Schneechaos: „Was die leisten, ist echt krass…“

Tagelanger Schneefall, eingestellter Zug- und Busverkehr, steckengebliebene Züge. So sieht der Winter in Teilen Deutschlands aus. Aktuell vor allem in Bayern und dem Harz. Damit die BOB und die HSB schnell wieder fahren können, gehen die Kolleginnen und Kollegen teils an ihre Grenzen.

„Wann wieder ein Zugbetrieb möglich ist, können wir nicht sagen“, sagt Torsten Leuschner, Lokführer und Vorsitzender des Betriebsrates bei der Bayerischen Oberlandbahn. Schneeberge, umgestürzte Bäume oder Eisplatten müssen von den Gleisen beseitigt werden. Mache aber nur Sinn, wenn der Schneefall nachlasse, sagt Leuschner. Pendler und Reisende fluchen. Auch der Schienenersatzverkehr von Regionalverkehr Oberbayern (RVO) musste eingestellt werden. Betroffen davon sind neben den Fahrgästen auch die Kolleginnen und Kollegen selbst. In der betroffenen Region sitzen sie an Bahnhöfen, in Depots oder in Werkstätten fest. Ein Heimweg momentan unmöglich. Sie sind sauer. Die DB habe zu spät reagiert, so ihre Kritik. „Ausbaden müssen wir das“, merkt Torsten an. Für die Fahrgäste zählt nur, dass die BOB nicht fährt. Die Hintergründe spielen für sie keine Rolle.

Alle Mitarbeiter/-innen wissen um die Brisanz der Situation. Freiwillig unterstützen sie ihre Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Bahn beim Beräumen der Gleise; sie schaufeln, schieben und fegen Schnee. Sie beseitigen Bäume von den Bahnanlagen; befreien Bahnhöfe und Hausdächer von den weißen Massen. 

Diese Situation erfordert Geduld und Entgegenkommen. Fahrgäste, Beschäftigte und Arbeitgeber sitzen quasi in einem Boot. Der Betriebsrat der BOB hat deswegen bereits vor einigen Tagen mit der Geschäftsleitung ausgehandelt, dass die Beschäftigten für die Zeit der Wetterkapriolen spontan Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen könnten.

Auch im Harz ist die (Schnee-) Hölle los. Tief "Benjamin" sorgt für so viel Schnee, dass ein Zug der Harzer Schmalspurbahn (HSB) auf der Strecke zum Brocken steckenblieb. Nur eine Lok mit Schneefräse schaffte es, einige freigeschaufelte Waggons mit 60 Fahrgästen wieder heil ins Tal zu bringen. Die Schneehöhe hat jetzt die Dachkante der Waggons erreicht. Seit Mittwoch versuchen Beschäftigte, teils von Hand, die Dampflok und drei Waggons freizubekommen. „Das ist Schwerstarbeit und verdient absoluten Respekt“, sagt Michael Kröber, der Vorsitzende des Betriebsrates der HSB in Wernigerode.

Auch bei der HSB ruht wegen der Schneestürme der Bahnbetrieb. Ebenso auf den Strecken zwischen Eisfelder Talmühle, Stiege und Hasselfeld. Von der HSB-Lehrwerkstatt in Wernigerode fiebert Kees de Vries mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Einsatz mit. „Was die unter diesen Bedingungen leisten, ist krass“, sagt der Eisenbahner in Ausbildung. Fahrdienst und Werkstatt seien in diesen Stunden nur notdürftig besetzt. Alle anderen ackern am verwehten Zug und blockierten Gleisen. „Jeder ist voll dabei“, bestätigt Michael Kröber. „Das ist für unsere Leute Ehrensache“. 

Bilder von der eingeschneiten Brockenbahn sind unter anderem auf der Webseite der Mitteldeutschen Zeitung zu finden.