„Infrastruktur braucht Menschen“
Am Rande der Sommertour haben wir die Gelegenheit genutzt, mit Daniel Bruskowski zu sprechen. Er ist Betriebsrat und Vorsitzender der EVG-Betriebsgruppe bei der InfraGO in Freiburg.
Daniel, vielen Dank erstmal, dass wir bei der EVG-Betriebsgruppe der DB InfraGO in Freiburg zu Gast sein können…
Umgekehrt vielen Dank für die Gelegenheit, hier über unsere Arbeit als Betriebsrat bei der DB InfraGO zu sprechen. Wir stehen aktuell vor einer Reihe großer Herausforderungen, die wir gemeinsam im Gremium und mit der Belegschaft aktiv angehen müssen.
Was sind das vor allem für Herausforderungen?
Da nenne ich mal vor allem die Umwandlung zur InfraGO. Das ist nicht einfach eine Namensänderung, sondern bringt viele strukturelle Anpassungen mit sich. Unser Anspruch als Betriebsrat ist es, diese Veränderungen eng zu begleiten und mitzugestalten, damit die Interessen der Kolleginnen und Kollegen nicht unter die Räder kommen. Dabei geht es vor allem um Fragen wie: Welche Aufgaben und Standorte werden zusammengelegt? Was bedeutet das für die Arbeitsbelastung? Wie sichern wir transparente Kommunikation und Beteiligung? Wir wollen verhindern, dass die Menschen sich einfach übergangen fühlen.
Seid ihr von Personaleinsparungen betroffen?
Das ist das nächste schwierige Thema. Hier müssen wir klar Position beziehen. Wir wissen, dass der Kostendruck groß ist, aber Einsparungen dürfen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Wir kämpfen für sozialverträgliche Lösungen, für Qualifizierung und Versetzungsoptionen, statt für einfache Streichlisten. Unsere Botschaft ist klar: Infrastruktur braucht Menschen, die sie betreiben und instandhalten – das darf nicht kaputtgespart werden.
Wie organisiert ihr euch als Interessenvertreter eigentlich in einem Flächenbetrieb wie eurem?
Uns war wichtig, die Kolleginnen und Kollegen immer direkt einzubinden und zu informieren. In einem Flächenbetrieb wie unserem keine leichte Aufgabe, denn man kann nicht überall gleichzeitig sein. Bei Fahrzeiten von über 3 Stunden in die äußersten Ausdehnungen des Netzes Freiburg in eine Richtung mussten wir uns was einfallen lassen. Deshalb haben wir 16 Teilbetriebsversammlungen und eine große Betriebsversammlung abgehalten, bei denen wir transparent über Entwicklungen gesprochen und Feedback aufgenommen haben. Außerdem geben wir monatlich unseren „Brennpunkt“ als Mitarbeiterzeitschrift heraus, in dem wir aktuelle Themen verständlich aufbereiten und Fragen aus der Belegschaft beantworten.
Darüber hinaus haben wir Betriebsräte im Südwesten uns vernetzt und zusammengetan, um gemeinsam Betriebsvereinbarungen zu verhandeln und die Probleme in der Region systematisch anzugehen und auszumerzen. Diese enge Abstimmung untereinander hilft uns enorm, mit einer Stimme zu sprechen und für alle Beschäftigten bessere Ergebnisse zu erzielen.
Wir gehen langsam auf die Betriebsratswahl zu. Wo steht ihr da als BG bei den Vorbereitungen?
Zunächst mal: Wir wollen zeigen, dass wir als Team handlungsfähig sind und die Belegschaft gut vertreten. Dabei setzen wir auch auf neue Gesichter und frische Ideen – um eine starke Liste aufzustellen und die Interessen der Kolleginnen und Kollegen offensiv zu vertreten. Denn es wird entscheidend sein, dass wir in der neuen Wahlperiode geschlossen und kompetent auftreten und für die Belegschaft ein verlässlicher Partner bleiben – gerade wenn es unbequem wird. Wir wollen hundertprozentige Transparenz und genau die Betriebsräte, die auch von der Belegschaft getragen werden. Aus diesem Grund werden wir eine echte Persönlichkeitswahl zur Wahl der EVG-Liste voranstellen und mit der daraus entstehenden Liste gegen alle sonstigen eingereichten Listen antreten. Es wird eine herausfordernde Zeit. Aber wir sehen darin auch eine Chance: die Betriebsratsarbeit noch sichtbarer, moderner und durchsetzungsfähiger zu machen. Wir wollen zuhören, mitgestalten und dafür sorgen, dass die Beschäftigten nicht auf der Strecke bleiben.