Abozentrum Landshut vor dem Aus: EVG warnt vor fatalen Folgen für Beschäftigte und öffentliche Daseinsvorsorge
Das Abozentrum der DB Vertrieb in Landshut steht vor gravierenden Veränderungen. Das hat potenziell weitreichende Folgen für Beschäftigte, Kundinnen und Kunden sowie die Qualität öffentlicher Dienstleistungen.
Im Laufe dieses Jahres soll ein Teil der dort tätigen Kolleginnen und Kollegen an DB JobService überstellt werden. Was auf den ersten Blick wie eine Umstrukturierung erscheint, bedeutet in der Praxis oft den schleichenden Verlust tariflich geschützter Arbeitsverhältnisse.
Langjährige Beschäftigte vor dem Aus
Zwölf qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind von den Plänen direkt betroffen. Sie leisten seit Jahren engagiert und verlässlich zentrale Dienste im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs, oft unter familiär oder gesundheitlich herausfordernden Bedingungen. Ihre Arbeitsplätze sind bislang tariflich abgesichert und bieten die soziale Sicherheit, die in einem öffentlichen Unternehmen wie der Deutschen Bahn selbstverständlich sein sollte.
Unverzichtbare Aufgaben für den bayerischen ÖPNV
Das Abozentrum in Landshut erfüllt eine Schlüsselrolle in der Organisation des Nahverkehrs in Bayern. Es betreut Abo-Kundinnen und -Kunden der Deutschen Bahn sowie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Eine besonders bedeutende Aufgabe ist die Bearbeitung von Schülerabonnements in Kooperation mit rund 400 bayerischen Kommunen. Landratsämter, Gemeinden, Schulen, Behörden. Sie alle schätzen den Standort als kompetenten Ansprechpartner mit regionaler Expertise und stabilen Abläufen. Diese eingespielten Strukturen lassen sich nicht ohne weiteres verlagern oder durch anonyme Callcenter ersetzen.
Auslagerung ins Ausland: Ein gefährliches Signal
Umso kritischer bewerten wir die Pläne, Aufgaben des Abozentrums perspektivisch ins Ausland zu verlagern, mutmaßlich zur Senkung von Personalkosten. Ein solcher Schritt wäre nicht nur beschäftigungspolitisch verantwortungslos, sondern auch ein Angriff auf die Qualität und Bürgernähe öffentlicher Dienstleistungen. Gerade im Bereich der Schülerbeförderung und Kundenkommunikation sind Ortskenntnis, kulturelles Verständnis und stabile Ansprechpartner unabdingbar.
Starke soziale Strukturen am Standort Landshut
Der Standort Landshut steht exemplarisch für eine moderne, sozial ausgerichtete Arbeitswelt bei der Bahn. Flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, auch für Alleinerziehende. Schwerbehinderte Kolleginnen und Kollegen sind selbstverständlich Teil des Teams. Gelebte Inklusion statt bloßer Symbolik. Solche Bedingungen lassen sich nicht beliebig replizieren, schon gar nicht in Billiglohnländern ohne tarifliche Standards.
EVG fordert klares Bekenntnis zur Standort- und Arbeitsplatzsicherung
Für die EVG ist klar: Eine Schließung des Abozentrums Landshut wäre ein Rückschritt für die Beschäftigten ebenso wie für den öffentlichen Nahverkehr in Bayern. Wir fordern daher entschieden:
- Den vollständigen Erhalt des Abozentrums Landshut und aller dortigen Arbeitsplätze,
- eine verbindliche Zusage, dass diese Arbeitsplätze dauerhaft in Bayern bleiben,
- sowie den Verzicht auf eine Auslagerung in Niedriglohnländer, die auf dem Rücken der Beschäftigten und auf Kosten der Servicequalität erfolgt.
Appell an Bahn, Politik und Aufgabenträger
Die EVG ruft die Deutsche Bahn AG, die Bayerische Staatsregierung und die BEG nachdrücklich dazu auf, Verantwortung zu übernehmen: für sichere Arbeitsplätze, für die Menschen in der Region und für eine bürgernahe, verlässliche Daseinsvorsorge. Der Erhalt des Abozentrums Landshut wäre ein deutliches Signal: gegen den Trend der Auslagerung, für soziale Verantwortung und für die Stärkung des öffentlichen Dienstleistungsauftrags im Nahverkehr.
Denn eines ist klar: Wer an der öffentlichen Infrastruktur spart, spart an der falschen Stelle – und gefährdet Vertrauen, Versorgungssicherheit und Gerechtigkeit.