Ehrung der Jubilare in Sachsen-Anhalts Ortsverbänden

Traditionell laden die sachsen-anhaltiner Ortsverbände ihre langjährigen Mitglieder zu einer Feierstunde ein, um sie zu ehren und ihnen für ihre Mitgliedschaft zu danken. Diese Feierstunden sind ein fester Bestandteil der Mitgliederbetreuung vor Ort.

Ortsverband Dessau – der Vorsitzende, Peter Anton, die stellv. Vorsitzende, Ingrid Janek, und der Vorsitzendes der Senioren, Dieter Furchert mit dem Gastredner Dieter Posner

Die Ortsverbände Dessau, Lutherstadt Wittenberg, Aschersleben und Stendal hatten anlässlich der diesjährigen Jubilarehrungen den ehemaligen Vorsitzenden des Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Kollegen Dieter Posner, als Festredner geladen.

Im Mittelpunkt seiner Laudatio standen natürlich die zu ehrenden Mitglieder. So unternahm Kollege Posner mit den Jubilaren eine Zeitreise zurück in die Zeit, in der sie Mitglied der Gewerkschaft geworden waren. Er würdigte ihre beruflichen und persönlichen Leistungen und die bisherigen Lebenswege der jeweiligen Generationen. Dass so ein Rückblick, der eine Zeitreise von mehr als 80 Jahren beinhaltet, nicht in 10 Minuten zu schaffen ist, das war jedem der Anwesenden einleuchtend. So erhielt Dieter fast 45 Minuten lang die Aufmerksamkeit der Jubilare und Gäste. 

Aber in seiner Festrede ging Kollege Posner nicht nur auf die Vergangenheit ein. Der aktuelle Tarifabschluss 2023 war natürlich auch ein Thema in seinen Ausführungen. 

Die EVG hatte in den vergangenen Tarifrunden schon viel erreicht. Erwähnenswert seien zum Beispiel die ausgehandelten Wahlmöglichkeiten der Arbeitnehmenden, wobei sie sich entweder für Lohnerhöhungen, Arbeitszeitverkürzungen oder mehr Urlaub entscheiden können. Auch das Beschäftigungsbündnis für unsere Bahn, das damals viele Arbeitsplätze zu sichern half, durfte nicht unerwähnt bleiben. Aber dieser jetzige Tarifabschluss 2023 bringt nach der letzten verhaltenen Lohnforderung, die die EVG im Rahmen des Beschäftigungsbündnisses gestellt hatte, für die Eisenbahner:innen eine enorme Entgelterhöhung mit sich. Und dass die Lohnentwicklungen später die Grundlage für Rentenerhöhungen (Rentenanpassungen) sind, das sollte jedem klar sein. Der Staat schenkt den Rentner:innen freiwillig nichts!

Die Basis für die Anpassung der Renten ist die Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter. Es ist nicht zu vergessen, dass Rentenerhöhungen unerlässlich sind, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. Ohne Rentenanpassungen hätten Rentnerinnen und Rentner ein Problem: Sie wären von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt. Da die Einkommen der Erwerbstätigen, aber auch die Preise und Lebenshaltungskosten ständig, und zum Teil unverhältnismäßig, steigen, verlören die „Ruheständler“ jeden Monat an Kaufkraft. So schließt sich der Kreis von Lohn- zu Rentenerhöhungen – und das ist für die meisten der Jubilar:innen von enormer Wichtigkeit.

Zu den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und Israel, die von unserer Seite in jeder Hinsicht verurteilt werden, stellte Kollege Posner drei Zitate in den Raum:

  1. Cicero, der im Jahre 106 vor Christus gelebt hatte, sagte: „Der ungerechteste Friede ist immer noch besser als der gerechteste Krieg."
  2. „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“ – das hatte der US Senator Hiram Johnson im Jahr 1914 gesagt
    und
  3. „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“ – ein Ausspruch vom Altkanzler Helmut Schmidt

Weiter ging er auf diese schlimme weltpolitische Situation nicht ein. Er wünschte, dass sich die Kriegsparteien so schnell wie möglich an einen Tisch setzen würden, um endlich wieder Frieden zu finden.

Zum Schluss seiner Ausführungen bedankte sich Kollege Posner im Namen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft noch einmal bei allen Jubilar:innen für ihr Engagement und ihre Treue.

Dabei zitierte er den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der auf einem Kongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter großem Beifall erklärte: 

„Wenn bei uns sich Gewerkschaften mit der jeweiligen Regierung kritisch auseinandersetzen, so ist das ihr allerbestes Recht. Zur Freiheit der Gewerkschaften gehört, dass sie unbequem sind. Die Gewerkschaften haben schon für die Demokratie gekämpft, als es noch wie ein Anschlag auf den Staat wirkte, ein Demokrat zu sein. Die Gewerkschaftsbewegung ist neben der kommunalen Selbstverwaltung die älteste und mächtigste Lebenswurzel der Demokratie in Deutschland. Ihre Geschichte ist ein großes, sie ist ein gutes Kapitel der deutschen Geschichte.“

Mit den Worten: „Lasst uns also weiter unbequem sein!“, beendete Dieter Posner seine Ausführungen und wünschte den Jubilaren und Gästen, dass sie im Anschluss an die persönlichen Ehrungen noch ein Wenig in den gemeinsamen Erinnerungen an „unsere gute alte Bahn schwelgen“!