Interview: „Nicht für alle alles festlegen“

Bessere Dienstpläne für die Beschäftigten: EVG-Betriebsräte nutzen die Möglichkeiten, die die EVG-Tarifverträge ihnen bieten. So wie der Betriebsrat von DB Station&Service RB Nord-Ost. Ein Interview mit Betriebsrätin Daniela Bolz. 

Daniela Bolz

Daniela, ihr habt in Frankfurt/Oder ein neues Dienstplanmodell eingeführt, das eigentlich gar nicht so neu ist….
Die Kolleginnen und Kollegen im Ansagezentrum in Frankfurt/Oder hatten die Idee, ob man nicht den Vier-Brigade-Plan wieder einführen könnte, den es zu Reichsbahn-Zeiten gab. Wir haben dann von der Öffnungsklausel im DemografieTV Gebrauch gemacht. EVG und Agv MoV haben grünes Licht gegeben und so haben dort tatsächlich einen etwas abgewandelten Vier-Brigade-Plan wieder eingeführt. 1:1 konnte er nicht übernommen werden, weil wir samstags keine 12 Stunden arbeiten dürfen.

Welche Vorteile hat dieses Dienstplanmodell?
Es bildet Früh-, Spät- und Nachtschichten in einer klaren Abfolge ab. Der Vorteil ist, dass man jedes zweite Wochenende frei hat, das ist das, was den Kolleginnen und Kollegen wichtig ist. Der Nachteil ist, dass man zweimal sieben Tage am Stück arbeitet. 

Was sagen die Beschäftigten?
Die sind angetan und das hat sich auch rumgesprochen. Wir haben das in Frankfurt eine Zeitlang gemacht und dann haben sich die Cottbusser gemeldet und gesagt: Das wollen wir auch. Auch in Cottbus haben wir das umgesetzt und die Kolleginnen und Kollegen sind glücklich damit. Man muss natürlich auch sagen: Es war ihre Idee und wir haben die Umsetzung selbstverständlich mit ihnen besprochen. Wir sagen auch nicht, dass ein Dienstplan in Stein gemeißelt ist. Wir probieren ihn aus und wenn wir merken, es funktioniert nicht, dann wird das eben geändert.

War das schwierig umzusetzen?
Eigentlich nicht. Wir sind an den Arbeitszeitadministrator herangetreten und der sagte: Okay, wir probieren das mal. Mit den Dienstplanvorschlägen sind wir zu den Kollegen rausgefahren, haben sie besprochen, haben gesagt, passt das wirklich? Sieben Tage am Stück ist ziemlich hart. Aber sie wollten das und dann haben wir gesagt, okay, dann probieren wir es aus. Natürlich sind wir immer wieder im Gespräch mit unseren Kolleginnen und Kollegen um ggf. die Pläne an die Erfahrungen und Bedarfe anzupassen.

„Ich finde es persönlich besser, dass man als Betriebsrat auch die Möglichkeit hat, von starren Regelungen abzuweichen.“

Daniela Bolz, Betriebsrätin

Das betrifft mit den Ansagezentren in Frankfurt und Cottbus jetzt kleinere Einheiten. Wäre so ein Modell auch an den großen Bahnhöfen denkbar?
Hier am Ostbahnhof zum Beispiel ist der Wunsch noch nicht geäußert worden. Hier haben wir auch andere Dienstplanmodelle. Zum Beispiel haben wir Kollegen, die wir komplett aus der Nachtschicht herausgenommen haben, weil sie das so wollten. So gibt es überall individuelle Wünsche.

Auf die Betriebsräte kommt damit mehr Verantwortung zu…
Ich finde das persönlich auch besser, dass man als Betriebsrat auch die Möglichkeit hat, von den starren Regelungen abzuweichen, und dass es eben auch die Möglichkeit gibt, die Öffnungsklauseln zu nutzen. Man sollte nicht für alle alles festlegen. Es ist einfach schwierig, Dienstpläne aufzubauen, wenn man zu viele Regelungen hat.

Ihr habt auch eine Tauschbörse aufgebaut…
Ja, das machen wir seit zwei, drei Jahren und das wird gut angenommen. Das geht heute natürlich alles elektronisch. Die Leute geben ihre Wünsche in das System ein, zum Beispiel: Tausche eine Spät- gegen eine  Frühschicht - oder umgekehrt - und zwar anonym, ohne Namensnennung. Und das kann dann jemand annehmen oder nicht. Wir haben das pilotiert und die Leute haben sich ruck-zuck damit angefreundet.