Überlastung, Schließungen von Reisezentren & Angriffe auf das Personal – zentrale Fachgruppe diskutiert die aktuelle Situation
Vom 09. bis 11. September 2024 kamen die Kolleg:innen der zentralen Fachgruppen Reiseberater und Vertrieb in Fulda zusammen. Wie schon bei der Sitzung im Frühjahr stand auch die zweite Veranstaltung des Jahres unter negativen Vorzeichen: im Frühjahr ging es zwar bereits um die brennende Personalsituation bei DB Vertrieb, mittlerweile jedoch geht um die gesamte Zukunft des Unternehmens! Entsprechend emotional waren natürlich auch die geführten Diskussionen.
Doch von vorne: Am ersten Sitzungstag standen die aktuellen Themen und Bedürfnisse der einzelnen Betriebe und Regionen im Fokus. Schnell wurde klar, dass sich an vielen Themen im letzten halben Jahr nichts geändert hat: Die Technik ist weiterhin stark fehleranfällig, insbesondere dort, wo in den Reisezentren mit WLAN-Verbindungen gearbeitet werden muss. Der Personalbestand der Reiseberatenden ist weiterhin unter Plan und die Folge hieraus sind auch weiterhin Reduzierung von Öffnungszeiten oder gar tage- bis wochenweisen Schließungen von Verkaufsstellen, wie bspw. aktuell in Oberfranken. Dazu kommen Übergriffe verbaler und körperlicher Art, wie zuletzt im August in München, als zwei Empfangschef sowie ein Reiseberater angegriffen und verletzt wurden. In Summe kämpfen die Kolleginnen und Kollegen in den Reisezentren mit enormen Schwierigkeiten, die den Berufsalltag unnötig erschweren und nicht selten zu Überlastung führen. Daher an dieser Stelle ein Appell: Meldet Überlastungen in Euren Betrieben per Überlastungsanzeige, um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Zu diesen und vielen weiteren leider schon zum Alltag gewordenen Problemen, mit denen sich unsere Kolleginnen und Kollegen im Vertrieb herumschlagen müssen, kommt die große Ungewissheit, wo es mit dem eigenen Unternehmen in den kommenden Jahren hingeht: im Nahverkehr ist die DB Vertrieb GmbH vom Ausschreibungswettbewerb abhängig und verlor zuletzt die große Ausschreibung GoRheinland. Eine weitere große Ausschreibung steht in Baden-Württemberg vor der Tür - mit ungewissem Ausgang.
Die Fernverkehrs-Reisezentren wissen auch nicht wie es weitergeht, da der Arbeitgeber hier noch keine konkrete Strategie hat. An den aktuell knapp 80 Fernverkehrs-Reisezentren könne - aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage des Unternehmens und des Konzerns - nicht festhalten werden. Leidtragende dieser Situationen sind am Ende besonders die Reiseberatenden, aber auch alle anderen Berufsgruppen im Vertrieb, die mangels klarer Aussagen zur Zukunft des Unternehmens Tag für Tag in Unsicherheit zur Arbeit erscheinen. Die EVG bleibt auch hier natürlich gemeinsam mit den Interessenvertretungen dran!
Zweites großes Thema der Sitzung: Die kommende Tarifrunde im DB-Konzern. Da die zentrale Tarifkommission im selben Haus tagte, konnte aus erster Hand zu den neuesten Entwicklungen berichtet werden. Ein Thema, dass die Reiseberatenden schon seit vielen Jahren umtreibt ist die gleiche Eingruppierung von Reiseberatenden. Im Rahmen großer Tarifrunden war dies bisher leider nicht möglich umzusetzen. Jedoch gibt es Möglichkeiten, innerhalb des eigenen Betriebes auf dieses Thema Druck auszuüben: bspw. führen Reiseberatende regelmäßig Tätigkeiten durch, die eigentlich nicht in ihren Aufgabenbereich fallen. Die ZFG rät, sich auf die Tätigkeiten zu beschränken, die laut Stellenbeschreibung vorgesehen sind. Eine weitere Möglichkeit, dieses Thema aufzugreifen, böte sich auch auf Unternehmensebene mit Hilfe des Tarifvertrages Arbeit 4.0.
Die zentralen Fachgruppen Reiseberater und Vertrieb werden auf jeden Fall nicht müde, ihre Themen voranzutreiben und ihre Bedürfnisse und Forderungen zu platzieren. Für 2025 sind bereits die nächsten Sitzungen im März und September terminiert, und interessierte Kolleginnen und Kollegen aus den Vertriebs-Betriebsgruppen, die sich ebenfalls in den ZFG engagieren möchten, können sich gerne dazu mit ihren Betriebsgruppenvorständen in Verbindung setzen.