KVB: „Die EVG lenkt die Dinge in die richtige Richtung“

Einiges im Busch bei der KVB: Die langen Erstattungszeiten haben viele Mitglieder verärgert - und im kommenden Jahr steht eine Änderung bei der Pflegeversicherung an. Doch allmählich kommt die KVB wieder in ruhiges Fahrwasser, sagt Michael Welon-Neuer, Hauptversichertensprecher und KVB-Vorstandsvorsitzender, im imtakt-Interview.

imtakt: Zunächst, aus aktuellem Anlass natürlich die Frage, wie es derzeit mit den Erstattungszeiten aussieht. Gibt es hier Neuigkeiten?

Welon-Neuer: Wir sind auf einem guten Weg und die Prognose ist, dass wir ungefähr bis Pfingsten wieder einen Stand erreichen, der deutlich unter den satzungsgemäßen 28 Tagen liegt. Dass unsere Maßnahmen bei den Versicherten bereits ankommen, merke ich zum Beispiel daran, dass mich weniger Beschwerdeanrufe und -Mails erreichen. Die Zufriedenheit mit den Erstattungszeiten macht sich also bemerkbar. Übrigens möchte ich an der Stelle ganz klar noch eines sagen: Was die Beschäftigten der KVB in den letzten Wochen geleistet haben, ist herausragend. Nur so war es möglich, den Stau an Anträgen anzuarbeiten. Ich sage: Hut ab!

imtakt: Es gibt also Hoffnung, dass wir sehr bald aus der Misere mit den Erstattungszeiten raus sind und unsere Kolleg:innen schnellstmöglich ihre Auslagen zurückbekommen.

Welon-Neuer: Nun, eine Glaskugel habe ich natürlich nicht, aber da wollen wir hinkommen und sogar noch weiter. Wir wollen wieder dahin kommen, wo wir im Sommer letzten Jahres waren. Da lagen wir so um die 13 bis 14 Tage Erstattungszeit, was wirklich ein sehr sehr guter Wert ist. Und wir haben aus diesem Schlamassel gelernt und Rückfallebenen eingebaut, damit - falls eine solche Situation nochmals auftritt - wir auch hier schneller eingreifen können.

Hier hat die EVG gut mit uns zusammengearbeitet und sich vehement eingebracht, damit es wieder besser läuft. Gemeinsam haben wir einen Runden Tisch vereinbart, um zu klären, weshalb die Sachen passiert ist und dann die Gewerkschaft mitzunehmen und Hilfe zu bekommen, damit an der richtigen Stelle der Hebel angesetzt wird, damit das nie wieder vorkommt.

imtakt: Zum Thema KVB: Hier spielt ja auch das BEV immer mit, dessen Sozialeinrichtung die KVB ist. Da gibt es seit 1. April dieses Jahres einen neuen Präsidenten, Winfried Thubauville. Hattest Du schon Gelegenheit ihn kennenzulernen und wenn ja: wie ist Dein Eindruck?

Welon-Neuer: Ja, ich habe Herrn Thubauville schon kennengelernt. Er wirkt auf mich sehr sympathisch und sehr offen. Ich habe da auch gute Hoffnung, auch weil er gesagt hat, er sei nicht gekommen, um das BEV und somit auch KVB abzuwickeln, sondern um das ganze zukunftsfähig aufzubauen und das ist ja dann wirklich Musik in meinen Ohren, dann ist das doch genau der Weg, den wir haben wollen. Was das betrifft, blicke ich optimistisch in die Zukunft.

imtakt: Zum Thema Pflegeversicherung, GPV-, KVB-Dienstleisterwechsel: Es werden immer wirtschaftliche Gründe angeführt, warum der Vertrag zwischen GPV und KVB gekündigt wurde. Wie ist das zu verstehen?

