Tag der Arbeit 2025: „Wir kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz!“

Unter dem Motto „Mach Dich stark mit uns“ haben sich am 1. Mai rund 310.000 Menschen an insgesamt 420 Veranstaltungen und Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbunds beteiligt. In einer engagierten Rede rief der EVG-Vorsitzende Martin Burkert in Mönchengladbach zu Solidarität, Zusammenhalt und politischem Engagement auf.

Er erinnerte daran, dass der 1. Mai kein gewöhnlicher Feiertag, sondern ein Tag des Widerstands und der Erfolge sei: „Sage und schreibe zwölfeinhalb Millionen Beschäftigte profitieren von neuen Tarifverträgen. Wir haben hart verhandelt, gemeinsam gekämpft und - wenn es nötig war: gestreikt. Und das ist und bleibt unser gutes Recht! Wir lassen uns das Streikrecht nicht nehmen - niemals!“

„Sage und schreibe zwölfeinhalb Millionen Beschäftigte profitieren von neuen Tarifverträgen.“

Martin Burkert, EVG-Vorsitzender

Tarifautonomie ohne Streikrecht wäre nichts anderes als kollektive Bettelei, so Burkert. Und das gelte auch und gerade für die öffentliche Infrastruktur. „Hier wollen die Marktradikalen zuerst ran - Einschränkung bei der Schiene, im ÖPNV, in der Luftfahrt. Nicht mit uns! Ver.di und die EVG halten hier gemeinsam dagegen. Denn wenn das Streikrecht an einer Stelle rasiert wird, dann sind alle bedroht.“

Die Gewerkschaften werden gebraucht. Nirgendwo zeige sich das so sehr wie in der Tarifpolitik. „Und in Zeiten der Krise sorgen wir nicht nur dafür, dass mehr bei euch ankommt. Sondern: dass eure Jobs sicher bleiben. „Wir Gewerkschaften kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz!“

Burkert forderte außerdem ein Bundestariftreuegesetz, um Dumpinglöhne bei öffentlichen Aufträgen zu verhindern. „Wir als EVG kämpfen - gemeinsam mit ver.di - für: Tariftreue, auch bei Ausschreibungen im Nah- und Regionalverkehr. Denn was wir aktuell haben, ist ein Flickenteppich: Jedes Bundesland macht, was es will - und: viele Regelungen taugen nichts.“

Gefordert werden einheitliche Mindeststandards in den Ländern, eine verpflichtende Anwendung repräsentativer Tarifverträge sowie der Sozialschutz bei Betreiberwechsel - branchenübergreifend. „Für uns ist klar: Wir werden den Verantwortlichen in Berlin, in Düsseldorf und in den anderen Ländern den ruinösen Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten abgewöhnen. Denn wer Qualität will, muss Gute Arbeit sichern!“

1. Mai 2025

Deutliche Kritik äußerte Martin auch an der geplanten Aushöhlung des Arbeitszeitgesetzes sowie an unsozialer Wohn- und Steuerpolitik. Er warf der Bundesregierung vor, die Realität vieler Beschäftigter zu verkennen - insbesondere mit Blick auf steigende Lebenshaltungskosten und überlange Pendelzeiten.

„Wir lassen uns das Streikrecht nicht nehmen - niemals!“

Martin Burkert, EVG-Vorsitzender

Neben nationalen Themen richtete sich der Blick auch nach Europa: Angesichts des wachsenden Einflusses rechtspopulistischer Parteien betonte Martin die Rolle der Gewerkschaften als Verteidiger von Demokratie, Mitbestimmung und Vielfalt. Solidarität, so der Appell, müsse über nationale Grenzen hinausgehen. „In Zeiten, in denen weltweit der Nationalismus erstarkt bleiben wir als Gewerkschaften standhaft und - über Grenzen hinweg - solidarisch,“ so Martin. Er begrüßte in Mönchengladbach auch die Generalsekretärin der ETF, Livia Spera, die aus Brüssel angereist ist, um hier mit uns ein Zeichen zu setzen.

Die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay sprach am Tag der Arbeit in Aschaffenburg. Sie erinnerte an die historischen Wurzeln des Kampftages sowie an aktuelle Herausforderungen. Gleichzeitig warnte sie vor Faschismus, Sozialabbau und Angriffen auf Arbeitnehmerrechte - etwa durch Großunternehmer wie Elon Musk - und forderte Investitionen in Infrastruktur, faire Löhne, starke Tarifverträge und soziale Gerechtigkeit.

