#Bahnretter: Ammergaubahn - „Hier verkommt Geschichte“

Die Ammergaubahn ist im Jahr 1900 als eine der ersten strombetriebenen Bahnlinien Deutschlands in Betrieb genommen worden. Heute wirkt sie wie ungeliebter Ballast aus der verpflichtenden Daseinsfürsorge der Deutschen Bahn.

Eingleisig, teils verwahrlost und seit Jahren einem zeitlosen Dämmerschlaf überlassen. So lernt Christian Uffinger auf seiner Kurreise den einstigen Stolz der Menschen aus der Region kennen. Für den früheren Gleisbauhelfer der DB Netz ist die Strecke eine Zumutung. Teilweise schleichen die Züge. Unserem #Bahnretter und anderen Fahrgästen drängt sich das gleiche Gefühl auf: Mit dem Bus wären wir schneller gewesen.

Die Ammergaubahn ist eine kleine, aber geschichtsträchtige Strecke. Sie ist vor 119 Jahren als eine der ersten, wenn nicht gar als die erste elektrische Zugverbindung in Deutschland in Betrieb genommen. Hier scheiden sich ein wenig die Geister. Über die Zeit immer mal wieder instandgesetzt, wurde parallel an ihr eingespart, so Uffinger. Es gäbe Fahrkartenautomaten nur noch in Oberammergau, Bad Kohlgrub und am Hauptbahnhof Murnau. „Für spontan Reisende eine echte Katastrophe“, sagt der Eisenbahner. 2005 wurde der eingleisige Endpunkt Oberammergau zu Teilen mit einem Busbahnhof überbaut. Ein privater Investor kündigt seit Jahren ein Einkaufszentrum direkt auf dem verkauften Bahngelände an. Zu sehen ist lediglich eine Brache neben einem kargen Betonbahnsteig.  

Brach liegt ebenso der Haltepunkt und frühere Bahnhof Bad Kohlgrub. Kurgäste und Ausflügler, die mit dem Zug anreisen, werden von diesem „Juwel der Eisenbahngeschichte“ empfangen – jetzt ein geschlossenes und augenscheinlich dem Verfall preisgegeben, alten Bahnhofsgebäude. „Das Gebäude mit seiner historisch-sehenswerten Technik gammelt vor sich hin. Früher gab es hier auch mal eine Bahnhofsgastronomie.  

Im kommenden Jahr werden erneut die Passionsspiele in Oberammergau abgehalten. Knapp 5 Monate lang werden dabei die Dorfbewohner Oberammergaus die letzten fünf Tage im Leben Jesu nachspielen. Die alle zehn Jahre abgehaltenen Passionsspiele sind weltweit berühmt und locken massenhaft Besucher zu den Aufführungen an. „Werden wohl alle mit dem Auto oder Bus kommen“, sagt der Bahner.

Der bayerische Prinzregent Luitpold hatte damals den Betreibern der Ammergaubahn die Konzession erteilt. Kultur, Landschaft und Tradition dieser Region sprachen wohl dafür. Aber auch ein anderer, wichtiger Aspekt: Der Strom für die Züge auf den knapp 24 Kilometern zwischen Murnau und Oberammergau wurde aus Wasserkraft generiert. Die Wasserläufe der Region machten es möglich.  

Diese kleine Strecke sollte, wie auch andere ihrer Art, wieder zu einem Aushängeschild für Qualität, modernes Denken und Klimaschutz werden, wünscht sich #Bahnretter Christian Uffinger. 

Die EVG setzt sich dafür ein, dass es irgendwann wieder überall Freude macht, republikweit mit einer klimafreundlichen und bequemen Bahn zu fahren. Dafür kämpfen wir mit unserer Kampagne „Mehr Bahn für die Menschen“.