Arbeit 4.0: "Genau hingucken, aber sich nicht verrückt machen lassen"

Die Digitalisierung wird viele, wenn nicht alle Arbeitsplätze verändern - auch im Verkehrssektor. Als Gewerkschafter und als betriebliche Interessenvertreter müssen wir diesen Prozess gestalten. Die EVG fasst ihre Aktivitäten dazu unter dem Motto "Arbeit 4.0" zusammen. EVG Bildung & Wissen, die Bildungsgesellschaft unserer Gewerkschaft, hatte zu einer ersten Bestandsaufnahme zu einem Workshop nach Fulda geladen.

Die Digitalisierung wird viele, wenn nicht alle Arbeitsplätze verändern - auch im Verkehrssektor. Als Gewerkschafter und als betriebliche Interessenvertreter müssen wir diesen Prozess gestalten. Die EVG fasst ihre Aktivitäten dazu unter dem Motto "Arbeit 4.0" zusammen. EVG Bildung & Wissen, die Bildungsgesellschaft unserer Gewerkschaft, hatte zu einer ersten Bestandsaufnahme zu einem Workshop nach Fulda geladen.

Die Prozesse, die unter den Stichworten „Digitalisierung“ oder „Arbeit 4.0“ zusammengefasst sind, sind bereits in vollem Gange, das zeigten die intensiven Diskussionen in Arbeitsgruppen während des Workshops. Schon wird in einzelnen Unternehmen mit „Sharepoint“ gearbeitet und Daten und Informationen werden über die „Cloud“ ausgetauscht. Das birgt Licht und Schatten: Man muss nicht mehr so viele Dokumente in Papierform mit sich herumtragen, dafür nimmt die Datenflut zu. Die Kontrollmöglichkeiten durch die Arbeitgeber steigen, die Arbeitszeit wird immer mehr entgrenzt, soziale Kontakte gehen verloren.

Dennoch: Für Gewerkschaften und Betriebsräte gibt es keine Alternative, als sich mit diesen Prozessen aktiv auseinanderzusetzen. Oder, wie es ein Kollege auf den Punkt brachte: „Wir müssen das Thema aufgreifen, sonst machen die Arbeitgeber, was sie wollen.“ Ein anderer Kollege sah es positiver: „Allein dass wir die Risiken als solche erkennen, ist schon der erste Schritt, daraus eine Chance zu machen.“

Allerdings sind wir dafür auch gut gerüstet, das zeigte Ulrich Rötzheim auf, Bereichsleiter Mitbestimmung der EVG. Mit dem Tarifvertrag Arbeit 4.0 und dem Betriebsverfassungsgesetz „habt ihr einen guten Werkzeugkasten, ihr müsst euch trauen, ihn zu nutzen.“ Zwar könne und müsse gefragt werden, ob eine Weiterentwicklung des BetrVG erforderlich ist. Oftmals seien vermeintlich neue Fragestellungen aber auch nur moderne Anwendungsfälle klassischer Betriebsratsthemen. Ulrich Rötzheims Appell: „Genau hingucken, mitwirken, gestalten - aber sich nicht verrückt machen lassen.“ Sandra Saeed von der EVA Akademie für umweltorientierten Verkehr ergänzte diese Ausführungen: Im Projekt Arbeit 4.0 will die EVA Strukturen und Strategien entwickeln, die es den Betriebsräten ermöglichen, „auch unter den veränderten Bedingungen für gute Arbeit zu sorgen.“

Zuvor hatte Kerstin Hartmann vom „d.lab“ einen Einblick in die Arbeit der „Labs“ gegeben, also der Zukunftslabore der DB AG. Im „d.lab“ der DB Personenverkehr GmbH wird aktuell an mehreren Projekten gearbeitet, um die Zufriedenheit der Kunden zu steigern - u.a. an einer speziellen App für BahnCard100-Kunden oder am „Projekt Süwex“, bei dem es um die Möglichkeit einer Stammplatzreservierung (online oder mobil) für Berufspendler in Regionalzügen geht. Motto der Labs sei: Die Kundenwünsche sollen durch ständige Rückkoppelung in die Entwicklung neuer Produkte einfließen.

„Gut für die Kunden, aber wo bleiben dabei die Beschäftigten?“, so die Meinung mehrerer Workshop-Teilnehmer zu dem Vortrag. Die Einbindung der Kunden sei gut, „aber auch die Interessenvertreter müssen frühzeitig eingebunden werden. Sonst wird mit den Kunden etwas erprobt, die sind begeistert, aber die Praktiker schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.“