9-Euro-Ticket: Anschluss nicht verpassen

Das 9-Euro-Ticket biegt buchstäblich auf die Zielgerade. Noch bis Ende August gilt der vergünstigte Sonder-Fahrschein im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Eine Verlängerung der Aktion hat die Bundesregierung bislang ausgeschlossen. Die EVG Berlin dringt hingegen auf Maßnahmen, den ÖPNV auch weiter attraktiv zu gestalten – vor allem auch preislich. Allein im Juni wurden in Berlin rund zwei Millionen 9-Euro-Tickets verkauft, 500 000 davon bei der S-Bahn. „Das zeigt doch den enormen Bedarf“, betont Berlins EVG-Vorsitzender Michael Bartl.

Er verweist auf eine Untersuchung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Danach gaben 20 Prozent der Käufer an, den ÖPNV normalerweise nicht zu nutzen. „Das ist ein Erfolg“, so Bartl. Und diesen müsse man auskosten und dürfe das Potenzial nicht verschenken. Vorstellbar sei deshalb beispielsweise ein 365-Euro-Ticket, mit dem der ÖPNV ein Jahr lang genutzt werden könne. „Das wäre ein sinnvolles Angebot, ein Euro pro Tag für sinnvolle und umweltfreundliche Beförderung“, meint Berlins EVG-Chef. Entsprechende Initiativen in den Parteien der Hauptstadt will unsere Gewerkschaft unterstützen. „Wir können uns da ein Bündnis für den ÖPNV in der Hauptstadtregion mit Brandenburg vorstellen“, so Robert Seifert, Stellvertretender Vorsitzender der EVG Berlin.

Allerdings sei ein ganzes Bündel von Maßnahmen erforderlich. So müsse es neben dem preislichen Anreiz zur Nutzung des ÖPNV auch Investitionen zum Ausbau der Kapazitäten geben. „Höhere Fahrgastzahlen sind auf Dauer nur mit dichterem Takt, mehr Fahrzeugen und mehr Personal zu bewältigen“, betont Seifert. Auch der Service müsse ausgebaut werden. Dazu gehöre die Information der Fahrgäste, auch auf den Bahnhöfen. Aber auch dazu sei eben mehr Personal nötig. Das gelte auch für die weitere Verbesserung der Sicherheit im ÖPNV für Fahrgäste und unsere Kolleginnen und Kollegen. Gut ausgebildetes Personal müsse her und die Präsenz der Polizei erhöht werden.

Im Bund hat sich die EVG dem Bündnis „ÖPNV braucht Zukunft“ angeschlossen. Dort engagieren sich u.a. ver.di, VCD und der BUND. Das Bündnis fordert Bund und Länder auf, umzulenken. Das Angebot im öffentlichen Verkehr solle besser und barrierefrei werden, damit mehr Menschen dauerhaft das Auto stehenlassen und auf Bahn und Bus umsteigen. Zugleich schlagen die Beteiligten ein einfaches und günstiges Preissystem vor.