BR DB Regio Südbaden: mehr Sicherheitsmaßnahmen in Zügen notwendig

Ein Brief von Bernd Gugel, dem stellvertretenden Vorsitzenden der EVG-Betriebsgruppe DB Regio Südbaden und Vorsitzenden des Betriebsrats DB Regio Südbaden, wurde kürzlich an den Verkehrsminister Hermann gerichtet. In dem Brief werden dringende Maßnahmen zur Sicherheit der Mitarbeiter*innen und Kund*innen in Zügen der DB Regio AG gefordert. Insbesondere wird auf den flächendeckenden Einsatz von Bodycams sowie die Doppelbesetzung der Kundenbetreuer*innen im Nahverkehr (KiN) als Schutzmaßnahmen hingewiesen.

Der offene Brief nimmt Bezug auf ein Interview mit Verkehrsminister Hermann in "SWR Aktuell Baden-Württemberg", in dem die Sicherheit der KiN auf der Schwarzwaldbahn durch den Einsatz von Bodycams thematisiert wurde. Bedauerlicherweise hat sich Verkehrsminister Hermann nicht klar zu einem flächendeckenden Einsatz von Bodycams im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bekannt und Datenschutzbedenken als Grund angeführt. Gugel äußert Unverständnis für diese Argumentation und weist darauf hin, dass Reisende nicht dauerhaft gefilmt werden und dass die Aufnahmen direkt auf den Servern der Bundespolizei gespeichert werden. Zudem können die für Reisende sichtbaren Bildschirme anzeigen, ob eine Bodycam gerade aufzeichnet oder nicht.  

Des Weiteren betont Gugel die deeskalierende Wirkung von Bodycams, wie sie bereits von der Landespolizei Baden-Württemberg seit 2019 erfolgreich eingesetzt werden. Durch den Einsatz dieser Kameras könnten Übergriffe schneller aufgeklärt und Beweismittel gesichert werden. Angesichts der steigenden Zahl von Übergriffen auf das Bahnpersonal seien Deeskalation und Beweismittelsicherung unerlässliche Maßnahmen, um den Mitarbeiter*innen beizustehen und gleichzeitig die Sicherheit der Kund*innen zu gewährleisten.  

Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2022 wurden bundesweit über 14.700 Übergriffe gemeldet, wobei über 2.000 Fälle körperliche Angriffe auf die Beschäftigten der DB Regio AG waren. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen, da nicht alle Übergriffe gemeldet werden, insbesondere Drohungen und Beleidigungen. 

Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit in Zügen des SPNV wird von Gugel vorgeschlagen: die Doppelbesetzung der KiN. Durch die gemeinsame Arbeit von zwei Mitarbeiter*innen könnten die zahlreichen eskalierenden Situationen besser bewältigt werden. Zusätzliches Sicherheitspersonal in Zügen mit einem hohen Gefährdungspotenzial könnte die KiN unterstützen.  

Die Forderungen an den Verkehrsminister umfassen folgende Punkte:

  • Rund-um-die-Uhr-Doppelbesetzung aller SPNV-Züge mit mindestens zwei KiN.
  • Einsatz von zusätzlichem Sicherheitspersonal in Zügen mit hohem Gefährdungspotenzial.
  • Jährliche Schulungen in Selbstverteidigung, einschließlich Deeskalation und Notwehr.
  • Freiwilliger Einsatz von Bodycams durch die Mitarbeiter*innen.
  • Hohe Vertragsstrafen für Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die diese Sicherheitsmaßnahmen nicht oder unzureichend umsetzen.  

Gugel weist auch darauf hin, dass die DB Regio AG bereits daran arbeitet, das Pilotprojekt der Schwarzwaldbahn auf weitere Strecken in Deutschland auszuweiten. Zudem befindet sich der Gesamtbetriebsrat der DB Regio AG im Austausch mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Beim letzten Treffen wurden Erfahrungen im Einsatz von Bodycams bei Bahn und Polizei diskutiert.  

Die Forderungen in diesem offenen Brief spiegeln die wachsende Besorgnis über die Sicherheit von Mitarbeiter*innen und Kund*innen in Zügen des Schienenpersonennahverkehrs wider. Eine umfassende Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen könnte dazu beitragen, Übergriffe zu reduzieren und die Arbeitsbedingungen im Nahverkehr erheblich zu verbessern.