9-Euro-Ticket: „Wir wollen Teil der Lösung sein, nicht des Problems“

Das 9-Euro-Ticket rückt näher. Am Mittwoch wollen die Verkehrsminister:innen aus Bund und Ländern die Rahmenbedingungen klären, dann wird der Gesetzgebungsprozess eingeleitet. Am 1. Juni soll das Ticket dann starten. Die EVG und ihre Betriebsrät:innen benennen die Schwachstellen der Idee und weisen auf mögliche Probleme hin. Wir sagen aber auch ganz klar: Das 9-Euro-Ticket kann eine Riesenchance für die Verkehrswende sein.

„Wir fordern Nachhaltigkeit ein. Das 9-Euro-Ticket muss über diesen Feldversuch hinaus ein Erfolg werden“, bringt es EVG-Vize Martin Burkert auf den Punkt. Notwendig sei nun eine Informationskampagne des Bundesverkehrsministeriums. Denn wenn tatsächlich Reisende während der Sommermonate in Größenordnungen Busse und Bahnen nutzen, wenn Berufspendler:innen auf ÖPNV und SPNV umsteigen, dann kann dies der Einstieg in den dauerhaften Umstieg werden. Dafür aber müssen die öffentlichen Verkehrsangebote auch ausgestattet sein.

„Wir wollen alles dafür tun, dass das Ticket ein Erfolg wird“, sagt auch Jens Schwarz, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates der DB AG. „Aber das, was in den vergangenen Jahren versäumt worden ist, kann jetzt nicht über Nacht nachgeholt werden.“ Und versäumt worden ist einiges. So ist die Infrastruktur seit Jahrzehnten unterfinanziert und vernachlässigt worden, das Schienennetz altert. Manche Strecken und Bahnhöfe sind schon jetzt überlastet. 

Einen weiteren Faktor benennt Ralf Damde, stv. GBR-Vorsitzender der DB Regio AG: den Ausschreibungswettbewerb im SPNV. „Hier ist in der Vergangenheit zu sehr auf den Preis geschaut worden. Im Ergebnis haben die Unternehmen heute keine Reserven, weder an Fahrzeugen, noch an Personal.“ Die aber braucht es in den kommenden Wochen. Nicht nur in der Infrastruktur, im Fahrbetrieb und in den Bahnhöfen, auch in der Instandhaltung und bei der Sicherheit. Schwierig könne es werden, „wenn ein erhöhtes Reisendenaufkommen auf andere Probleme trifft, wie z.B. verspätete oder zu kurze Züge, defekte Toiletten, fehlende Informationen“, sagt Gerd Galdirs, GBR-Vorsitzender DB Sicherheit. „Wir brauchen zusätzliches Personal für Service, Ein- und Ausstieg, für die Reisendenlenkung.“

Aber Eisenbahnerinnern und Eisenbahner sind keine Schwarzmaler. „Jede einzelne Eisenbahnerin, jeder einzelne Eisenbahner wird alles dafür tun, dass sich die Kunden bei uns wohlfühlen“, sagt Heike Moll, GBR-Vorsitzende bei DB Station&Service. „Aber wir wollen nicht beschimpft werden, weil uns hier eine Situation überrollt, für die vorher die Rahmenbedingungen nicht geklärt worden sind.“ Und Ralf Damde ergänzt: „Wir wollen Teil der Lösung sein und nicht des Problems.“ Seine Forderung: „Wir erwarten, dass die Arbeitgeber diese Szenarien ernst nehmen und wir brauchen einen robusten Fahrplan für diese drei Monate, und dazu gehören Personal und Fahrzeuge. Wir sehen eine Riesenchance für die Verkehrswende. Nach diesen drei Monaten müssen wir daraus lernen."