Welon-Neuer: Es ist ja schon am Begriff Dienstleister erkennbar, dass die KVB als Dienstleister für die GPV gearbeitet hat und Dienstleistungen erbracht hat und dafür von der GPV einen Geld-Betrag bekommen hat. Leider war letztendlich diese Finanzierung für die KVB nicht auskömmlich. Also wir haben dafür, dass wir für die GPV gearbeitet haben, noch Geld draufzahlen müssen, das konnte nicht im Sinne unserer Versicherten sein. 

Das hat auch mit der Personalsituation zu tun: Wir haben bei den KVB-Beschäftigten einen Altersdurchschnitt von über 59 Jahren und wir müssen ja auch in die Zukunft schauen. Zu dem Zeitpunkt, wo wir den Vertrag gekündigt haben, war es aber nicht möglich von extern Personal zu gewinnen und da stellte sich die Frage, was ist in ein paar Jahren? Können wir überhaupt noch diese Aufgaben noch bewältigen? Und die Antwort war unter den gegebenen Bedingungen leider nein. Ich bedaure das auch in gewisser Weise, aber die Entscheidung wurde sehr rational gefällt und ist nun unumkehrbar.

imtakt: Nun muss diese Entscheidung also umgesetzt werden. Dazu ist vermutlich auch ein Vertrag nötig, in dem festgelegt ist, wie der Dienstleisterwechsel von der KVB zur HMM durchgeführt wird. 

Welon-Neuer: Ja, der sogenannten „Transitionsvertrag“ ist jetzt endlich unterzeichnet. Damit wurde eine Einigung gefunden, wie die Migration, also die Überleitung, der Mitgliederdaten von der KVB zur HMM erfolgt. Dies geschieht in drei Stufen und in der ersten Stufe werden ab dem 1. Juli dann die Daten derjenigen sein, die noch gar keine Pflegeleistung erhalten; die werden zuerst von der KVB zur HMM transferiert. Die betroffenen Mitglieder werden über diesen Prozess auch von GPV informiert. 

imtakt: Spielt in diesem Prozess die EVG auch eine Rolle?

Welon-Neuer: Ja, und zwar eine sehr positive. Denn sie tritt hier quasi als Vermittler und als Vertreterin der Betroffenen auf. So hat sie zum Beispiel mit den beteiligten Parteien, also vor allem der GPV und der KVB, gesprochen und mitgeholfen, einen Weg zu finden, damit die Versicherten möglichst unkompliziert und gut aufgehoben weiterhin ihre Leistungen erhalten.

Aber es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die EVG selbst keine Entscheidungen fällt. Die Kündigung des Dienstleistervertrags zwischen KVB und GPV war Sache der KVB. Die EVG spielt hier sozusagen die Rolle einer Lobbyorganisation, die die Interessen ihrer Mitglieder – also der meisten Versicherten – vertritt und in diesem Sinne sich, zum Teil auch sehr vehement, bemerkbar macht und versucht, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken.

imtakt: Du hast es oben schon angesprochen - ein Wort zur Personalsituation, zu den Beschäftigten der KVB, die ja derzeit viel aushalten müssen, angesichts von langen Erstattungszeiten und Dienstleisterwechsel in der Pflegeversicherung. Wir beklagen ja einen akuten Personalmangel bei der KVB – da ist die Rede von sehr vielen unbesetzten Dienstposten.

Welon-Neuer: Das ist wohl wahr. Und das, obwohl die Mitarbeitenden bei der KVB absolut keine Schuld trifft an dieser Misere. Im Gegenteil: Sie sind diejenigen die für die KVB die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Diese Kolleg:innen leisten gerade ihren Beitrag mehr als zur Genüge, damit wir zum Beispiel wieder auf normale Erstattungszeiten kommen. 

Das Problem mit der Personalnot liegt beim BEV. Die KVB hat nämlich keine eigene Personalverantwortung, sondern ist vom BEV abhängig und hier sage ich als Hauptversichertensprecher: Das BEV muss sich seiner Verantwortung bewusst sein, damit die KVB handlungsfähig bleibt. Und das BEV muss im Sinne der Versicherten auch alles tun, damit es rund läuft. Durch den neuen Präsidenten bin ich hier verhalten optimistisch.