„Eine Zerschlagung der Deutschen Bahn lassen wir nicht zu. Gestern, heute und auch nicht in Zukunft!“

Cosima Ingenschay, Stellvertretende EVG-Vorsitzende

Gleichzeitig betonte sie, dass mit der EVG eine Zerschlagung des DB-Konzerns nicht zu machen ist. An die Adresse von Friedrich Merz gerichtet: „Wir vergessen ihre Wahlkampf-Worte nicht und bleiben laut: Eine Zerschlagung der Deutschen Bahn lassen wir nicht zu. Gestern, heute und auch nicht in Zukunft!“

Deutlich positionierte sie sich auch gegen Rassismus, die AfD und jegliche Spaltungstendenzen. Die Gewerkschaften stünden für Solidarität, Frieden und Demokratie - und riefen zur kollektiven Stärke auf: „Mach dich stark - mit uns!“

Als Mai-Redner in Potsdam ging auch Sebastian Rüter, Landesvorsitzender der EVG Brandenburg, auf den neuen Koalitionsvertrag ein. Er würdigte das 500-Milliarden-Sondervermögen als „Befreiungsschlag. Wir als DGB haben erreicht, dass es jetzt endlich einen echten Modernisierungsschub für Wirtschaft und Infrastruktur geben kann.“ Es gebe neben Licht aber auch Schatten, nämlich die möglichen Änderungen am Arbeitszeitgesetz. „Was als neue Flexibilität verkauft wird, bedeutet in Wirklichkeit, dass der 8-Stunden-Tag gekippt wird. Das ist gegen jede Vernunft, das macht krank und das wissen auch alle - und trotzdem haben die Arbeitgeber dies auf die Agenda gesetzt.“ Arbeitszeitfragen aber seien Tarifgeschäft. Die Tarifverträge insbesondere der EVG enthielten ein hohes Maß an Flexibilität für Beschäftigte und Betriebe. „Wer Flexibilität will, muss Tarifverträge anschließen. Wer einfach nur die Arbeitszeit verlängern will und dafür nach dem Staat ruft, wird auf unseren entschiedenen Widerstand treffen.“

„Wer Flexibilität will, muss Tarifverträge anschließen.“

Sebastian Rüter, Landesvorsitzender der EVG Brandenburg

Ebenso warnte Rüter davor, sozialstaatliche Errungenschaften in Frage zu stellen. „Da werden uns derzeit jede Menge Schauermärchen aufgetischt. Wir sagen kipp und klar: Hände weg vom Sozialstaat.“ Die Gewerkschaften stünden für eine gute Gesundheitsversorgung, für ein gutes Bildungssystem, für eine sichere Rente. „Nur Reiche, die sich ohnehin alles leisten können, können darauf verzichten. Wenn wir unsere Demokratie schützen wollen, müssen wir auch unseren Sozialstaat schützen.“

Der DGB kündigte an, die neue Bundesregierung kritisch zu begleiten und ihre Arbeit im Sinne der Beschäftigten zu bewerten. Auf der zentralen Veranstaltung zum 1. Mai in Chemnitz sagte die Vorsitzende Yasmin Fahimi: „Wir haben das Gerede satt, dass die Beschäftigten nicht genug leisten. Sie sind nicht Ursache der Wirtschaftsschwäche, und wir machen uns stark dafür, dass sie nicht die Leidtragenden werden. Wir wollen ein Wirtschaftswachstum für gute Jobs statt noch mehr Geld für Geschäfte auf dem Rücken der Beschäftigten.”

„Wir haben das Gerede satt, dass die Beschäftigten nicht genug leisten. Sie sind nicht Ursache der Wirtschaftsschwäche.“

Yasmin Fahimi, DGB-Vorsitzende

Um soziale Sicherheit und gute Arbeit zu schaffen, müssten die Arbeitgeber endlich ihren Teil beitragen, so Fahimi: „Jetzt, wo die Rahmenbedingungen durch Investitionszusagen stehen, und die Energiekosten sinken, müsst ihr liefern. Sorgt für sichere Jobs, faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen. Dann sorgen die Beschäftigten mit ihrer Leistung für Wachstum und Wohlstand!”

1. Mai 2025