Geschäftsstelle Karlsruhe: Infotag der Lokführer in Offenburg
Letztmalig veranstaltete der bisherige EVG-Berufsgruppensprecher Georg Huber am Montag in Offenburg einen Informationstag für die EVG-Lokführer aus den Bereichen DB Fernverkehr, DB Cargo und DB Regio.
Dirk Flacke von DB Cargo berichtete aus seinem Betrieb. Die Arbeitszeitregeln in der Schweiz werden vom Arbeitgeber nicht verständlich genug bekannt gemacht. Das Projekt „Ausbildung von Spanischen Arbeitnehmern zum Lokführer“ läuft sehr schleppend. Bisher schafften nur etwa 10 % der spanischen Kollegen die Abschlussprüfung zum Lokführer, da oft die deutschen Sprachkenntnisse fehlten. Da investiert der Konzern falsch. Außerdem stellt DB Cargo auch Mitarbeiter von Subunternehmen ein.
So helfen zum Beispiel Beschäftigte der MEV aus. Bemängelt wird deren schlechte Ausbildung. Der Abgang durch den demografischen Wandel kann derzeit vom Konzern nicht aufgefangen werden, so dass akuter Personalmangel herrscht. Auch in anderen Bereichen gibt es erhebliche Mängel. Besonders der mangelhafte Grünschnitt auf den Dienstwegen sorgt für große Verärgerung bei den Lokführern, weil sie sich durch hohes Gras und Hecken durchkämpfen müssen. Angesprochen wird auch die Situation, dass Großkunden abspringen, weil die DB AG als nicht zuverlässig gilt. Das ist auch den hohen Streikausfällen der konkurrierenden Gewerkschaft geschuldet.
Das Bahnsozialwerk berichtete von der hohen Spenden-Bereitschaft für die Flutopfer in den Überschwemmungsgebieten. Dadurch sind bisher etwa 2,5 Millionen Euro von den Eisenbahnern zusammengekommen. Die EVG, das Bahnsozialwerk BSW und die DB AG hatten zu den Spenden aufgerufen. Damit wurde eindrucksvoll bewiesen, dass die Eisenbahnerfamilie zusammenhält. Der Arbeitgeber hat alle Spenden nochmal verdoppelt. Rund 400 Anträge für Hilfen aus den Spenden sind eingegangen. Die Konkurrenzgewerkschaft hat sich am Aufruf nicht beteiligt.
Uwe Müller, Betriebsrat von DB Fernverkehr Karlsruhe, berichtet, dass während der Pandemiezeit ein Großteil der Fernverkehrszüge mit sehr wenigen Reisenden gefahren wurden. Die Regierung wollte das Zugangebot möglichst aufrechterhalten und versprach einen Milliardenbetrag zur Unterstützung. Von diesem Geld ist noch fast nichts geflossen, weil die EU ein Veto einlegte. Lediglich mit einer Trassenpreissenkung war die EU einverstanden, von der jetzt alle Bahnunternehmen profitieren. DB Fernverkehr ist noch weit vom Besetzungsgrad vor der Pandemie entfernt. Im Durchschnitt sind die Züge nur zu etwa 50% besetzt. Das reicht bei Weitem nicht für einen wirtschaftlichen Verkehr aus.
Die Pünktlichkeit bei DB Fernverkehr liegt bei lediglich 76%. Das liegt an der schlechten Fahrzeugverfügbarkeit und an den vielen Baustellen im Bahnnetz. Sperrungen und Langsamfahrstellen verhindern den pünktlichen Betriebsablauf. Der Lokführermangel ist erheblich. Man hat sich entschlossen, jetzt auch Quereinsteiger zum Lokführer auszubilden. Damit wurde eine langjährige Forderung der EVG-Fachgruppe Lokführer umgesetzt. Sogar Piloten wechseln in diesen Beruf.
Michael Hänel von der Geschäftsstelle Karlsruhe gab einen Überblick über den aktuellen EVG-Abschluss und allen daraus resultierenden Zahlungen, auch vom Wo-Mo-Fonds. Tobias Kanschat vom Fonds soziale Sicherung stellte alle Leistungen vor und gab einen Ausblick auf die für 2022 vorgesehenen Veränderungen. Seitens der DEVK stellte Raimund Schmalbach die Wahlmodelle der Multipakete vor.
Der bisherige Sprecher der EVG-Lokführer, Georg Huber, wurde nach über 25 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Einstimmig gewählt übernimmt nun Dirk Flacke, ein sehr engagierter freigestellter Betriebsrat von DB Cargo, die Aufgabe. Wir wünschen ihm eine glückliche Hand und freuen uns auf seine Tatkraft im Sinne „Wir sind eine Eisenbahnerfamilie und halten zusammen“.