BR-Konferenz für DB Fernverkehr AG, DB Dialog und DB Vertrieb: „Wir brauchen die Bahnwende“

„Wir werden als EVG gefragt sein!“ So das Fazit des EVG-Vorsitzenden Klaus-Dieter Hommel nach der 5. Betriebsräte-Konferenz der EVA Akademie, diesmal mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Fernverkehr, Vertrieb und Dialog. Auch diese letzte von insgesamt fünf Betriebsrätekonferenzen hat gezeigt, wie stark wir als EVG wahrgenommen werden; ob durch unser Engagement bei den Mitgliedern oder dank unseres Know-hows durch alle Reihen der Politik.

Teilweise kontrovers ging es in der online-Veranstaltung zu. Die Aussagen der beiden politischen Gäste gaben Anlass für einen lebhaften Austausch mit den Interessenvertretern der EVG: Ulrich Lange, stellv. Fraktionschef der CDU/CSU im Bundestag und Matthias Gastel, verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen. 

1,8 Milliarden Euro Minus stehen allein bei DB Fernverkehr nach dem Corona-Jahr 2020 zu Buche. Durch die politisch verfügte Aufrechterhaltung des Fernverkehrs zu 70 Prozent konnten freie Kapazitäten anders genutzt werden: Züge wurden dem Werkebereich zugeführt, um eine höhere Qualität und Quantität zu erreichen. 

Der Tarifabschluss der EVG habe den Beschäftigten durch seine sozialen Komponenten viel Sicherheit gegeben. „Stichworte: verlängerte, bezahlte Kinderbetreuung oder auch Kündigungsschutz“, so der GBR-Vorsitzende Manfred Scholze. Zur allgemeinen Diskussion um den Integrierten Konzern brachte er es auf den Punkt. „Gäbe es ihn in dieser Form nicht, hätten wir das Modell Lufthansa 2, wo 30.000 Beschäftigte ihren Job verloren haben.“

Selbstverständlich spielte auch die Auseinandersetzung mit der GDL eine Rolle bei DB Fernverkehr. „Die Mitglieder der anderen Gewerkschaft treten aggressiv auf, bedrängen EVG-Mitglieder und verbreiten Lügen“, so Scholze. Seine Bitte: „Wir müssen diesen Drückerkolonnen einen Riegel vorschieben“.

Auch Bundesgeschäftsführerin Cosima Ingenschay registriert eine aufgeheizte Stimmung in manchen Betrieben. „Da müssen wir uns alle noch einmal unterhaken“, sagt sie. „Letztendlich schlägt immer derjenige um sich, der die schlechteren Argumente hat. Und unser Weg, die Lage zu befrieden ist: Wir bleiben sachlich, wir haben für alles ein Argument, wir setzen uns für alle ein.“  Für die EVG, so Cosima, sei es „immer falsch, ich als Gewerkschafter*innen untereinander zu streiten. Die Beschäftigten untereinander sollten immer solidarisch sein. 

Natürlich spielt die anhaltende Pandemie eine Rolle während der Konferenz. Sie macht auch DB-Vertrieb zu schaffen. „Wir haben uns aber nicht versteckt“, betonte GBR-Vorsitzender Michael Kegelmann. Wegen des enormen Fahrgästerückgangs auf gut 30 Prozent habe man in anderen Bereichen ausgeholfen und dadurch Kurzarbeit vermieden. Auch seien Vorkehrungen für die Zeit nach Corona getroffen worden. Heftige Kritik übte Kegelmann an dem Entscheidungs-Jo-Jo der Politik. Lob gab es hingegen für die vielen Initiativen der EVG für sicherere Arbeitsbedingungen während Corona und auch den Tarifabschluss. Für die Zukunft blickt er optimistisch voraus. „Die Menschen verreisen gerne. Die Kunden kommen wieder. Dafür müssen wir gerüstet sein und werden wir gerüstet sein.“

„Die Schiene verdient mehr Geld und Wertschätzung“. So leitete Ulrich Lange, stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sein Gaststatement ein. Sie habe über viele Jahre weniger im Fokus gestanden, das würde sich 2022 endlich ändern, wenn erstmals seit Jahrzehnten mehr Geld an die Schiene fließe als in den Straßenbau. Bis hierhin Kopfnicken bei allen Teilnehmenden. Auf Skepsis stießen hingegen Langes Äußerungen zum Integrierten Konzern. „Die Bahn muss sich mehr auf ihre Kernaufgaben konzentrieren“. Es solle mehr eine Debatte über die Rechtsform des Konzerns geführt werden, als über die Frage integriert oder getrennt. Insgesamt sei die Bahnreform überholungsbedürftig. Lange schloss eine Rückkehr zur „Behördenbahn“ aus. Ebenso wie die von Bündnis 90/Die Grünen angestrebte rein gemeinwohlorientierte Deutsche Bahn.  

Wie seine Vorstellungen darüber aussehen, hatte der verkehrspolitische Sprecher Matthias Gastel ausgeführt. Wie schon bei der BR-Konferenz mit DB Regio stießen diese auf wenig Gegenliebe der Beschäftigten der DB AG. Fazit: „Es gibt Schnittmengen bei den Überlegungen zwischen Bündnis 90/Die Grünen und der EVG“, so Martin Burkert. „Wir haben aber zugleich auch sehr unterschiedliche Auffassungen“, stellte der EVG-Vize klar. 

Wir wissen: Das große Ziel eines funktionierenden Systems Schiene in Deutschland ist möglich. Im Sinne der Verkehrswende und für einen nachhaltigen Klimawandel. „Es bleibt notwendig, dass wir unsere Positionen konsequent vertreten“, so Klaus-Dieter Hommel zum Abschluss der Veranstaltung. „Die Konferenzen haben gezeigt, dass wir richtig handeln“.