Die Bahn am Scheideweg

Im Jahr 1835 fuhr die erste Eisenbahn in Deutschland. Eigentlich ein Grund zur Freude - doch ein Jahrzehnt vor dem 200. Jubiläum steht die Bahn am Scheideweg. Viele Menschen haben das Vertrauen in das System Schiene verloren.

In Berlin wird derzeit intensiv über die Zukunft der Deutschen Bahn diskutiert. Am 22. September will der neue Verkehrsminister Schnieder seine Bahnstrategie vorstellen. Die Erwartungen von Fahrgästen und Beschäftigten sind hoch - ebenso die Unsicherheit.

Kluge Reformen statt Kahlschlag

Mit einem klaren Appell richtet sich die EVG an den Eigentümer:
"Es ist jetzt Zeit für kluge Reformen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen", sagte EVG-Vorsitzender Martin Burkert.

In einem Beschluss stellt der EVG-Bundesvorstand klar, dass die Bedürfnisse der Kund:innen in den Mittelpunkt gestellt werden müssen. Nicht kurzfristige Gewinne dürfen im Vordergrund stehen, sondern Service, Qualität und Sicherheit. Dafür braucht es mehr Wertschätzung für die Beschäftigten, die wieder stolz auf ihre Bahn sein wollen.

„Es ist jetzt Zeit für kluge Reformen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.“

Martin Burkert, EVG-Vorsitzender

Mehr Service und Qualität für Fahrgäste

Die EVG ist bereit, notwendige Reformen aktiv mitzugestalten, wenn drei Bedingungen erfüllt werden: Arbeitsplätze müssen gesichert, die Finanzierung der Bahn langfristig politisch abgesichert und die Qualität für die Kund:innen spürbar verbessert werden.

Gerade in Zeiten der Generalsanierung braucht es mehr Personal im direkten Kundenkontakt, den Erhalt der Reisezentren und eine höhere Aufenthaltsqualität in den Bahnhöfen. Sicherheit muss dabei als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge verstanden werden. Deshalb schlägt die EVG vor, die DB Sicherheit in die gemeinwohlorientierte InfraGo zu überführen.

Eigene Stärken sichern

Die Bahn ist ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge. Damit die kritische Infrastruktur in sicheren Händen bleibt, Züge zuverlässig rollen und sensible Daten geschützt werden, bekennt sich die EVG zum Erhalt von DB FZI, DB Systel und DB Services als eigenständige Unternehmen. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, gerade auch bei Dienstleistern", bekräftigt Martin Burkert.

Verlässliche Finanzierung schaffen

Steigende Ticketpreise, unzuverlässiger Güterverkehr und ausgedünnte Verbindungen haben in den letzten Wochen zu massiver Kritik der EVG an der Haushaltspolitik und der unzureichenden Trassenpreisförderung geführt. Die Gewerkschaft fordert von der Politik, über Wahlperioden hinaus zu handeln und finanzielle Planungssicherheit durch einen überjährigen Infrastrukturfonds zu schaffen. Auch eine echte Stärkung des Einzelwagenverkehrs im Schienengüterverkehr ist notwendig, um die deutsche Industrie zu entlasten.

Um Prozesse effizienter zu gestalten, schlägt die EVG außerdem eine Verkleinerung des DB-Vorstandes vor.

200 Jahre Eisenbahn - ein Jubiläum mit Zukunft?

2035 feiert die Eisenbahn in Deutschland ihr 200. Jubiläum. Damit die Fahrgäste dann wirklich Grund zum Jubeln haben, erwartet Martin Burkert vom Verkehrsminister, dass er "jetzt um die Kunden kämpft und die Sanierung der Schiene weiter vorantreibt".