Ein seltsames Weihnachtsgeschenk: Arbeitsplatzabbau beim Kundenservice

In Nürnberg regt sich Protest gegen die von der Deutschen Bahn geplante Schließung des „Service Center Automat“ (SCA). Die Beschäftigten des SCA kümmern sich um die Wartung und Reparatur von Fahrkartenautomaten und Entwertern.

„Dass der DB AG zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich nichts weiter einfällt als Standorte zu schließen und Stellen zu streichen, ist ein Armutszeugnis“, kritisiert Matthias Birkmann von der EVG in Nürnberg. „Erst vor wenigen Tagen hat die DB mit der Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-München die angebliche Stärkung des Eisenbahnknotens Nürnberg gefeiert. Kaum sind die Ehrengäste und die Journalisten abgereist, kehrt wieder der Alltag ein. Und der heißt: schleichende Schwächung des Services bei den Kunden und des Eisenbahnstandortes Nürnbergs.“

Bundesweit sollen die Hälfe der Stellen beim SCA wegfallen, der Standort Nürnberg soll ganz geschlossen werden. „Dass die Deutsche Bahn der Belegschaft einen Arbeitsplatzabbau unter den Weihnachtsbaum legt zeigt, dass die angekündigte Serviceoffensive der Deutschen Bahn nur heiße Luft ist“, so Matthias Birkmann weiter.

„Für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen ist ein Umzug von Nürnberg nach Frankfurt/M. sicherlich keine Option“, sagt der Betriebsratsvorsitzende von DB Vertrieb in Nürnberg, Raimund Klier. „Hier wurden Existenzen aufgebaut und Familien gegründet. Doch heutzutage zählt nicht mehr der Mensch, sondern nur die Wirtschaftlichkeit und nackte Zahlen. Dies ist für die Deutsche Bahn ein Offenbarungseid.“  

„Im digitalen Zeitalter muss es andere Möglichkeiten geben, auf den Wettbewerb zu reagieren“, fordert Matthias Birkmann. „Viele Wartungs- und Reparaturtätigkeiten  könnten die Beschäftigten heute online vom Tele-Heimarbeitsplatz erledigen. Das wäre ein innovativer Ansatz. Standorte schließen ist nicht Industrie 4.0, sondern Industrie 0.0.“

Bundesweit kümmern sich 34 Mitarbeiter des SCA um ca. 7000 Automaten und bearbeiten durchschnittlich 17.000 Störungen im Monat. Die Beschäftigten in Nürnberg sind dabei für Bayern und Baden-Württemberg zuständig. Von den vier Standorten, Nürnberg, Berlin, Hamburg und Frankfurt/M., soll lediglich Frankfurt/M. erhalten bleiben. Die DB Vertrieb begründet das mit dem scharfen Wettbewerb und mit Ausschreibungsverlusten in Hessen und Nordrhein-Westfalen.