbeitgeber mit Unterstützung von Wert.arbeit an einen Tisch gesetzt und nach Wegen gesucht, die Balance zwischen Beruf und Privatleben zu verbessern. Auf dem Workshop in Frankfurt wurde darüber diskutiert, wie man in den Betrieben Veränderungsprozesse anstoßen kann. Auch wurde besprochen, welche Hilfestellungen die Betriebsräte vor Ort benötigen. Allen Beteiligten ist klar, dass das keine Aufgabe ist, die man von heute auf morgen bewältigten kann. Die ersten Schritte sind getan, wir bleiben am Ball.