OV Ulm: Informationsnachmittag in der KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg

Ein Informationsnachmittag der besonderen Art erwartete die Teilnehmenden bei einer Führung durch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Oberer Kuh. Die fachkundige Führung übernahm Hans-Georg Butz, Mitglied der Ortsseniorenleitung Ulm.

Nicht einmal zwei Wochen nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 errichtete das nationalsozialistische Regime im Zuge der Machtübernahme ab Mitte März überall im Deutschen Reich Lager zur Ausschaltung seiner politischen und weltanschaulichen Gegner:innen. 

Zwischen November 1933 und Juli 1935 waren etwa 600 Männer im Alter zwischen 17 und 71 Jahren im Konzentrationslager Fort Oberer Kuhberg untergebracht. Sie lebten in den unterirdischen Festungsgängen der ehemaligen Bundesfestung Ulm. Diese feuchten und kalten Räume ohne Heizung und Sanitäranlagen waren nicht zur Unterbringung von Menschen verwendet worden. Ein Häftlings-Vorabkommando musste die notdürftigen Unterkünfte errichten, bevor das Lager im Dezember 1933 eröffnet wurde. 

Die Häftlinge, von denen heute etwa 400 mit Namen und Lebensdaten bekannt sind, entstammten weitgehend der württembergischen KPD und SPD. Ab 1934 kamen aber zunehmend auch parteipolitisch nicht organisierte Systemgegner (oft als „Asoziale“ denunziert) und weltanschauliche Gegner wie z.B. drei katholische Pfarrer und ein Vertreter einer evangelischen Freikirche dazu. 

Als führende Repräsentanten ihrer Parteien waren hier auch Kurt Schumacher als SPD-Reichstagsabgeordneter und Alfred Haag als KPD-Landtagsabgeordneter inhaftiert. Sie waren besonderen Schikanen ausgesetzt, etwa durch die Unterbringung in Einzelhaft-Zellen. 

Hans-Georg Butz zeigte auch die damalige gesellschaftliche und politische Situation auf. Der aktuelle Rechtsruck innerhalb der deutschen Gesellschaft zeigt, dass rechtsextremen Einstellungen und Meinungen in Deutschland an Popularität gewinnen.