Teil-Betriebsversammlungen: DB Cargo hinterlässt sprachlose Beschäftigte

Am 11. und 12. November haben in Mainz-Bischofsheim und Kassel Teil-Betriebsversammlungen stattgefunden. Zwei Tage, zwei Standorte, ein bedrückendes Fazit: Die Stimmung unter den Beschäftigten der DB Cargo AG ist am Tiefpunkt.

Auf den Teil-Betriebsversammlungen des Wahlbetriebs C4 in Mainz-Bischofsheim und Kassel informierte der Betriebsrat über die aktuelle Lage im Unternehmen - und die lässt viele Kolleginnen und Kollegen fassungslos und sprachlos zurück.

Betriebsratsvorsitzender Ingmar Pfaff zeichnete ein klares Bild der vergangenen Monate: Er rekapitulierte die Entwicklungen, die zur - von der EVG geforderten - Abberufung der bisherigen Cargo-Chefin Sigrid Nikutta geführt hatten. Außerdem berichtete er über die Zusammenarbeit mit dem hessischen Wirtschaftsministerium und über die unterschiedlichen - oder eben ausgebliebenen - Reaktionen auf die 60 Brandbriefe an Bundestagsabgeordnete aus Hessen und Rheinland-Pfalz.

Mit dem Wechsel an der Unternehmensspitze - Bernhard Osburg folgt auf Sigrid Nikutta - eröffnet sich theoretisch die Chance auf einen Neuanfang. „Es kann nicht nur darum gehen, Ende 2026 eine schwarze Null zu erreichen“, so Pfaff. „Wir müssen uns jetzt fragen: Wie soll DB Cargo in zehn Jahren aussehen und womit will das Unternehmen dann Geld verdienen? Entwickeln statt Abwickeln muss die Devise sein!“

Dafür brauche es ein stabiles Zielbild, von dem aus die richtigen Maßnahmen abgeleitet werden. Die Ablösung von Nikutta sei „längst überfällig“ gewesen - doch auch unter neuem Vorstand müsse sich erst zeigen, ob der Kurs wirklich geändert werde.

„Führungskräfte im vorauseilenden blinden Gehorsam - das muss gestoppt werden!“

Zwar ruhten aktuell viele der umstrittenen Maßnahmen, doch einzelne Führungskräfte setzten sie im „vorauseilendem blinden Gehorsam“ fort. „Das muss gestoppt werden!“, machte Pfaff deutlich. Der neue Vorstand müsse dafür sorgen, dass Fehlentwicklungen gestoppt werden und Vertrauen wieder wachsen kann. Denn DB Cargo bleibt ein Krisenfall - und ein echter Neuanfang wird kein leichter Weg.

Beschäftigte weiter im Ungewissen

Besonders kritisch: die Zukunft der Kombiwerkstatt in Mainz-Bischofsheim. „Viele Beschäftigte wissen bis heute nicht, wie es weitergeht. Das ist ein unhaltbarer Zustand für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort,“ so Pfaff. Auch am Standort Kassel und anderswo drohen weitere, mögliche Einschnitte. Wie stark und in welchem Umfang werden erst die Verhandlungen der kommenden Wochen zeigen.

Ein tragfähiges Konzept für den Einzelwagenverkehr (EV) fehlt weiterhin. Dabei ist gerade dieser Bereich zentral für die Verkehrswende und den Klimaschutz. Deutschland braucht eine funktionierende Güterbahn - mit einer starken DB Cargo an der Spitze. Hier ist auch der Bundesverkehrsminister gefragt: Er muss klare politische Leitlinien setzen, damit der Schienengüterverkehr nicht weiter kaputtgespart wird. Der Betriebsratsvorsitzende kritisiert, dass er bislang noch immer keine Reaktion des Verkehrsministers auf seinen Brandbrief erhalten habe.

„Die Unkultur muss enden!“

„Die Unkultur, die zuletzt bei DB Cargo herrschte und kaum noch ehrlichen Austausch zuließ, muss endlich ein Ende haben“, betonte Pfaff. Der bisherige Vorstand habe die Beschäftigten „auf ganzer Linie verloren“. Veränderungen gegen die Interessenvertretungen durchzusetzen, könne nicht gelingen. Nur mit gegenseitigem Vertrauen und sozialpartnerschaftlichem Miteinander könne die Wende gelingen - und dieses Vertrauen müsse sich der neue Vorstand erst wieder hart erarbeiten.

Die Reaktionen auf beiden Versammlungen sprachen Bände: Resignation. Schweigen. Kein Vertrauen. Viele Beschäftigte haben das Gefühl, das Unternehmen habe sie aufgegeben – und das sei, so Pfaff, „Gift für jede Organisation“.

„Wir haben nur noch eine Chance“

DB Cargo ist weiter in der Krise. Die kommenden Tage und Wochen werden über die Zukunft des Unternehmens entscheiden. Es wird Veränderungen geben müssen - aber sie müssen zielgerichtet, sozialverträglich und zukunftsorientiert sein.

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„Wir glauben an eine Zukunft für eine starke DB Cargo. Aber wir haben nur noch diese eine Chance – und diese werden wir nicht ungenutzt lassen.“

Ingmar Pfaff, Betriebsratsvorsitzender DB Cargo Wahlbetrieb C4