Klare Worte, große Erwartungen: EVG begleitet Neuausrichtung bei DB Cargo

Rund 600 Beschäftigte, ein neuer Vorstand und viele offene Fragen prägten die große Betriebsversammlung der DB Cargo Zentrale in Mainz. Die außergewöhnlich hohe Beteiligung machte deutlich, wie groß der Bedarf nach Orientierung, Stabilität und verlässlichen Perspektiven ist.

Erstmals stellte sich der neue DB Cargo-Chef Carsten Osburg, erst seit vier Tagen im Amt, der Belegschaft. Ebenfalls anwesend war Dörte Schall, Ministerin für Arbeit und Transformation des Landes Rheinland-Pfalz.

Die Versammlung machte deutlich: Die bisherigen Veränderungen haben aus Sicht vieler Kolleginnen und Kollegen kaum spürbare Verbesserungen gebracht. Gleichzeitig sind die Erwartungen an die neue Geschäftsführung nach dem Abgang von Sigrid Nikutta groß. In der Belegschaft war neben Skepsis auch eine vorsichtige Aufbruchsstimmung und die Hoffnung auf neue Orientierung zu spüren.

Neuer Cargo Chef sucht den Dialog mit der Belegschaft

Carsten Osburg hinterließ bei seinem ersten Auftritt einen insgesamt positiven Eindruck. Anders als seine Vorgängerin, die erst nach fünf Jahren erstmals vor einer Betriebsversammlung Rede und Antwort stand, stellte er sich frühzeitig den Fragen der Beschäftigten. Offen räumte er ein, nicht aus dem Schienengüterverkehr zu kommen, betonte jedoch, dass er eine frische Sicht auf das Unternehmen mitbringe.

Osburg wurde 1968 in Duisburg geboren und lebt dort bis heute mit seiner Familie. Nach einer handwerklichen Ausbildung zum Schreiner führte ihn sein Weg über ein Maschinenbaustudium in die Industrie. Mehr als zwanzig Jahre war er für Thyssen Krupp tätig. Von 2019 bis 2024 stand er als CEO an der Spitze des größten deutschen Stahlherstellers mit rund 26.000 Beschäftigten. Eine Größenordnung, die in etwa der gesamten Belegschaft von DB Cargo in Deutschland und Europa entspricht.

Parallelen sieht Osburg auch in der Lage der Branchen. Die Situation der Stahl, Automobil und Chemieindustrie gleiche in vielen Punkten den Herausforderungen bei DB Cargo. Die Probleme dieser Industriezweige seien eine wesentliche Ursache für die schwierige Lage im Schienengüterverkehr. Er selbst bezeichnete sich als krisenerprobt und machte deutlich, dass es um viel gehe.

Warum er diesen herausfordernden Posten übernimmt, beantwortete Osburg klar. Er sei überzeugt, dass das, was DB Cargo leistet, für Deutschland und Europa, für Industrie und Mittelstand, von systemkritischer Bedeutung sei. Genau darin wolle er seine Energie investieren.

Zugleich stellte Osburg klar, dass die Analysen zum Zustand des Unternehmens vorliegen. Nun gehe es nicht mehr um weitere Konzepte, sondern um deren konsequente Umsetzung. Die notwendige Expertise sieht er bei den Beschäftigten selbst. Die Expertinnen und Experten sitzen hier im Saal, so seine klare Botschaft.

Politische Rückendeckung für Standort und Beschäftigte

Arbeitsministerin Dörte Schall unterstrich die enorme Bedeutung der DB Cargo für Wirtschaft, industrielle Lieferketten, Klimaschutz und Verkehrswende. Für Rheinland-Pfalz und insbesondere für den Standort Mainz bestehe ein hohes Interesse daran, DB Cargo zu stabilisieren und zukunftsfähig aufzustellen.

Ihre zentrale Botschaft war eindeutig: Transformation kann nur mit den Beschäftigten gelingen und niemals gegen sie. Sie betonte ausdrücklich die Rolle der Mitbestimmung und die Bedeutung der Betriebsräte als unverzichtbare Akteure im Veränderungsprozess.

EVG mit klarer Haltung und konkretem Kurs

Die EVG unterstrich auf der Versammlung, worauf es jetzt ankommt. Grundlage bleibt der Fünf-Punkte-Plan der Gewerkschaft.

  1. Neustart nur mit klarer strategischer Richtung.
  2. Effizienz ja, aber kein blindes Schrumpfen.
  3. Vereinbartes muss endlich umgesetzt werden.
  4. Die Zukunft von DB Cargo hängt an einer echten Kundenoffensive.
  5. Transformation braucht Beschäftigungssicherung, Qualifikation und verlässliche Perspektiven.

Zugleich zog die EVG eine klare Bilanz der bisherigen Transformation DB Cargo. Statt gesteuerter Entwicklung habe es einen frei laufenden Personalabbau gegeben. Vertrauen in frühere Führungsentscheidungen sei massiv verloren gegangen. Deshalb habe die EVG im Aufsichtsrat bewusst die Reißleine gezogen und Verantwortung übernommen.

EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay machte in einem Videobeitrag deutlich, dass die EVG für Stabilität, Verlässlichkeit und eine Zukunftsperspektive für DB Cargo stehe, auch wenn dies mit schwierigen Entscheidungen verbunden ist.

Verantwortung auf allen Ebenen konsequent wahrgenommen

Lars Kreer, EVG-Geschäftsstellenleiter in Mainz, betonte, dass die EVG sich ihrer Verantwortung auf allen Ebenen stellt. Im Aufsichtsrat, in den Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan sowie in der politischen und öffentlichen Auseinandersetzung. Durch Entschlossenheit und Proteste habe sich die EVG erst die Position erarbeitet, auf Augenhöhe mit dem Unternehmen verhandeln und gestalten zu können.

Zwischen Skepsis und vorsichtiger Zuversicht

Die Beschäftigten suchen nach Orientierung, nach Stabilität und nach glaubwürdigen Perspektiven. Die Erwartungen an die neue Geschäftsführung sind groß, ebenso die Forderung nach Klarheit und Verlässlichkeit. Trotz aller berechtigten Zweifel war auf der Versammlung auch eine vorsichtige Aufbruchsstimmung spürbar.

Die EVG bleibt dabei klar: Der Wandel bei DB Cargo kann nur gelingen, wenn er sozial gerecht, transparent und gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet wird.