Kirchner fordert Halbierung der Trassenpreise / Demonstration vor Strategiesitzung des Aufsichtsrates der DB AG

Rund 1.000 wütende Eisenbahnerinnen und Eisenbahner haben am Mittwochmorgen, den 8. Juni 2016, vor dem Bahntower in Berlin gegen den geplanten Schrumpfkurs bei DB Cargo demonstriert. Viele waren aus allen Teilen Deutschlands über Nacht in die Bundeshauptstadt gereist, um ihrem Unmut Luft zu machen.

Rund 1.000 wütende Eisenbahnerinnen und Eisenbahner haben am Mittwochmorgen, den 8. Juni 2016, vor dem Bahntower in Berlin gegen den geplanten Schrumpfkurs bei DB Cargo demonstriert. Viele waren aus allen Teilen Deutschlands über Nacht in die Bundeshauptstadt gereist, um ihrem Unmut Luft zu machen.

„So nicht", erklärte der EVG-Vorsitzende, Alexander Kirchner, gleich zu Beginn der Kundgebung. Im 21. Stock des Bahntowers werde nicht nur über die Zukunft von DB Cargo entschieden sondern insbesondere über die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Auch deshalb kommt ein Schrumpfkurs für uns nicht in Frage, wir setzen auf Wachstum", erklärte Kirchner unter dem Applaus der Protestierenden.

Der EVG-Vorsitzende erinnerte daran, dass auf der Schiene schon zu 90 Prozent Elektromobilität praktiziert werde. "Wer die Bilder der Überschwemmungen in den letzten Tagen im Fernsehen gesehen hat, weiß, der Klimawandel ist da", stellte Kirchner fest. Eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen sei nur durch eine drastische Verlagerung der Verkehre von der Straße auf die Schiene möglich. Auf deshalb sei der geplante Schrumpfungsprozess bei der Deutschen Bahn der völlig falsche Weg.

Kirchner forderte in diesem Zusammenhang eine Halbierung der Trassenpreise, damit die Eisenbahnen im Wettbewerb bestehen können. Hier müsse die Politik endlich ihrer Verantwortung gerecht werden.

„Hört auf die Eisenbahner und nicht auf Beratungsfirmen", rief Kirchner in Richtung Vorstand. "Wir sind nicht die Verweigerer, wir wollen verändern - aber in die richtige Richtung. Und wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen", so der EVG-Vorsitzende. Einem Konzept, dass auf Abbau setzt, würden die Arbeitnehmervertreter der EVG im Aufsichtsrat der DB AG jedoch auf keinen Fall zustimmen.

Widerstand kündigte auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Jörg Hensel, an. "Heute, das war erst der Anfang, wir können noch viel mehr", machte er deutlich. Hensel bezeichnete die von der DB AG vorgelegten Pläne zur "Zukunft Bahn" als "Irrsinn". "Güterverkehr geht anders", stellte er fest. Mehr Effektivität werde nicht dadurch erreicht, dass man beispielsweise den Lokführern nun nur noch eine Hygienepause" im Dienst erlauben wolle.

Von den anwesenden Betriebsratsvorsitzenden der DB-Cargo-Wahlbetriebe kritisierte Helmut Pohl Pläne, den Vertrieb deutlich zu reduzieren - "als ob wir nichts zu verkaufen hätten", sagte er unter dem Beifall der Demonstrierenden. Er kündigte an, sämtliche Möglichkeiten des Betriebsverfassungsgesetzes auszuschöpfen und notfalls jeden mitbestimmungspflichtigen Tatbestand gerichtlich zu erstreiten.

Dass der Weg, den die EVG eingeschlagen hat, der richtige ist, wurde im Rahmen der gut einstündigen Protestveranstaltung immer wieder deutlich. In ihren Grußworten appellieren sowohl die SPD-Bundestagsabgeordnete Anette Sawade wie auch Sabine Leidig von den Linken an den Bahnvorstand, die Ideen und Konzepte, die die Betriebsräte eigenständig als zielführende Alternative entwickelt hätten, ernsthaft zu diskutieren.

Ähnlich äußerten sich zahlreich SPD-Landesverbände und Abgeordnete, die in Grußbotschaften ihre Solidarität mit den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern zum Ausdruck brachten.

"Unsere heutige Demonstration war ein voller Erfolg, ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die nach Berlin gekommen sind. Gemeinsam kämpfen wir für unser Unternehmen, für das wir uns verantwortlich fühlen", rief er den gut 1.000 Protestierenden zu. Aus allen Wahlbetrieben waren Delegationen nach Berlin gereist, um den EVG-Vertretern im Aufsichtsrat den Rücken zu stärken und dem Bahnvorstand deutlich zu machen: so nicht.