Bahn frei für Frauen? - Hebel zur Erhöhung des Frauenanteils im Eisenbahnsektor

Unter diesem Motto hatten unsere Kolleg*innen der österreichischen Gewerkschaft vida (Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft) gemeinsam mit der Arbeiterkammer Wien zu einer Veranstaltung zu den aktuell laufenden „Women in Rail“-Verhandlungen auf europäischer Ebene eingeladen. An dieser war auch Vertreterinnen der Österreichischen Bundesbahnen sowie Giorgio Tuti, SEV (Vorsitzender der Eisenbahnsektion der ETF) beteiligt.

„Wenn sich das Tempo der Erhöhung des Frauenanteils in den Unternehmen in dieser Weise in Europa fortsetzt, nämlich um maximal 1,1 Prozent pro Jahr, wird es noch Jahrzehnte dauern, bis Frauen adäquat im System Eisenbahn vertreten sind. Es führt uns dramatisch vor Augen, wie wichtig eine verbindliche Sozialpartnervereinbarung ist, in der sich Bahnen zu konkreten Maßnahmen im Sinne der Gleichbehandlung verpflichten. Ob die Bahnen dazu auch tatsächlich bereit sind, wird sich beim Abschluss der Verhandlungen zeigen“, sagte Tuti im Nachgang.

Österreich hat aktuell mit ca. 13% einen der europaweit niedrigsten Frauenanteile im Bahnsektor, entsprechend viel erwarten sich daher die Kolleg*innen von diesen Verhandlungen. Aber auch in Deutschland liegt der Frauenanteil mit 22% noch weit hinter denen in anderen europäischen Ländern (z.B. Schweden mit etwa 40%) und es gibt genug zu tun.

Aufgenommen wurden die Verhandlungen zwischen der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER) bereits Ende 2019. Sie mussten wegen der Corona-Pandemie aber vorübergehend ausgesetzt werden. Jetzt wollen die europäischen Sozialpartner weiter digital eine sog. „autonome Vereinbarung“ auf EU-Ebene verhandeln, in der erstmalig Mindeststandards definiert werden, die europaweit gültig sein sollen. Der gemeinsame Wunsch der Sozialpartner ist, eine gute Vereinbarung im Jahr der Schiene (2021) zu unterzeichnen.

Die EVG hat eine Vertreterin in das ETF-Verhandlungsteam entsendet. Eng eingebunden ist die Bundesfrauenleitung der EVG, denn:  Wir wollen konkrete Ergebnisse erzielen, die einen Fortschritt für die Arbeitsbedingungen von Frauen bei der Eisenbahn in ganz Europa bedeuten.

Mehr zu den konkreten Themenfeldern in unserem Erklärvideo.

Hintergrundinformationen: Women in Rail

  • Women in Rail: Unter dem Titel laufen seit Herbst 2019 Verhandlungen der europäischen Sozialpartner (ETF & CER) zum Thema „Frauen in der Eisenbahn“ im Sektoralen Sozialen Dialog Eisenbahn auf EU-Ebene.
  • 2007 wurden Handlungsempfehlungen für eine bessere Vertretung und Integration von Frauen im Eisenbahnsektor erarbeitet und von den Sozialpartnern unterschrieben. 2017-2018 überprüften die Sozialpartner den Wirkungsgrad der Handlungsempfehlungen in den Ländern. Das Ergebnis ist aus Sicht der ETF eindeutig: der Fortschritt bei der Steigerung des Frauenanteils bei den Eisenbahnen ist viel zu langsam!
  • ETF und CER verständigten sich darauf, eine sog. „autonome Vereinbarung“ zum Thema „Frauen bei der Eisenbahn“ im Sozialen Dialog zu verhandeln. 
  • Mit der Unterschrift wäre eine solche Vereinbarung für die Sozialpartner verbindlich. Die Europäische Kommission verlangt einen Bericht zur Umsetzung.

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