„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ - Klare Worte beim Austausch im Werk Delitzsch
Auf massiven Drängen der EVG kam es am Dienstag zu einem Treffen im DB FZI Werk Delitzsch. Zu Beginn hatten die Kolleginnen und Kollegen gemeinsam mit der Werksleitung die Arbeit im Werk präsentiert: hochspezialisiertes Know-how, eingespielte Abläufe und eine Belegschaft, die mit vollem Einsatz bei der Sache ist. Was hier geleistet wird, ist nicht ersetzbar - das wurde allen Anwesenden deutlich.
Doch im anschließenden Austausch wurde schnell klar: Die Werksschließung ist für den Werkleiter Herrn Engels beschlossenen und unumkehrbar. Was und wie die Unternehmensseite bisher den betroffenen Kolleg:innen anzubieten hatte, war enttäuschend: So soll ein von ihnen Großteil nach Fulda versetzt werden - mit der vagen Aussicht, in zwei Jahren vielleicht nach Dessau wechseln zu können. Keine echte Perspektive, keine Garantie, keine Strategie. Stattdessen: Vertröstungen, Unklarheiten. Dr. Manfred Wilde appellierte zu Recht an das „Staatsunternehmen Deutsche Bahn“ und erinnerte an deren Verantwortung. Für eine Stadt wie Delitzsch ist die Verlagerung ein großes Problem, da viele Betroffene in Delitzsch und im Umland ihre Wurzeln haben.
EVG-Vertreter Johannes Kuipers brachte es auf den Punkt: „Die Schließung von Delitzsch löst kein einziges Problem in der Fahrzeuginstandhaltung!“ Die 50 Beschäftigten und ihre Familien zahlen den Preis für hausgemachte Fehler im DB-Konzern. Was wirtschaftlich nicht nachvollziehbar ist, stellt für unsere Kolleg:innen menschlich eine Katastrophe dar. „Es ist genauso wie es auf euren T-Shirts steht: Was für euch nur ein Standort ist, ist für uns Heimat!“
Die wirklichen Probleme und Belastungen der DB FZI, nämlich die Finanzierung des neuen Werks Cottbus und die ungelöste Problematik der Materialbevorratung durch die Deutsche Bahn bleiben sämtlich weiterhin ungelöst. Da ist die Vorgehensweise des Unternehmens, selbst den Aufsichtsrat und Betriebsräte nicht vorab über eine Verlagerung zu informieren, nur ein schlechter Stil.
Die große Wut und Enttäuschung der Kolleg:innen waren spürbar. Die bisherigen Gespräche mit dem Unternehmen seien respektlos verlaufen, die Angebote realitätsfern. „Wir fühlen uns von der Geschäftsleitung im Stich gelassen“, sagte ein Kollege. Und ein anderer brachte es emotional auf den Punkt: „Hier wird nicht nur ein Werk geschlossen. Hier wird eine über Jahre gewachsene Familie auseinandergerissen.“
Symbolträchtig: Auf die Frage von Oberbürgermeister Dr. Wilde, wer sich vorstellen könne, ins Werk Fulda zu wechseln, blieb der Raum stumm. Keine einzige Hand ging hoch - ein klares Zeichen.
Dr. Wilde machte deutlich, was auf dem Spiel steht: Mit der Schließung des Werks verliert nicht nur Delitzsch 50 Arbeitsplätze - ganze Lebensentwürfe geraten ins Wanken. Junge, engagierte Menschen, werden aus der Region gedrängt. „Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern ein struktureller Schaden für die ganze Region“, so der OB. Der OB erinnerte auch daran, dass im Werk Delitzsch seit 4 Generationen Kolleg:innen einer Tätigkeit nachgehen und ihn das sehr betroffen macht.
Auch der Betriebsrat ließ keinen Zweifel: Die Werksschließung ist sachlich nicht begründbar - und wird von der Belegschaft nicht akzeptiert. Man werde weiterkämpfen, mit allen verfügbaren Mitteln, für jede Kollegin und jeden Kollegen.
Den emotionalen Schlusspunkt setzte ein Kollege mit einem Zitat von Bertolt Brecht: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Auf Initiative der EVG wurde vereinbart, dass die Gespräche mit der Belegschaft künftig verbessert und endlich auf Augenhöhe geführt werden. Auch wurde ein Folgetermin im September angesetzt - dort sollen die Entwicklungen der kommenden Wochen erneut mit den Kolleginnen und Kollegen auf den Prüfstand gestellt werden. Klar ist: Wir geben nicht auf. Wir kämpfen weiter – für die Beschäftigten in Delitzsch.
An dem Treffen waren beteiligt: die von der Verlagerung betroffenen Kolleg:innen, des Betriebsrats, der EVG, Vertreter:innen der Kommunal- und Landespolitik, dem Werkleiter sowie Vertretern der RailMaint. Sie alle trafen sich zu einem offenen Austausch inmitten der Werkhalle.
Unserem Drängen folgten der Delitzschs Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde, sein Referatsleiter Alexander Lorenz, die Landtagsabgeordnete Tina Trompter, ein Vertreter des sächsischen Wirtschaftsministeriums, Werksleiter Thomas Engel sowie Martin Walden, Konzernbevollmächtigter der DB für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.