„Wenn wir Vielfalt gestalten wollen, müssen wir sie schützen“

Mit einem engagierten und leidenschaftlichen Plädoyer für mehr Vielfalt im Öffentlichen Dienst ist das diesjährige Schöneberger Forum, die beamtenpolitische Tagung des DGB, eröffnet worden.

Jörg Radek

Eine öffentliche Verwaltung, die die Vielfalt der Gesellschaft abbildet, „ist ein entschiedener Gegensatz zu der sich ausbreitenden Eintönigkeit und Oberflächlichkeit“, so Jörg Radek, stv. Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Das Schöneberger Forum steht in diesem Jahr unter dem Motto „Vielfalt gestalten“.

Wenn wir Vielfalt gestalten wollen, „müssen wir sie aber auch erst einmal schützen“, so Jörg mit Blick auf die aktuelle politische Situation. „Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter können wir diesen Auftrag nicht wegdelegieren. Das ist unser ureigenster Auftrag – denn auch unsere Grundrechte werden durch die Verfassung geschützt.“

Beim Thema Vielfalt im Öffentlichen Dienst gibt es offenbar Luft nach oben, das zeigt eine aktuelle Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des DGB. 77 Prozent der öD-Beschäftigten befürworten demnach mehr Vielfalt – aber nicht einmal die Hälfte der Dienststellen hierzulande bietet Diversity-Maßnahmen an. „Die öffentlichen Arbeitgeber müssen mehr Förderprogramme für Chancengleichheit und ein diskriminierungsfreies Zusammenarbeiten auf den Weg bringen und dafür auch das notwendige Geld und Personal bereitstellen“, forderte DGB-Vize Elke Hannack. „Diversity- und Vielfaltsprogramme dürfen aber kein Feigenblatt zur positiven Selbstdarstellung der Arbeitgeber sein. Diversity ist keine Eintagsfliege, sondern ein steter Prozess, der regelmäßig überprüft und nachjustiert werden muss. Und es gilt, hier alle Beschäftigten mitzunehmen.“

Ein beeindruckendes und engagiertes Plädoyer für mehr Vielfalt und Offenheit lieferte in der einleitenden Podiumsdiskussion auch Veuve Noire alias Hendrik Schmidt, Travestiekünstler und politisch aktiv für Toleranz und Vielfalt. Er berichtete von seinen Erfahrungen als homosexueller Jugendlicher in einer ländlichen Region in Mecklenburg-Vorpommern – unter anderem auch von lebensbedrohlichen Begegnungen mit Neonazis. Sein Fazit: „Ich schwimme gegen den Strom habe auch das Recht dazu. Und niemand hat das Recht, mir meine Besonderheit abzusprechen.“